Kröll: „Es ist sicher noch nicht perfekt“

Abfahrer im Aufwind: Klaus Kröll fühlt sich nach seiner Schulterverletzung bereit für den ersten Härtetest in Lake Louise.
Vor dem Auftakt spricht Klaus Kröll über seine Verletzung, die Favoriten und seinen Spitznamen.

Klaus Kröll ist Extraschichten gewöhnt. Schon vor einem Jahr musste sich der Speed-Spezialist aus der Steiermark bei der Vorbereitung in Colorado besonders ins Zeug legen. Damals war es ein Motorrad-Unfall (Mittelfußknochenbruch), der dem heute 33-Jährigen den Trainingsrückstand beschert hatte. Heuer waren es eine Schulterverletzung (Oberarmbruch beim Finale in Lenzerheide) und eine zweite Operation im Oktober, denen der Abfahrtsweltcup-Sieger von 2012 den Aufholbedarf verdankt.

Ob Österreichs bester Abfahrer den Rückstand bereits aufgeholt hat, wird sich bei der ersten Saison-Abfahrt heute in Lake Louise (Kan) zeigen (20 Uhr MEZ, live ORFeins, SRF2, Eurosport).

KURIER: Wie geht es Ihnen vor dem Comeback in Lake Louise?

Klaus Kröll: So weit gut. Die letzten Wochen waren sehr wichtig für mich, das Training war sehr gut in Copper Mountain. Ich habe wirklich sehr große Fortschritte machen können. Das Skifahren fühlt sich wieder halbwegs normal an. Gewisse Probleme habe ich natürlich noch mit der Schulter.

Zum Beispiel?

Am meisten hat man es am Start gesehen. Im Training haben wir einen sehr flachen Start gehabt, da habe ich relativ viel Zeit verloren. Das sollte im Weltcup nicht so schlimm sein, weil die Starts da prinzipiell steiler sind. Beim Skifahren habe ich die Schulter ganz gut im Griff.

Konnten Sie den Trainingsrückstand bereits aufholen?

Noch nicht ganz. Ich bin ganz zufrieden damit, wie es läuft, aber es ist sicher noch nicht perfekt. Ich habe noch einige Probleme damit, richtig ans Limit zu gehen. Auch die Position auf dem Ski ist noch nicht optimal. Aber ich hoffe, dass ich das mit ein paar Rennen so weit in den Griff bekomme, dass ich wieder vorne mitfahren kann.

In den vergangenen Jahren waren Sie in Lake Louise Stammgast in den Top fünf. Ist das eine Ihrer Lieblingsstrecken?

Ja, Lake Louise ist immer ganz speziell. Von außen gesehen ist es keine schwierige Abfahrt, aber von den Läufern sagt bestimmt keiner, dass die leicht ist. Es ist immer sehr eigenartig, das Wetter spielt immer ein bisserl verrückt hier. Hier ist es schwierig zu fahren, das Tempo ist sehr hoch und bei den vielen Schlägen und Wellen muss man sehr sauber und konzentriert fahren und schauen, dass man immer auf der Linie bleibt. Bei den hohen Geschwindigkeiten ist das nicht einfach.

Wer sind für Sie heuer die Favoriten im Speed-Bereich?

So richtig einen herauspicken kann man vermutlich nicht. Mir ist aber aufgefallen, dass sich alle Nationen sehr gut vorbereitet haben. Die richtigen Favoriten sind aber wieder die gleichen: Aksel Lund Svindal ist im Riesentorlauf schon stark gefahren, der ist wieder gut drauf. Und Dominik Paris hat auch schon wieder aufgezeigt.

Wie wichtig sind die Rennen in Kanada und in den USA in der nächsten Woche für Sie?

Sehr wichtig. Da steht für mich jetzt nicht wirklich die Platzierung im Vordergrund, sondern es geht darum, dass ich wieder Rennpraxis bekomme und weiß, wie es wirklich ausschaut. Eine Abfahrt kann man einfach im Training nicht hundertprozentig simulieren. Das ist etwas ganz anderes.

Medienkollegen haben Ihnen den Spitznamen „Bulle von Öblarn“ verpasst. Wie stehen Sie zu dieser Anrede?

Ich habe mir das nicht ausgesucht, aber ich habe auch kein Problem damit. Taugen tut es mir nicht so hundertprozentig, aber ich nehme es hin. Selber werde ich mich sicher nicht so nennen, weil ich mich so auch überhaupt nicht sehe.

Welche Ziele haben Sie sich für diese Saison gesteckt?

Der Weltcup steht jetzt sicher nicht im Vordergrund bei mir, sondern ich hoffe, dass ich den Rückstand im Dezember soweit ausmerzen kann, dass ich im Jänner wieder um Siege mitfahren kann. Das wäre mein Plan. Dann kommen natürlich die Klassiker, und dann ist ja eh schon Olympia. Wenn alles so läuft, möchte ich in Sotschi um eine Medaille fahren.

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