Das Münchner Parallel-Universum

Mit dem City-Event beginnt in München das neue Ski-Jahr. Der Parallel-Bewerb ist nicht unumstritten.

Michaela Kirchgasser hat den Jahreswechsel verschlafen. Zumindest hatte sich die Salzburger Rennläuferin vorgenommen, um zehn Uhr ins Bett zu gehen: "Wenn’s dann laut wird um Mitternacht stehe ich vielleicht noch einmal auf, aber nur kurz." Die Silvester-Verweigerung der 27-Jährigen hatte nichts mit den Resultaten auf dem Semmering (Platz 15 im RTL, Ausfall im Slalom) zu tun, sondern mit dem nächsten Rennen. Denn bereits am 1. Jänner startet der alpine Skiweltcup ins neue Jahr.

Das City-Event steht nach 2011 zum zweiten Mal in München auf dem Programm (17.45 Uhr, live ORFeins). Das K.o.- Rennen auf der über 200 Meter langen Rampe ist spektakulär. Auf 564 Meter Seehöhe blicken die Rennläufer vom Start aus auf die Zeltdach-Silhouette des Olympiaparks, bevor sie sich ins direkte Duell stürzen. Und doch wird der Bewerb nicht von allen im winterlichen Wanderzirkus begrüßt. Vor allem, weil heuer erstmals Slalom-Weltcuppunkte vergeben werden.

Kritik

"Das ist sportlich ungerecht", sagt Peter Schröcksnadel, der Präsident des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV). Auch Damen-Chef Herbert Mandl ist kein uneingeschränkter Fan des Flutlicht-Events: "Für das Publikum ist das eine tolle Sache. Aber es wird als Slalom verkauft, obwohl es keiner ist."

Durch das ausgewählte Feld der Teilnehmer werde außerdem die Disziplinen-Wertung verfälscht. Denn neben den zwölf besten Slalomläufern sind auch die vier besten Athleten der Gesamt-Weltrangliste unter den jeweils 16 Startern bei Damen und Herren. Für Österreich sind neben Michaela Kirchgasser, die beim letzten Parallel-Event in Moskau Zweite wurde, Nicole Hosp, Bernadette Schild, Carmen Thalmann und Kathrin Zettel sowie Marcel Hirscher, Mario Matt, Manfred Pranger und Reinfried Herbst am Start.

Neujahrswunder

Dabei stand vor wenigen Tagen noch eine erneute Absage des Parallel-Rennens im Raum. Frühlingshafte Temperaturen statt winterlichen Minusgraden ließen daran zweifeln, dass ein Neujahrs-Bewerb möglich sein würde. Fast mitleiderregend wirkten die Reste der weißen Schneezunge im grünen Münchner Olympiapark.

Umso überraschender kam am Freitag die Bestätigung des Spektakels. Frischer Schnee, der aus dem rund 100 Kilometer entfernten Reit im Winkl (dem Geburtsort der deutschen Olympia-Heldin Rosi Mittermaier) nach München gekarrt worden war, macht’s möglich.

Und wer weiß, vielleicht findet das Parallel-Rennen in Zukunft ja auch einmal in Wien statt. Peter Schröcksnadel kann sich das vor der Schönbrunner Gloriette vorstellen: "Warum nicht? Da hätten wir ein natürliches Gefälle und vor allem ein unvergleichliches Ambiente."

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