Schlierenzauers Rückkehr ins Rampenlicht

Gregor Schlierenzauer
Gregor Schlierenzauers Silbermedaille stärkt die Zuversicht der Österreicher für den Teambewerb am Samstag.

Es gab schon Zeiten, da kam Gregor Schlierenzauer nach einem zweiten Platz kein Lachen aus. Zweiter zu sein, das hieß in seiner Welt, erster Verlierer zu sein. Getreu seinem Motto: "Ich vergönne es jedem, aber mir selbst am meisten."

Als Gregor Schlierenzauer jetzt aber im WM-Bewerb auf der Großschanze Zweiter wurde, da gab es keinen Groll, dass er einem anderen (Severin Freund) den Vortritt lassen musste. Vielmehr kam der 25-Jährige aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus und jubelte ausgelassener und authentischer als nach vielen seiner 53 Weltcupsiege. "Dieser zweite Platz glänzt mehr als so manche Goldmedaille", gab Schlierenzauer zu. "Denn diese Medaille war nicht aufgelegt."

Von aufgelegt konnte gar keine Rede sein. Nach den bisherigen Auftritten in Falun hatten die Reporter bereits einen Abgesang auf den Superstar vorbereitet, und keine Lobeshymne. Wo ihn doch sogar die eigenen Teamkollegen und die Betreuer nicht auf der Rechnung hatten. "Er verblüfft mich. Wie hat er das nur gemacht", wunderte sich Michael Hayböck.

Gefühlssport

Die unerwartete Wiederauferstehung von Schlierenzauer macht wieder einmal deutlich, wie sensibel der Skisprungsport samt seinen Protagonisten doch ist. Es gibt kaum einen anderen Sport, in dem der Grat zwischen Absturz und Höhenflug so schmal ist und in dem Winnertypen über Nacht zu Platzspringern werden – und umgekehrt. "Es müssen bei uns einfach so viele Puzzleteile zusammenpassen",erklärt Schlierenzauer. "Und das Wichtigste ist der Kopf. Skispringen ist eine absolute Gefühlssportart. Wenn du dieses Feeling nicht hast, dann beißt du dir die Zähne aus."

Es war ein neuer Sprungski, der Schlierenzauer wieder Flügel verliehen, und ihm dieses altbekannte Gefühl der Sicherheit und Souveränität verliehen hat. "Ich habe plötzlich gespürt, das ist es jetzt wieder."

Die Silbermedaille hat nicht nur Schlierenzauer gut getan, sie sollte dem gesamten österreichischen Team auf die Sprünge helfen. Nach der Enttäuschung im Mixed-Teambewerb (Rang vier) hatten die ÖSV-Springer bereits Gegenwind verspürt. "Für das Team ist das eine Befreiung", weiß auch Schlierenzauer.

Und spätestens seit dem Bewerb auf der Großschanze, bei dem drei ÖSV-Springer in den Top 14 landeten, darf wieder auf ein Happy End im Teambewerb am Samstag gehofft werden. Seit 2005 ist die österreichische Mannschaft bei Weltmeisterschaften ungeschlagen, Schlierenzauer ist der Einzige, der noch aus dem Gold-Team von 2013 dabei ist. "Wir haben eine gute Chance", sagt er, "aber wir dürfen uns nichts erlauben."

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