ÖSV-Chefcoach Kuttin zog zufrieden WM-Bilanz

Ruhepol: Heinz Kuttin (44) tut der österreichischen Skisprung-Mannschaft mit seiner uneitlen und unaufgeregten Art sehr gut.
"Wir hatten harte Tage, aber wir haben das sehr gut gemacht", resümiert Heinz Kuttin.

Heinz Kuttin war die Erleichterung anzumerken. Mit drei Medaillen haben seine Springer die Erwartungen von Verbandsboss Peter Schröcksnadel erfüllt und sogar einen Podestplatz mehr geholt, als vor zwei Jahren bei der WM in Val di Fiemme. Vor allem die abschließende Silbermedaille im Teambewerb, bei dem Österreich mit drei WM-Novizen (Kraft, Poppinger, Hayböck) vertreten war, sorgte für Genugtuung. "Wir sind sehr happy, dass es so ausgegangen ist", erklärte Kuttin.

Es war kein leichtes Erbe, das der Kärntner da im vergangenen Frühjahr angetreten hat. Unter Vorgänger Alexander Pointner hatten Österreichs Skispringer in den vergangenen zehn Jahren alles abgeräumt, was es in der Welt der Schanzen zu gewinnen gibt. Von Kuttin wurde in der Öffentlichkeit nicht weniger erwartet, als diese Erfolgsserie zu prolongieren und weitere Höhenflüge folgen zu lassen.

Schwieriger Start

Und als wäre das ohnehin nicht schon Druck genug gewesen, musste der 44-Jährige seine Mannschaft auch noch einer radikalen Frischzellenkur unterziehen – notgedrungen. Immerhin vollzogen mit Martin Koch, Thomas Morgenstern und Wolfgang Loitzl gleich drei Leistungsträger und Erfolgsgaranten der vergangenen Jahre den Absprung ins Privatleben. Dazu noch das hartnäckige Formtief von Thomas Diethart im Jahr eins nach dem Tourneesieg, der Leistungsabfall von Andreas Kofler und die verlorene Leichtigkeit und Sicherheit bei Superstar Gregor Schlierenzauer – schwierigere Voraussetzungen hätte es gar nicht geben können.

Umso erstaunlicher, wie oft Heinz Kuttin in diesem turbulenten Premierenjahr als österreichischer Cheftrainer dann doch schon Grund zum Jubeln hatte. Es begann bereits mit dem überraschenden Tourneesieg von Stefan Kraft und ging nun weiter bei der Nordischen Weltmeisterschaft in Falun, während der Kuttin und die Österreicher zeitweise enormen Gegenwind verspürt hatten. Der schwache Auftritt im Mixed-Teambewerb und das mannschaftliche Abschneiden auf der Normalschanze, wo Kraft (Bronze) als einziger ÖSV-Adler in den Top 20 gelandet war, hatte die Österreicher vor den Wettkämpfen auf der Großschanze bereits unter Zugzwang gesetzt.

Aber auch in dieser Situation blieb Kuttin seiner Linie treu und die Ruhe in Person und ließ sich nicht zu Aktionismus, Aufregung und Panikaktionen hinreißen. "Wir wissen, was wir können."

Happy End

Und tatsächlich wuchsen dann Sorgenkind Gregor Schlierenzauer über Nacht Flügel (Einzelsilber) und auf einmal befand sich die gesamte Mannschaft im Aufwind, wie der zweite Platz im Teambewerb zeigte. "Mir gefällt, wie die Jungen Verantwortung übernehmen und sagen, ich will unbedingt. Das ist wichtig, so kann man großartige Erfolge erzielen", lobte Kuttin.

Vor allem die Leistung von Manuel Poppinger in diesem Teamwettkampf ist nicht hoch genug einzuschätzen: ein dünnes Nervenkostüm und fehlende Konstanz waren dem WM-Debütanten oft nachgesagt worden, doch dann war es ausgerechnet Poppinger, der mit einem beeindruckenden Finalsprung den Weg zur Silbermedaille geebnet hat. "Dabei hatte ich gar nicht gerechnet, dass ich überhaupt bei dieser WM dabei sein würde."

Coach Kuttin ("wir hatten harte Tage, aber das haben wir sehr gut gemacht") und ÖSV-Direktor Ernst Vettori reisten mit einer positiven Bilanz aus Falun ab. "Es ist natürlich nicht alles gelungen, dass es auf der Großschanze geklappt hat, war für uns wichtig", so Vettori.

Die Luft ist bei den Österreichern nach dem Saisonhöhepunkt aber noch nicht draußen. Vor allem Stefan der Erfolgshunger von Stefan Kraft ist ungestillt. Der 21-Jährige hat noch die große Kristallkugel im Visier. Auf den Weltcupleader Peter Prevc (SLO) fehlen ihm vor den letzten sieben Springen gerade einmal 57 Punkte.

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