Hahnenkammrennen: Zurück in die Mausefalle

Seit 20 Jahren ist keiner auf der Streif schneller im Ziel gewesen als Fritz Strobl.

Im Dezember zu wenig Schnee in Nordamerika. Im Jänner zu viel in Europa. Nachdem auch der Lauberhorn-Klassiker von Wengen abgesagt wurde, kommen die Speedpiloten mit nur zwei Abfahrtsrennen in den Beinen zur schwersten Saison-Prüfung nach Kitzbühel. Dieser Umstand frustriert nicht nur die aktuellen Abfahrtscracks. Er gibt auch Olympiasieger Fritz Strobl zu denken: "Die FIS wird sich was einfallen lassen müssen." Zumindest am Hahnenkamm ist das schon passiert.

Die Passage, die im Vorjahr Aksel Lund Svindal, Hannes Reichelt und Max Franz bei diffusem Licht zum Verhängnis geworden war, wurde entschärft. An der Hausbergkante sind Scheinwerfer montiert. Auch wird es erstmals sogar Trainern untersagt sein, den Hausberg abzurutschen. Für drei Promis (und Servus TV) wird eine letzte Ausnahme gemacht: Schließlich ist Hansi Hinterseer auf der Seidlalm an der Streif aufgewachsen. Schließlich gewann Stephan Eberharter 2002 und 2004 auf der Streif. Und schließlich hält Servus TV-Reporter Strobl zu seiner eigenen Überraschung immer noch den Streckenrekord.

Vor 20 Jahren ...

... hatte Strobl für Mausefalle, Steilhang, Lärchenschuss, Hausberg usw. nur 1:51,58 Minuten benötigt. Wenige Stunden nach seiner Mutprobe blieb ihm und seinem Trainer Robert Trenkwalder (heute im Red-Bull-Auftrag für Svindal, Alexis Pinturault und Lindsey Vonn zuständig) der Eintritt in eine Kitzbüheler Nobeldisco verwehrt. Später wurde Strobl selbst dem dumpfesten Türsteher zum Begriff. Zumal er 2002 in Salt Lake zu Olympiagold raste und er überdies mit dem (nur für eine Charity-Aktion gedacht gewesenen) Song "Ich bin der Mozart der Mausefalle" in die Hitparade stürmte. Heute können ihn nur noch solche, die seine 0664er-Nummer wählen, anstatt des Handy-Klingeltons singen hören.

Mit der gleichen Ruhe, mit der Strobl einst auf banalste Reporterfragen reagierte, züchtet er jetzt daheim im Kärntner Gerlamoos Angus-Rinder. Davor hat er drei Kinderbücher verfasst. Als ehrenamtlicher Präsident der Kinderpolizei fungiert Fritz Strobl immer noch. Auch wenn der karenzierte Revierinspektor (und stolze Vater zweier ambitionierter Feuerwehrmänner) aus dem Staatsdienst demnächst auszuscheiden hat.

Vor 20 Jahren ...

... hatte Alberto Tomba vor 25.000 Augenzeugen im ersten Schladminger Nightrace in fahlem Licht geglänzt. Jagatee, Bratwürst’ und Glühwein waren schon zur Rennhalbzeit ausgegangen.

Damals standen acht Erfrischungsbuden an der Planai. Am 24. Jänner 2017 werden es 70 sein. Damals wurde die Slalompiste mit 140 Lux beleuchtet, heute sind es 1200 Lux, die die Slalomläufer besser sehen lassen als bei Tageslicht. Damals war Schladming, weil man auf Initiative des (Schladminger) Profi-Weltmeisters Bernd Knauß Rennen der US-Pro-Tour veranstaltet hatte, auf die Watchlist von ÖSV und FIS geraten. Heute ist Schladming selbst für FIS-Chef Gian Franco Kasper ein Muss.

Damals war dem Lehrerehepaar Elisabeth und Hans Grogl im Ennstal vom Nightrace abgeraten worden. OK-Chef Grogl erinnert sich: "Was willst mit einem Wochentagsrennen? Und an Slalom? Bei uns interessiert nur a Abfahrt, haben’s zu uns gesagt." Heute sind 50.000 Zuschauer die Norm und die Ehren-Einladungen für das Jubiläum längst verschickt.

Von allen Schladming-Siegern hat nur Tomba abgesagt. Zumal der Jung-Fünfziger auch fürs Feiern Startgeld erwartet.

Kommentare