Kröll: „Ich fang’ heuer nicht als Favorit an“

Ski alpin, Klaus Kroell, Ennstal Classic c Stefan Sigwarth
Wie schon 2012 bereitet sich Klaus Kröll nach einer Verletzung auf den Winter vor.

Klaus Kröll ist multitaskingfähig. Während der Abfahrtsspezialist von seiner Saisonvorbereitung erzählt, unterschreibt er noch schnell auf zwei Autogrammkarten. „Hier in der Gegend wird man schon erkannt“, sagt der 33-Jährige, während die zwei Fans glücklich von dannen ziehen. „Damit habe ich aber überhaupt kein Problem.“ Der Öblarner hat neben dem Skifahren noch eine zweite Leidenschaft: Motoren.

Zum vierten Mal war Kröll heuer bei der Ennstal Classic mit dabei, am Steuer eines feuerroten Chrysler 300. „Das ist kein ernsthaftes Rennen, das ist Spaß“, sagt der Steirer. Beim Schneetraining in Portillo (Chile) begann für den Abfahrtsweltcupsieger von 2012 am Wochenende aber wieder der Ernst des Rennläufer-Lebens.

KURIER: Beim Saisonfinale in Lenzerheide im März haben Sie sich einen Oberarmbruch zugezogen. Wie geht es Ihnen?
Klaus Kröll:
Eigentlich nicht schlecht. Schmerzen waren von Anfang an nicht das Problem, die wichtigsten Sachen habe ich gleich einmal machen können, Radfahren oder Krafttraining. Für die Muskeln und die Hand brauche ich noch ein wenig, bis das hundertprozentig funktioniert. Aber bis zum Herbst wird das schon passen.

Sie sind heuer erst Anfang August wieder auf Schnee gestanden. Macht Sie das nervös?
Ich habe gelernt, dass es nicht das große Problem ist, wenn ich im Juli noch nicht Ski fahre. Wichtig ist, dass du im November schnell bist. Nicht jetzt, dann ist es eher schwerer, dass man das über den Winter bringt.

Das ist die zweite Saison, vor der Sie im Sommer nicht voll trainieren konnten. Wie sehr nervt das?
Im vorigen Jahr (Bruch des Fußwurzelknochens bei einem Motocross-Unfall, Anm.) war es brutal lästig, da habe ich echt einen g’scheiten Rückstand gehabt. Heuer ist der Unfall früher passiert. Mein geplanter Trainingsbeginn wäre Ende April oder Anfang Mai gewesen, jetzt hab’ ich fast früher angefangen. Ich fühle mich auch besser als im Vorjahr.

2012 waren Sie an Ihrem Motorrad-Crash selber schuld. Heuer war’s das Wetterchaos in Lenzerheide – bleibt da Groll?
Hm, ja. Das bringt ja nicht viel, wenn man großartig nachtragend ist. Sicher, die ganze Situation war nicht einfach. Das war einfach ein sinnloses Rennen, das hat im Nachhinein jeder eingesehen. Aber es ist halt leider öfter so, dass etwas passieren muss, bis das erkannt wird. Eigentlich hätte ich während der Fahrt schon stehen bleiben müssen. Ich habe ja schon gemerkt, dass es für die Fisch’ ist. Das ist einfach eine blöde Situation.

Inwiefern?
Eigentlich müsste man als Läufer sagen: Ich fahre nicht. Aber das tut man dann halt auch wieder nicht. Wenn es heißt, dass es geht, dann verlässt man sich auch darauf, dass das alles passt und das Rennen eine einigermaßen faire und sichere G’schicht ist. In meinem Fall war es das nicht.

Würden Sie beim nächsten Mal anders entscheiden?
Wenn es wieder so eine Situation gibt, dann werde ich für mich eine andere Entscheidung treffen. Vor allem dann, wenn es für mich selber um nichts geht, so wie es in Lenzerheide der Fall war.

Würden Sie sich als Sportler mehr Mitsprache wünschen?
Das ist so schwierig. Uns darfst du eigentlich nicht fragen. Dass damals auf einmal Läufer gefragt worden sind, habe ich auch total falsch gefunden. Vor allem, weil nicht alle gefragt worden sind – so eine sinnlose Aktion habe ich noch nie erlebt. Es hat einfach jeder Läufer andere Interessen. Und Trainer darfst du schon gar nicht fragen.

Wer soll dann gefragt werden?
Dafür gibt es eine Jury. Die haben einfach nicht die Eier gehabt, um zu sagen: Vergiss das, es bringt nichts. Da sind auch wieder die finanziellen Geschichten dazugekommen, weil auch die Abfahrt schon abgesagt wurde. Das ist dann wirklich schwierig für alle miteinander. Es geht ja leider das eine nicht ohne das andere. Ohne Werbung geht es ja auch nicht.

Mit Max Franz und Co. haben im Vorjahr die Jungen im Team aufgezeigt. Wie beurteilen Sie diese Konkurrenz?
Die Gegner im eigenen Team sind eigentlich positiv zu bewerten. Wenn man sich schon im Training matchen muss, ist das gut. Da gibt man selber auch mehr Gas. Es ist nicht so, dass du bei uns sagen kannst: Es ist eh wurscht, was ich mache, ich bin sowieso dabei. Aber es sind ja nicht nur unsere Jungen. Ich will ja im Weltcup vorne dabei sein, nicht nur in unserem Team.

Sehen Sie sich heuer als Jäger oder als Gejagter?
Ich fang’ heuer sicher nicht als Favorit an. Das ist mir auch nicht unrecht, denn so kann ich mich gut auf meine Sache vorbereiten.

Kristall & Unfall

Klaus Kröll (*24. April 1980 in Öblarn) gab sein Debüt im Weltcup im Jänner 2000. Der Durchbruch an die Weltspitze gelang dem Speedspezialisten 2009, als er im Super-G von Kitzbühel trotz drei gebrochener Handwurzelknochen siegte. 2011/2012 gewann Kröll drei Weltcuprennen und die Disziplinenwertung in der Abfahrt. Ein Motocross-Unfall sorgte danach für eine Zwangspause. Auch die letzte Saison endete für den Vater eines siebenjährigen Sohns in Lenzerheide mit einer Verletzung (Oberarmbruch nach Sturz).

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