Elisabeth Görgl und die Flinte im Korn

APA9689190 - 04102012 - PRAD - ITALIEN: Die ÖSV-Skirennläuferin Elisabeth Görgl am Donnerstag, 04. Oktober 2012, während einer ÖSV-Trainingseinheit am Stilfserjoch in Südtirol. APA-FOTO: EXPA/Johann Groder
Die Titelverteidigerin in Abfahrt und Super G ist drei Wochen vor der WM noch auf Formsuche.

Rund drei Wochen vor Beginn der Ski-WM in Schladming ist Elisabeth Gorgl, Titelverteidigerin in Abfahrt und Super G, noch auf der Suche - nach dem richtigen Material, dem richtigen Gefühl auf der Piste. Die Abfahrt am Samstag in St. Anton wird sie auslassen.

Sie fahren Spitzenplätzen in dieser Saison noch hinterher. Wie froh sind Sie, dass sie als Titelverteidigerin in zwei Disziplinen für die WM fix gesetzt sind?
Elisabeth Görgl:"Wenn ich das Problem hätte, mich auch noch qualifizieren zu müssen, wäre es wahrscheinlich noch schlimmer. Ich habe genug damit zu tun, dass ich schaue, dass ich gut trainiere, alle Maßnahmen treffe und dann topfit bin. Das ist das Einzige, das ich machen kann, dass ich wieder in einen richtig guten Schwung reinkomme, weil ich sonst einfach keinen Spaß habe. Ich möchte einfach gut Skifahren. Ob die WM jetzt ist oder nicht, das ist mir wurscht."

2011 in Garmisch hat mit gleich zwei Goldmedaillen alles wunderbar gepasst. Was von damals hilft Ihnen heute?
"Ich weiß definitiv, dass ich das Skifahren nicht verlernt habe. Aber ich weiß auch, dass ich noch ein paar Sachen brauche. Ich suche, werde weiter suchen und hoffentlich auch finden. Ich glaube, dass nicht viel fehlt, aber es ist noch das Entscheidende. Und wir werden in ein paar Wochen sehen, wie es ausgeht."

Wie gehen Sie in der täglichen Arbeit vor?
Ich mache meine Sachen, analysiere und versuche es am nächsten Tag besser zu machen. Und auch wenn es nicht funktioniert, kann ich ja nicht die Flinte ins Korn werfen, ich muss es am nächsten Tag wieder probieren. Wenn es nicht geht, geht es halt nicht. Mehr kann ich nicht tun.

Elisabeth Görgl und die Flinte im Korn
Austrian skier Elisabeth Goergl listens during a news conference in Bad Kleinkirchheim January 6, 2012. The women's alpine ski World Cup downhill and super G will take place this weekend. REUTERS/Lisi Niesner (AUSTRIA - Tags: SPORT SKIING)
Was genau ist das Problem derzeit?
Ich fühle mich nicht wohl im Moment. Ich fühle nicht den Schwung, wie er gehört. Das ist zum einen sicher das Material und zum anderen meine Fahrweise. Ich schaue, dass ich jeden Tag meine Sachen mache, mir dieses Gefühl wieder erarbeite, dass ich mich wohlfühle und attackieren kann.

Wann ging das Gefühl verloren?
Das begleitet mich schon seit einigen Jahren. Das war auch vor Garmisch so, dass ich eine Phase hatte, wo ich mich nicht wohlgefühlt habe. Ich habe dann einfach konsequent an mir gearbeitet. Ich führe es jetzt auf die anderen Ski zurück. Und dass ich das immer noch nicht ganz gecheckt habe - vom Setup, vom Timing und vom Pushen. Es ist so, dass ich beim Training durchaus gute Fahrten habe und dann halt wieder komplett schlechte. Das ist eine Timing-Frage und eine Engagement-Frage, wie ich in den Schwung reinfahre.

So schwierige Verhältnisse wie in St. Anton sind sicher auch nicht förderlich für Lösungen. Wie sieht es mit guten Trainingstagen aus?
Es ist nicht wirklich so lässig. Einzig in Copper Mountain haben wir richtig gut trainiert. Das waren meine vier guten Speed-Tage, die ich bis jetzt hatte. Wir müssen schauen, dass wir ein Training unterbringen, aber es geht derzeit einfach überall schlecht. Das macht es nicht leichter.

Als Titelverteidigerin in Abfahrt und Super-G ist eine gewisse Erwartungshaltung an Sie da. Wie sehr beschäftigen Sie sich schon mit der Heim-WM?
Im Hinterkopf ist sie natürlich schon die ganze Zeit da, das ist klar. Aber im Konkreten werde ich mich damit beschäftigen, wenn ich dann vor Ort bin, wenn wir auf der Strecke sind. Ich muss ganz ehrlich sagen, für mich ist wichtig, dass ich mit meiner Fahrerei zufrieden bin, alles andere ist mir so wurscht. Wenn ich gut fahre, dann passt es. Und wenn ich nicht gut fahre, muss eh ich es ausbaden. Und da ist mir egal, was andere Leute denken und erwarten, weil es geht nur darum, dass ich mein Ding mache."

Elisabeth Görgl und die Flinte im Korn
Austria's Elisabeth Goergl reacts at the finish line after the women's Super G race at the alpine ski World Cup finals in Schladming March 15, 2012. REUTERS/Leonhard Foeger (AUSTRIA - Tags: SPORT SKIING)
Sie hatten im vergangenen Frühling zwei Knieoperationen. Sind Sie körperlich so stark wie vor zwei Jahren?
Es ist nicht so, dass ich nicht meine Leistung bringen kann. Ich hatte vor zwei Jahren eine Innenbandverletzung und habe drei Monate vor Garmisch nur Therapie gemacht, das war auch nicht so ideal. Aber mit dem kann ich mittlerweile schon umgehen, mit dem muss ich mich arrangieren. Ich kann im Rennen voll ans Limit gehen, ich spüre keine Schmerzen. Was mir einfach abgeht, sind ein paar geile Tage, wo ich ein gutes Gefühl habe, wo ich merke, jetzt bin ich wieder die Alte.

War da ansatzweise zuletzt etwas vorhanden?
Ja, Montag haben wir Riesentorlauf und Super-G trainiert, es waren gute Fahrten, ich habe gespürt, es geht dahin. Aber es passt halt nicht gleich bei der ersten Fahrt, sondern ich brauche, drei, vier Fahrten.

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