Missbrauchsvorwürfe: Strache verteidigt den ÖSV

Heinz-Christian Strache.
"Was ich mitbekommen habe, ist, dass vieles heute dem Verband unterstellt wird, was nichts mit dem Verband zu tun hat", so der Vizekanzler.

Sportminister Heinz-Christian Strache (FPÖ) hat beim Thema Missbrauchsvorwürfe im Skisport den ÖSV verteidigt. "Was ich mitbekommen habe, ist, dass vieles heute dem Verband unterstellt wird, was nichts mit dem Verband zu tun hat", meinte Strache im APA-Interview. Alle Vorwürfe gehörten aber "restlos aufgeklärt", hielt er fest. Dem Verband Subventionen zu kürzen, kann sich Strache nicht vorstellen.

"Grundsätzlich muss man jeden Vorwurf, der gemacht wird, sehr ernst nehmen", sagte der Vizekanzler, der sich für eine möglichst lückenlose Aufarbeitung ausspricht. "Das ist notwendig und wichtig. Ich bin davon überzeugt, dass das in unserem rechtsstaatlichen Sinn von allen so gesehen wird und auch der Verband so sieht."

In der Betrachtung von außen müsse man allerdings differenzieren und dürfe den Österreichischen Skiverband nicht unter Generalverdacht stellen. "So wie ich den Sachverhalt vorliegen habe, hat der ÖSV das sehr, sehr klar dargelegt, dass viele Vorwürfe nichts mit dem Verband zu tun haben", meinte Strache.

"Verantwortliche beim Namen nennen"

Als vor einigen Wochen Zeitungsartikel kursierten, die einen bereits bekannten Vorwurf einer Vergewaltigung durch Toni Sailer in den 1970er-Jahren erneut thematisierten, verteidigte Strache die verstorbene Ex-Ikone vehement. In einer Aussendung sprach er etwa von einer "miesen Kampagne". Zu den Vorwürfen gegen Ex-ÖSV-Trainer Karl "Charly" Kahr äußerte er sich nicht explizit.

Strache sagte, er finde es ganz allgemein wichtig, "die Verantwortlichen auch beim Namen zu nennen". Bei konkreten Vorwürfen sei es "notwendig, die Namen zu wissen, um dann rechtsstaatliche Verfahren einzuleiten. Das ist der Rechtsweg. Ich glaube, es ist nicht dienlich, irgendwelche Dinge in den Raum zu stellen, die nicht restlos auf den Tisch gelegt werden und daher nicht aufklärbar sind", erklärte er.

Gespräch mit Werdenigg

Am 27. Februar will Strache mit der Ex-Skirennläuferin Nicola Werdenigg sprechen, die die aktuelle Debatte im November durch ihre Schilderungen in der Tageszeitung Der Standard losgetreten hatte. "Ich habe sie nach der Berichterstattung ihrer persönlichen Erlebnisse und auch der konkreten Vorwürfe, die auf den Tisch gelegt worden sind, zu einem Gespräch eingeladen, weil mir das wichtig ist, mit ihr persönlich zu reden und mir auch ein Bild zu machen", erzählte er.

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Warum eigentlich mit Nicola Werdenigg

Dabei gehe es ihm primär "um die menschliche Ebene". In seiner Funktion als Sportminister sehe er keine Veranlassung, tätig zu werden. Der Idee, dem Skiverband in letzter Konsequenz Förderungen zu entziehen, kann Strache nichts abgewinnen. "Da ist der Anteil des Sportministeriums für den Verband auch ein relativ geringer, wenn ich das im Kopf habe, sind das höchstens 2,8 Millionen Euro", erklärte er. "Dort die Subventionen zu kürzen - das wäre ein völliger Irrweg."

Zuständig für die Aufklärung von Verdachtsfällen ist für Strache prinzipiell die Justiz. "Alles was an strafrechtlicher Relevanz da ist, hat im Rechtsstaat entsprechend bewertet, ermittelt und auch gerichtlich beurteilt zu werden", stellte er klar.

Strache fordert deutliche Unterscheidung

Die Regierung hat bereits eine Überarbeitung und tendenzielle Verschärfung des Strafrechts angekündigt. Es sei wichtig festzuhalten, dass jemand, der "Gewalt gegenüber Menschen im Allgemeinen lebt, und im Besonderen Kinder missbraucht, entsprechend schärfer bestraft werden soll", betonte Strache. Es müsse eine deutliche Unterscheidung geben zwischen Gewalttaten und Missbrauch auf der einen, sowie Wirtschaftskriminalität auf der anderen Seite.

Für mitunter in sexuelle Gewalt abgleitende Einführungsrituale wie das "Pastern", über das in den vergangenen Wochen ebenfalls viel berichtet wurde, sieht Strache das Strafrecht aber auch gegenwärtig schon gerüstet. "Soweit ich das beurteilen kann, und ich bin kein Justizexperte, ist das im Strafrecht sehr wohl implementiert. Dazu braucht es nicht die eigene Begrifflichkeit", sagte er. "Alles, was mit sexuellem Missbrauch in Verbindung zu bringen ist, ist strafrechtlich abgedeckt."

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