Marcel Hirscher: "Ich spüre nicht mehr diese Unruhe in mir"

Marcel Hirscher: "Ich spüre nicht mehr diese Unruhe in mir"
Der 29-Jährige ist im Training schon wieder ganz der Alte und bringt die Trainer ins Schwärmen.

Nur gut, dass Marcel Hirscher die Trainingspiste für sich allein hatte und am Mittwoch keine Konkurrenten auf dem Pitztaler Gletscher waren. Sie hätten sonst womöglich jetzt schon wieder schlaflose Nächte. Nach einer bewusst langen Sommerpause nahm der Jung-Ehemann und werdende Papa dieser Tage das Schneetraining auf – und dabei war der 29-Jährige schon wieder ganz der Alte. „Diese Präzision, diese Qualität – es ist unglaublich, was er jetzt schon wieder abliefert“, schwärmt Herren-Chefcoach Andreas Puelacher, „Der fährt am Limit und scheidet nicht einmal aus. Das ist Extraklasse, das ist Hirscher.“

Mit gleich acht Betreuern und Mitarbeitern war der siebenfache Gesamtweltcupsieger ins Pitztal gekommen. Ein Tal weiter startet am 28. Oktober mit dem Riesentorlauf in Sölden der WM-Winter. Marcel Hirscher über ...

... die Bedingungen auf dem Gletscher „Es ist eigentlich unvorstellbar, dass so ein Training überhaupt möglich ist. Das ist kein Beschönigen des Klimawandels, aber diese Schneedepots, die sie hier im Pitztal im Frühjahr angelegt haben, sind für uns jetzt natürlich ein Traum. Ich habe in den letzten drei Tagen bestimmt nicht schlechter trainiert, als wenn ich über den Sommer nach Neuseeland geflogen wäre.“

... die neuen Herausforderungen als rennfahrender Vater „In den letzten 15 Jahren waren bei mir die Prioritäten sicher andere. Das hat sich verschoben. Ich bin relativ entspannt, aber ich muss mir anschauen, wie sich das alles entwickelt. Deshalb kann ich im Moment auch noch nicht sagen, wie ich diesen Winter genau anlegen werde.“

... seinen Zugang zum Rennfahren „Ich merke grundsätzlich, dass es immer mehr andere Bereiche und Themen gibt, die für mich wichtig werden. Was die Verbissenheit betrifft, ist es sicher eher am absteigenden Ast. Andererseits wird die Qualität des Trainings zugleich aber auch besser. Ich brauche heute quantitativ auch nicht mehr so viel Training wie früher.“

... den Druck „Ich verspüre jetzt nicht mehr diesen Stress und diese Unruhe in mir. Es hat jeder verstanden, dass ich sehr gut Ski fahren kann. Und natürlich macht es einen Unterschied, ob du eine volle Vitrine hast oder ständig das Gefühl, dass du dich noch beweisen musst. Aber im Rennen steigere ich mich immer noch voll rein, da muss ich den inneren Killer aktivieren und sagen: ,Ich zeige es euch jetzt!‘ “

... seine Konstanz „Ich wundere mich selbst, wie es möglich ist, so lange gesund zu bleiben. Dafür bin ich dankbar, weil es nicht selbstverständlich ist. Ich hab’ nicht einmal ein Rennen auslassen müssen, außer jenem, das der Herr Schröcksnadel für mich abgesagt hat (Anm. ironisch. Der Riesenslalom 2017 in Sölden war wegen Sturm abgesagt worden).

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