Kim Jong-un lud südkoreanischen Präsidenten Moon ein

Kim Jong-un: Ein weiterer Schritt der Annäherung?
Kims Schwester Kim Yo-jong habe Moon eingeladen, "so bald wie möglich" nach Pjöngjang zu reisen.

Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un hat den südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in zu einem Besuch in Pjöngjang eingeladen. Kim wolle Moon "so bald wie möglich" treffen, teilte der Präsidentenpalast in Seoul am Samstag mit. Die Einladung sei von Kims Schwester Kim Yo-jong überbracht worden, die derzeit anlässlich der Olympischen Winterspiele zu Besuch in Südkorea ist.

Moon hatte Kims Schwester und Nordkoreas protokollarisches Staatsoberhaupt Kim Yong-nam zuvor in Seoul empfangen. Kim Yo-jong habe dem südkoreanischen Präsidenten einen Brief ihres Bruders übergeben, in dem er sich für bessere Beziehungen zwischen den koreanischen Nachbarstaaten ausspreche, sagte Moons Sprecher Kim Eui-kyeom.

Moon, der sich seit Langem für Verhandlungen mit Pjöngjang einsetzt, reagierte zurückhaltend auf die Einladung. Zunächst müssten die "passenden Voraussetzungen" für ein solches Treffen geschaffen werden. Er rief Nordkorea auf, sich ernsthaft um einen Dialog mit den USA zu bemühen.

Moon hatte Kim Yong-nam und Kim Yo-jong bereits am Freitag anlässlich der Olympia-Eröffnung getroffen und ihnen die Hand gereicht. Sollte Moon die Einladung annehmen, wäre er der dritte südkoreanische Präsident, der zu einem Staatsbesuch nach Nordkorea reist. Seine Vorgänger Kim Dae-jung und Roh Moo-hyun waren 2000 beziehungsweise 2007 von Kims Vater Kim Jong-il empfangen worden.

Skepsis

Das international isolierte Nordkorea hatte erst vor wenigen Wochen seine Beteiligung an dem sportlichen Großereignis bekanntgegeben. Damit kam Bewegung in den Konflikt zwischen den beiden Ländern, die sich offiziell weiterhin im Kriegszustand befinden. In den Monaten zuvor hatte Nordkorea immer wieder mit Raketen- und Atombombentests die internationale Gemeinschaft provoziert. Moon und Kim Yong-nam, Vorsitzender der Obersten Volksversammlung Nordkoreas, wohnen am Samstagnachmittag bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang dem Auftaktmatch des vereinten koreanischen Eishockey-Damen-Teams gegen die Schweiz bei, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap bekannt gab. Moons Sprecher bestätigte dies vorerst nicht. Ob ein Besuch des Matches auch durch Kim Yo-jong vorgesehen war, war zunächst nicht klar.

Die USA sehen Pjöngjangs Charme-Offensive anlässlich der Olympischen Winterspiele mit großer Skepsis. Beobachter halten die diplomatische Initiative für einen Versuch Nordkoreas, die gegen das isolierte Land verhängten Sanktionen abschwächen zu können und das Bündnis zwischen Seoul und Washington zu schwächen. Auch Teile der südkoreanischen Bevölkerung sehen die Teilnahme Nordkoreas an den Spielen und den Rummel rundherum kritisch. Als Zeichen war US-Vizepräsident Mike Pence im Rahmen der Olympia-Eröffnungsfeier in Pyeongchang den Besuchern aus Nordkorea demonstrativ aus dem Weg gegangen. Bei einem Gespräch mit Südkoreas Präsident am Donnerstag betonte Pence, dass es weiter nötig sei, mit "maximalem Druck und Sanktionen" gegen Nordkorea vorzugehen. Nordkorea arbeitet an der Entwicklung von Interkontinentalraketen, die einen Atomsprengkopf bis in die USA tragen können.

Der ewige Konflikt

Nord- und Südkorea befinden sich seit Jahrzehnten im Kriegszustand, weil am Ende des Korea-Kriegs (1950-53) von Südkorea und einer US-geführten UNO-Truppe gegen die von der Sowjetunion ausgerüsteten, kommunistischen Nordkoreaner und chinesische Truppen nur ein Waffenstillstand geschlossen wurde. Der Konflikt schaukelte sich insbesondere im Vorjahr erneut hoch, weil Nordkorea mehreren UNO-Resolutionen zum Trotz weitere Raketen- und einen erneuten Atomtest durchführte. Nordkorea behauptet, mit Interkontinentalraketen das US-amerikanische Festland erreichen zu können. Anfang des Jahres kam es zu einer Entspannung, als sich Nord- und Südkorea auf die Teilnahme einer nordkoreanischen Abordnung an den am Freitag eröffneten Olympischen Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang einigten.

Eine Phase der "Sonnenscheinpolitik" zwischen Süd- und Nordkorea, wo es zu Gipfeltreffen kam, gab es zwischen 1997 und 2007. Vom 13. bis 15. Juni 2000 hielt sich der damalige südkoreanische Präsident Kim Dae-jung in Pjöngjang auf. Gemeinsam mit Kim Jong-il, der das Atomprogramm stark vorantrieb, unterschrieb er eine "Friedenserklärung", die einer Wiedervereinung der beiden koreanischen Staaten sowie humanitärer und wirtschaftlicher Zusammenarbeit das Wort redete. Nach dem Gipfel kam es zu Zusammentreffen von Familien, die durch den Korea-Krieg getrennt worden waren. Auch der gemeinsame Industriekomplex Kaesong entstand. Dieser wurde im Streit aber vor zwei Jahren geschlossen. Kim Dae-jung erhielt für seine "Sonnenscheinpolitik" den Friedensnobelpreis.

Vom 2. bis 4. Oktober 2007 hielt sich Kim Dae-jungs Nachfolger Roh Moo-hyun in Nordkorea auf. Auch er traf Kim Jong-il. Damals liefen die Sechs-Parteien-Gespräche zwischen Nord- und Südkorea, China, den USA, sowie Japan und Russland. Damit sollte Nordkorea zur Aufgabe seines Atomprogramms im Gegenzug für Wirtschaftshilfe und Beendigung der diplomatischen Isolation Nordkoreas gebracht werden. Eine Acht-Punkte-Erklärung sah u.a. eine Ausweitung der Zusammenarbeit vor. Der Waffenstillstand von 1953 sollte durch einen Friedensvertrag ersetzt werden. Nach weiteren Atom- und Raketentests, der Amtsübernahme konservativer Präsidenten in Seoul scheiterten die Sechs-Parteien-Gespräche aber und die Entspannungsphase endete.

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