„Ich hoffe, dass ich die Früchte ernten darf“

„Ich hoffe, dass ich die Früchte ernten darf“
Interview. Werner Schuster – wie ein Österreicher den Deutschen auf die Sprünge geholfen hat

In Oberstdorf fühlt sich Werner Schuster daheim. Der 43-jährige Kleinwalsertaler ist in Oberstdorf geboren und mit deutschen Tugenden und der deutschen Währung aufgewachsen. „Ich hab’ bis 14 mit der D-Mark bezahlt und mich dann im Skigymnasium in Stams umstellen müssen“, sagt der Mann, der den Deutschen auf die Sprünge geholfen hat, und schmunzelt. Durch die Höhenflüge von Severin Freund und dem 17-jährigen Andreas Wellinger, der vom C-Kader mitten in die Weltklasse gesprungen ist, ist in Deutschland eine neue Skisprung-Euphorie ausgebrochen. „Schön, dass wir bei den Leuten das Interesse geweckt haben.“

KURIER: Herr Schuster, haben Sie selbst mit diesem Aufwind Ihrer Athleten gerechnet?Werner Schuster: Es stimmt, einige unserer Athleten haben sich richtig gut entwickelt. Wir haben jetzt bei der Tournee ein Team am Start, das für Highlights sorgen kann. Das ist schon einmal eine gute Ausgangsposition. Wir haben die Möglichkeit, einen aufs Podest zu bringen oder einen Tagessieg zu feiern.

Einige Experten trauen ja sogar Ihrem Jungstar Andreas Wellinger schon Wunderdinge zu. Moment, Tourneefavoriten sind schon noch andere. Aber ich geb’s zu: Der Andreas Wellinger ist ein sehr interessanter Mann, der mir persönlich extrem taugt. Ich habe schon lange keinen mehr gesehen, der so erfrischend springt wie er.

Ein deutscher Schlierenzauer?Nein, mit dem Schlieri würde ich ihn auf keinen Fall vergleichen. Der Gregor ist außergewöhnlich, der hat in jungen Jahren schon immer alles gewonnen. Wenn man schon krampfhaft nach Vergleichen sucht, dann erinnert Andreas Wellinger in seinem Stil ein wenig an den jungen Morgenstern. Mir ist wichtig, dass er sich gut entwickelt und auf der Leiter nach oben keine Sprosse auslässt.

Sind junge Sportler für einen jungen Trainer dankbarer?Ein junger Sportler lässt sich besser führen und setzt die Dinge schneller um. Er hinterfragt auch ein bisschen weniger, und wenn du einmal eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut hast, dann wird marschiert. Dann zieht er mit. Bei einem älteren Sportler brauchst du mehr Geduld, musst anders argumentieren und agieren, weil er viel mehr erlebt und viel mehr Eigenverantwortung hat.

Sie sind nun seit 2008 deutscher Cheftrainer. Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung?

Ich habe sehr gute Bedingungen und spüre auch eine große Wertschätzung von der Verbandsseite. Ohne diesen Rückhalt vom Verband hätte ich es mich auch nicht getraut, diese Arbeit anzugehen. Sonst wäre mir das Amt eine Nummer zu groß gewesen. Ich habe schon in der ersten Zeit sehr viel geändert und eine klare Linie vorgegeben. Mir war wichtig, dass in diesem großen Land die Trainer in Oberwiesenthal nach dem gleichen Muster arbeiten wie die Trainer im Schwarzwald. Da gab’s am Anfang doch eine gewisse Uneinigkeit.

Und jetzt?

Jetzt kriegen wir langsam die jungen Springer hin, und ich bin überzeugt, dass es auch sehr nachhaltig ist, was ich bisher gemacht habe. Ich hoffe schon, dass ich diesmal die Früchte selbst ernten darf. Es wäre mir sehr recht, wenn wir in den nächsten drei Jahren einmal bei einem Großereignis etwas gewinnen. Ziel ist es, Gold und Titel zu holen.

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