Nordisch kombinierende Routiniers

Nordisch kombinierende Routiniers
Österreichs routinierte Stars in der Nordischen Kombination setzen auch beim Weltcup in Seefeld auf ihren Erfahrungsschatz.

Er sagt Dinge wie: "Erster zu sein ist ja nichts Schlimmes." Oder: "Das Mitschwimmen macht keinen Spaß." Und: "Der Schlüssel ist die Geduld." Das kommt einem irgendwie bekannt vor, alles schon einmal da gewesen, alles bereits einmal gehört. Wäre da nicht dieser Kitzbüheler Dialekt, man könnte tatsächlich meinen, Felix Gottwald hätte zum Volk gesprochen.

Es ist kein Zufall, dass sich David Kreiner anhört wie Felix Gottwald. Die beiden waren langjährige Weggefährten und bildeten in den letzten Wintern eine erfolgreiche nordische Kombination – als Trainingsgemeinschaft und Teamkollegen bei den goldenen Momenten (Olympiasieg 2010 in Vancouver, zwei Mal WM-Gold mit der Mannschaft 2011 in Oslo).

Nach Gottwalds Karriereende wandelt Kreiner nun auf den Spuren des langjährigen Erfolgsgaranten, und in vielen Aussagen des Tirolers ist sein Spezi und Mentor wiederzuerkennen. "Natürlich wurmt’s mich sportlich", erklärt Kreiner vor dem Heimweltcup in Seefeld, "aber ich will mich jetzt auch nicht großartig verkrampfen." Nur weil ein 17. Platz bislang als Highlight herhalten muss.

Methusalem

Aus David Kreiner spricht die Gelassenheit des Routiniers, der 30-Jährige geht inzwischen in seine 15. Weltcup-Saison – und damit gehört er noch lange nicht zum alten Eisen, geschweige zu den Methusalems der Kombi-Branche. Im Gegenteil: Von Österreichs erfolgreicher Kombinierer-Clique ist nur Bernhard Gruber (29) jünger. Den Rest bilden erfahrene Haudegen wie Mario Stecher, Christoph Bieler (beide 34) oder Willi Denifl (31).

Routine ist längst unverzichtbar in der Nordischen Kombination, die sich in den letzten Jahren immer mehr zu einer Disziplin für starke Langläufer entwickelt hat. „Früher hattest du als guter Springer fünf Minuten Vorsprung auf die schlechtesten, heute nicht einmal mehr zwei Minuten“, erzählt der leidenschaftliche Weitenjäger Bieler, der sich den modernen Anforderungen anpassen musste und auf seine alten Tage noch zum guten Langläufer avancierte.

Generationswechsel

"Bieler und Stecher sind vermutlich so stark wie noch nie zuvor in ihrer Karriere", lobt denn auch Cheftrainer Bard Elden, der am Freitag die Teams Gruber/Stecher und Kreiner/Druml in den Teamsprint (15.15 Uhr, live in ORF eins) schickt.

Die österreichischen Evergreens haben in den letzten Jahren bei den Großereignissen den Ton angegeben. So beeindruckend die Alterserscheinungen wie Stecher, Kreiner und Co. auch sein mögen, so ernüchternd ist es für die nächste Generation: Zu mehr als zu Talentproben hat es bisher nicht gereicht. "Die müssen langsam Farbe bekennen, irgendwann müssen sie etwas zeigen", fordert Stecher.

Cheftrainer Elden spricht von einem Luxusproblem. Er weiß, dass bei seinen Stars die biologische Uhr tickt, ihm ist klar, dass ein Generationswechsel unausweichlich ist. "Wir haben gute Junge, die haben alle Zukunft", versichert der Norweger, "aber wenn alle Alten zur gleichen Zeit aufhören, dann haben wir ein Loch."

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