Stefan Kraft: "Bei Olympia ist jeder ein wenig nervös"

Stefan Kraft ist noch nicht in Olympia-Form - die Hoffnung lebt aber.
Der Olympia-Neuling Stefan Kraft ist der Hoffnungsträger beim Springen auf der Kleinschanze.

Der Salzburger ist beim heutigen Bewerb auf der Normalschanze der Hoffnungsträger des ÖSV-Quartetts."In der Weiten fehlt’s." Es ist nicht unbedingt davon auszugehen, dass Gregor Schlierenzauer auf der Schanze ein Wörtchen um die Medaillen mitredet, aber zumindest hat der Tiroler schon einmal für den Sager dieser Winterspiele gesorgt. Seit drei Wochen trägt Schlierenzauer eine Brille, und als er im Österreich-Haus auf seine Sehschwäche angesprochen wurde, antwortete der 28-Jährige treffend mit besagtem doppeldeutigen Spruch.

Es wird also wieder gescherzt im österreichischen Adlerhorst, und vielleicht ist ja genau das auch der Zugang, der wieder Flügel verleihen und Sicherheit geben kann für das Auftaktspringen auf der Normalschanze am Samstag (13.35 Uhr MEZ). "Uns hat heuer oft das Selbstvertrauen gefehlt, aber die Chancen stehen gut, dass wir jetzt wieder mit Mut und Freude springen", sagt Chefcoach Heinz Kuttin, der mit seinen Springer vor dem Saisonhöhepunkt ein Sondertraining eingelegt und auf die Teilnahme am Weltcup verzichtet hatte. "Es geht um das richtige Gefühl und die Lockerheit. Je mehr man sich auf Olympia fokussiert und versteift, desto weniger wird es dann funktionieren."

Mit Manuel Fettner (32) und Stefan Kraft (24) feiern am Samstag zwei Österreicher ihre olympische Premiere. Vor allem auf dem Salzburger Doppelweltmeister ruhen die Hoffnungen. Also sprach Stefan Kraft über ...

... die Ausgangslage
"Die Topfavoriten sind wir hier sicher nicht. Nach dem bisherigen Saisonverlauf wäre eine Medaille sogar eine Überraschung. Und eines ist auch klar: Wir werden auch ein wenig Glück brauchen, damit es klappt."

... die Olympia-Vorbereitung mit dem Sondertrainingskurs
"Man hat schon oft gesehen, dass ein, zwei Wochen Pause gut tun können. Da kriegt man dann einmal den Schädel frei, was einem sonst während der Saison oft nicht gelingt. Für mich war der Kurs extrem wichtig. Wenn du vorher von Wochenende zu Wochenende, von Wettkampf zu Wettkampf hetzt, mit dem Glauben, dass man gute Arbeit gemacht hat und dann haut es nicht hin, dann verkopft man irgendwann. Dann wird man ein bisschen blöd im Kopf. Und dann kann es auch nicht funktionieren."

... die Form der Österreicher
"Wir sind alle vier dabei, man hat im Training gesehen, dass wir mithalten können. Jeder hat gezeigt, dass er Skispringen kann. Wir haben es definitiv drauf. Jetzt gilt es für uns alle, dass wir es auch einmal im Wettkampf abrufen. Mir persönlich haben die Quali und die Trainings weitergeholfen und einen Aufschwung gegeben: Ich kann sagen, dass ich meine Siebensachen beisammen habe."

... den Bewerb auf der Normalschanze
"Grundsätzlich ist es bei mir ja so: Je größer eine Schanze ist, desto leichter tu’ ich mich. Wobei das seit der WM in Lahti auch nicht mehr so gilt. Da habe ich mich mit der Goldmedaille auf der kleinen Schanze selbst überrascht. Die Schanze hier in PyeongChang ist speziell, weil sie sehr streut. Normalerweise gibt’s auf der kleinen Schanze oft ein Zielspringen und es entscheiden die Haltungsnoten, aber das werden wir hier nicht erleben. Deshalb kann extrem viel passieren. Ich gebe es zu, ich bin ein bisschen nervös. Der Vorteil ist, dass bei Olympia jeder ein wenig nervös ist."

... das olympische Flair
"Es ist komplett etwas anderes als bei einem Weltcup oder auch bei einer WM. Allein das gemeinsame Essen in der riesigen Dining Hall. Ich habe noch so meine Probleme mit der Akkreditierung. Ich vergesse die recht gerne, und dann kommst du nirgends rein. Ich bin schon beim Frühstück vor verschlossenen Türen gestanden. Auch sonst erlebt man lustige Dinge: Mir ist ein Sportler aus Togo über den Weg gelaufen, der war sicher das Doppelte von mir, und der hat tatsächlich meinen Namen gekannt und mich mit Stefan Kraft angesprochen. Da hat’s mich dann selber einmal kurz gerissen."

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