Marcel Hirscher: "Das ist für mich ein Schmarrn"

Für Marcel Hirscher startet bald wieder die Vorbereitung.
Der Ski-Star über Dominic Thiem, Olympische Spiele und die Reformpläne der FIS.

Immerhin eine Woche Urlaub war Marcel Hirscher also doch vergönnt. Aber dann warteten auf den Skistar bereits die nächsten Aufgaben. Der sechsfache Gesamtweltcupsieger kürte im Rahmen des Raiffeisen-Jugendwettbewerbes die besten Tiroler Nachwuchszeichner. In Innsbruck nahm sich der 28-Jährige auch Zeit für ein Gespräch mit dem KURIER. Marcel Hirscher über ...

seine verborgenen Talente
"Ab und zu nehme ich Block und Bleistift in die Hand und versuche irgendwas zu skizzieren. Beim Zeichnen habe ich auch sicher mehr Talent als beim Singen. Singen funktioniert überhaupt nicht, ich kann nicht einmal den Takt klopfen. Deshalb bin ich bei Siegerehrungen auch lieber ein stiller Genießer und singe die Hymne nicht mit."

den Urlauber Marcel Hirscher
"Es hätte gerne länger dauern können. Inzwischen schaffe ich es, dass ich im Urlaub wirklich in den Tag hinein lebe. Früher war das bei mir anders. Aber vielleicht habe ich damals auch aus schlechtem Gewissen gemeint, dass ich auch im Urlaub trainieren muss. Heute ist mir klar, dass der Urlaub zum Urlauben und Entspannen da ist und ich gehe ganz bewusst anders an den Tag heran."

Dominic Thiem
"Ich habe im Urlaub mitgekriegt, was er geleistet hat. Wenn man einen Rafael Nadal besiegen kann, dann ist das faszinierend. Ich denke mir, dass er in Sphären vordringen kann, in denen Thomas Muster war. Ich hab’ selbst schon länger nicht mehr gespielt. Das letzte Mal hat mich mein Papa 6:1, 6:0 geschlagen."

den Status quo
"Skifahren ist im Moment brutal weit entfernt. Über den Sommer habe ich normalerweise auch viel weniger Kontakt zu meinem Papa und zu meinem Umfeld. Wenn man so aufeinander pickt und täglich miteinander zu tun hat, dann ist jeder einmal froh, wenn er seine Ruhe hat. Ende Juli geht’s dann eh wieder los. Das Mühsamste am Skifahrer-Job ist es, im Hochsommer am Gletscher herumzueiern."

seine Motivation in der Sommer-Vorbereitung
"Ganz ehrlich, Olympia spielt da keine Rolle. Ich merke, dass es mir immer besser geht. Schön langsam sind die Strapazen des Winters verdaut, die geistigen und körperlichen. Das Problem ist: Ich bin während der Saison permanent angespannt und inszeniere mir da selbst einen so großen Druck. Ich spüre jetzt auch, dass sich die Belastungen summiert haben. So toll die Jahre auch waren, aber ich kann sie nicht weglöschen. Der Vorteil aus jetziger Sicht ist: Ich weiß, was mich erwartet. Aber umgekehrt würde ich sagen, dass mein erster Gesamtsieg sogar der Leichteste war – weil er mir einfach passiert ist."

die angedachte Abschaffung von Super-Kombi und Super-G
"Grundsätzlich kann ich diese Sachen sowieso nicht beeinflussen. Aber so wie sich die Kombi jetzt präsentiert hat, dass es für zwei, drei Rennen gleich eine Kugel gibt, das ist für mich ein Schmarrn. Aber wenn sie den Super-G wegnehmen wollen, dann wäre das richtig krass. In meinen Augen ist das die schwierigste Disziplin. Die FIS sollte eher zwischen Abfahrt und Super-G mehr differenzieren. Sonst fahren wir am Ende nur mehr Abfahrten, obwohl Super-G ja eigentlich Super-Giantslalom heißt."

die Wertigkeit von Olympiagold
"Für mich hätte die siebente Kugel mehr Wert als Olympia. Und das sage ich jetzt nicht, weil ich die Olympiagoldmedaille nicht habe. Aber ich weiß was es heißt, eine ganze Saison lang, jedes einzelne Rennen, jeden einzelnen Durchgang Leistung zu bringen. Deswegen ist es sportlich gesehen höher einzustufen. Klar ist der Mythos um Olympia riesig, jeder kennt die Geschichten, die Olympia geschrieben hat. Wenn ich jetzt aber morgen mit dem Skifahren aufhöre, dann werde ich nicht in meinem Sessel sitzen und mir denken: ,Boah, das mit Olympia ist nichts geworden. Es ist alles so scheiße, mein Leben ist so schlecht.‘ Wenn es gelingt, wäre das ein super Benefit, und ich könnt’ sagen: ,Klass, das habe ich auch noch zusammengebracht.‘"

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