Eisschnelllauf: Herzog Fünfte über 1.000 Meter

Vanessa Herzog.
Das Podest verfehlte Vanessa Herzog damit um 49/100 Sekunden.

Vanessa Herzog hat am Mittwoch bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang die erste österreichische Medaille im Eisschnelllauf seit 24 Jahren verpasst. Die 22-Jährige landete über 1.000 Meter an der fünften Stelle. Auf Edelmetall fehlten der Tirolerin 49 Hundertstelsekunden. Gold eroberte die Niederländerin Jorien ter Mors in neuer olympischer Rekordzeit von 1:13,56 Minuten.

Die "Oranjes" schwimmen damit nach dem fünften Triumph in der fünften Eisschnelllauf-Entscheidung im Gangneung Oval weiter auf der Erfolgwelle. Die Japanerinnen Nao Kodaira (+0,26 Sek.) und Miho Takagi (+0,42 Sek.) schnappten sich Silber und Bronze. Den alten Rekord von Chris Witty - aufgestellt 2002 in Salt Lake City - drückte Ter Mors gleich um 27 Hundertstel.

"Zeiten waren sauschnell"

Die Leistungen der Konkurrenz musste Vanessa Herzog neidlos anerkennen. "Die Zeiten waren generell sauschnell", betonte die 22-Jährige unmittelbar nach dem Rennen. Auch ihr Trainer und Ehemann Thomas war von der Konkurrenz beeindruckt. " Jorien hat eine Traumzeit ausgepackt. Es wäre sich für eine Medaille realistisch nicht ausgegangen. Die sind im Moment stärker." Selbst, dass die rot-weiß-rote Athletin nur neun Zehntel über ihrem österreichischen Rekord geblieben war, half nicht.

Bei ihrem ersten Auftritt in Südkorea hatte sich Herzog die größten Chancen auf eine Medaille ausgerechnet. Der Wettkampf war letztlich aber auf noch höherem Niveau als erwartet. "Diese Leistung von Jorien ter Mors hat keiner erwartet. Und Takagi ist gestartet, wie ich sie noch nie gesehen habe", gab der Coach zu. Die Grippeerkrankung vor Olympia habe sich nicht auf die Leistung der ÖOC-Teilnehmerin ausgewirkt. "Nach der Grippe bin ich froh, dass ich das so gut rübergebracht habe."

Vorwerfen kann sich die Österreicherin als Fünfte nichts, zumal auch im Vorfeld eine Platzierung zwischen eins und sechs als realistisch eingestuft wurde. "Die Zeit war mega gut. Mit der Platzierung darf man auch nicht unzufrieden sein." Der schnelle Start kostete die mittlerweile zweifache Olympia-Teilnehmerin am Ende Kräfte. Herzog lief in einem Paar mit Weltrekordlerin Kodaira. "Es war geplant, ungefähr gleich schnell zu beginnen wie meine Gegnerin. Vielleicht war das etwas zu schnell für mich."

Weitere Chance am Sonntag

Die einzige rot-weiß-rote Dame in den olympischen Eisschnelllauf-Bewerben bekam bereits vor ihrem Lauf mit, dass eine exorbitante Leistungssteigerung für eine Medaille nötig sein würde. Das Weltklasserennen mit olympischem Rekord von ter Mors versuchte die Tirolerin aber nicht an sich heranzulassen. "Man versucht, nicht zu viel auf die Gegnerinnen zu achten und das auszublenden", betonte sie.

In der Schlussrunde machte sich bei Herzog der Mann mit dem Hammer bemerkbar. "Nach ungefähr 700 Metern ist es sehr zach geworden. Da war mir schon voll schwindlig", sagte die zweifache Weltcupsiegerin. Sie versuchte dennoch, durchzuziehen: "Aufgeben tut man nicht bei einem Rennen." Auch der Trainer erkannte, dass die Kräfte mit Fortdauer schwanden. "Ich habe schon gesehen, wie sie bei mir auf der letzten Wechselgeraden vorbeigekommen ist, dass das richtig zach wird."

Einen weiteren Angriff auf die ersehnte Medaille startet die 22-Jährige am Sonntag über 500 Meter - jener Disziplin, in der sie sich im Jänner zur Europameisterin krönte. "Ich würde sagen, das wird ähnlich. Wenn man 500 fahren kann, ist der 500er einfacher", blickte Herzog bereits voraus. Das bedeutet allerdings nicht, dass Fehler erlaubt sind. "Es muss jeder Schritt passen, denn dazu ist das Rennen viel zu schnell vorbei."

"Ich habe noch genügend Zeit"

Die Zielsetzung für kommenden Sonntag ist unverändert. Erneut peilt die Tirolerin eine Platzierung in den besten sechs an. Auch ihr Gatte rechnet mit guten Chancen auf der kürzesten Distanz. "Über 500 Meter erwarte ich mir schon wieder, dass wir in die selben Platzierungen reinfahren." Wichtig sei nach der hohen Belastung eine gute Regeneration. "Heute setze ich mich noch aufs Rad, weil die Beine echt kaputt sind", schilderte die Hoffnungsträgerin ihren Plan. Bereits am Donnerstag wird wieder trainiert. Zum Abschluss bestreitet Herzog am Samstag nächster Woche, 24. Februar, den neu ins Olympia-Programm aufgenommenen Massenstart.

Sollte es bei den Spielen von Pyeongchang noch nicht mit eine Medaille klappen, stehe ihr trotzdem eine aussichtsreiche Zukunft bevor. "Als Eisschnellläufer hat man das beste Alter mit 27 oder 28 Jahren. Ich habe noch genügend Zeit", gab sich die Österreicherin gelassen. Zwei bis drei Teilnahmen peile sie noch an.

Das imposante Gangneung Oval war am Mittwochabend (Ortszeit) bestens besucht. Kein Wunder, hat Eisschnelllauf doch im Gastgeberland einen hohen Stellenwert. "Die Koreaner sind ein Wahnsinn. Das ist hier wirklich ein Nationalsport", war auch Herzog beeindruckt.


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