Kick-off statt Ski heil für Mister President

Fades Paradies: Im Hotel Château in Lake Louise warten die Abfahrerinnen auf die große Kälte.
Warum ein österreichischer Ex-Fußball-Profi als kanadischer Ski-Präsident aufgab.

Die Herren Abfahrer übersiedelten wegen Schlechtwetters mit schlechter „Zwischenzeit“ vom Naturpark Lake Louise in den US-Nobelskiort Beaver Creek. Die Damen bestritten den umgekehrten Weg: Sie wechselten von Colorado in die kanadische Einöde. Da wie dort ist nicht sicher, ob nach einem Temperatursturz die Rennen konfliktfrei über die (Neuschnee-)Bühnen gebracht werden können.

Lindsey Vonn würde, wenn’s Petrus zulässt, am Freitag in Lake Louise ihr Comeback versuchen, Marcel Hirscher in Beaver Creek einen Start im Super-G riskieren. Den beiden gilt das ganze mediale Interesse. Der große Rest des Starterfeldes braucht sich weder über zu viele lästige Reporter, noch über aufdringliche Fans zu beschweren. Im Gegenteil.

In Lake Louise wurden bei den beiden Speed-Herren-Rennen am vergangenen Wochen weniger Zuschauer gezählt als bei einem viertklassigen österreichischen Amateur-Kick. Und was im Profi-Fußball undenkbar ist, hat im kanadischen Weltcup alle Frühwinter wieder Tradition: Freund und Feind wohnen, trainieren und fadisieren sich unter einem Dach.

Kunst trotzt Natur

Logiert wird im riesigen Fairmont-Hotel Château. Dort blicken die Sportler, sofern sie nicht gerade nebeneinander am Fahrradergometer strampeln, von der Cafeteria aus auf einen Gletscher, einen zugefrorenen See und endlose Wälder. Doch der Weihnachtsbaum in der Hotel-Halle ist aus Plastik.

Neben der Kunsttanne veranstaltet die Canadian Ski Federation einen Flohmarkt. Der Verband muss dermaßen sparen, dass der aus Linz-Ansfelden stammende Max Gartner als Präsident im April resigniert hat. „Ich war dem Burn-out nahe“, sagt Gartner, der früher Fußball-Profi in Tirol und Linz gewesen war und jetzt in Calgary mit seiner Olympiasieger- Gattin Kerrin Lee-Gartner Mentalkurse für Wirtschaftstreibende veranstaltet. Von seinem einstigen Klassenkameraden im Stamser Skigymnasium, Toni Innauer, hat er sich davor Tipps geholt.

Der Tiroler Patrick Riml, der zu Zeiten der kanadischen Olympia-Heimspiele 2010 unter Präsident Gartner noch kanadischen Chefcoach war, nimmt inzwischen die gleiche Funktion beim US-Verband ein. Auch die Trainer (Alex Hödlmoser bei Lindsey Vonn, Andreas Evers und Fitness-Guru Toni Beretzki bei den Abfahrern )sind Österreicher. Die Amerikaner können mehr Dollars als die Kanadier in die Alpinen investieren.

Dank der Weltmeisterschaft, die 2015 dort stattfindet, wo am Wochenende gefahren werden soll. Und wo in mehr als 2700 Metern Höhe auch passive Zuschauer in Atemnot geraten.

In Beaver Creek.

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