Was läuft schief bei Österreichs Skispringern?

Wo ist nur die Form geblieben? Bei Gregor Schlierenzauer sind die Leichtigkeit, Sicherheit und Souveränität früherer Tage wie verflogen.
Österreichs Überflieger sind wieder auf Normalmaß gestutzt.

Es war in der Stunde der größten Triumphe, als Ernst Vettori im Jubel über Österreichs Superadler auf die Euphoriebremse trat und die Öffentlichkeit schon einmal vor einer Dürreperiode warnte. "Solche Erfolge dürfen nicht als selbstverständlich gesehen werden", mahnte der ÖSV-Sportdirektor 2011 in Oslo, nachdem seine Springer fünf von sieben möglichen Medaillen geholt und in allen Bewerben den Weltmeister gestellt hatten. "Das wird nicht ewig so weitergehen."

Vier Jahre später ist nun eingetreten, was Vettori seinerzeit schon prophezeit hatte. Die Ära der Superadler, die Zeiten, in denen den Österreichern die Triumphe, Titel & Trophäen nur so zugeflogen sind, als sie die Lufthoheit im Skispringen hatten, sie sind vorbei. Das hat sich spätestens bei dieser WM gezeigt, als Stefan Kraft (3.) auf der Normalschanze als einziger Österreicher in den Top 20 landen konnte und die Herren im Mixed-Teambewerb als schwaches Geschlecht die fix eingeplante Medaille verspielten.

Österreicher überflügeln Österreich

Was läuft schief? Warum sind die Österreicher nicht mehr das Maß aller Skisprung-Dinge? Und finden die ÖSV-Adler bis zu den Bewerben auf der Großschanze (Donnerstag Einzel, Samstag Team) noch zurück zur Form?

Ganz aus heiterem Himmel kommt der Absturz der Höhenflieger nicht. Er hat sich vielmehr schon angedeutet: Schon als die ÖSV-Springer 2014 keine olympische Einzelmedaille gewinnen konnten, wurde klar, dass die Konkurrenz mächtig aufgeholt hat.

Es ist für das ÖSV-Team jedenfalls einiges zusammengekommen: Da haben Mitglieder der Erfolgsgeneration (Morgenstern, Loitzl, Koch) die Karriere beendet; da gibt’s ein neues Bindungssystem, das vielen Athleten auf die Sprünge geholfen hat, andere aber zu blockieren scheint (Gregor Schlierenzauer); da sind österreichische Trainer, die den Deutschen (Werner Schuster) und Norwegern (Alexander Stöckl) Flügel verliehen haben. Und da ist auch ein Superstar, der nur mehr ein Schatten seiner selbst ist: Nur sieben Mal ist Schlierenzauer in den vergangenen zwei Saisonen aufs Podest gesprungen. Zum Vergleich: 2012/’13 hatte er allein zehn Siege gefeiert.

All das gibt wenig Hoffnung auf eine Fortsetzung der goldenen Erfolgsserie. Seit 2005 hat Österreich noch bei jeder WM den Teambewerb gewonnen, doch angesichts der Formschwäche und Verunsicherung einiger Springer – Andreas Kofler ist gar schon aus Falun abgereist – scheint diesmal sogar eine Teammedaille ungewiss.

Heinz Kuttin ist bewusst, dass sich seine Athleten – mit Ausnahme von Kraft – nicht auf der Höhe befinden. "Wir müssen die Jungs auf Vordermann bringen, damit sie wieder die Lockerheit bekommen", sagt der Chefcoach. "Die Hoffnung, während der WM in Form zu kommen, gibt man nie auf."

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