Schweiz feiert die "Weltmeister der Herzen"

Switzerland's players huddle before their 2013 IIHF Ice Hockey World Championship final match against Sweden at the Globe Arena in Stockholm May 19, 2013. REUTERS/Arnd Wiegmann (SWEDEN - Tags: SPORT ICE HOCKEY TPX IMAGES OF THE DAY)
Bei den Spielern herrschte nach der Final-Niederlage Frust, die Fans hingegen feierten.

Trotz der verpassten historischen WM-Goldmedaille ist die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft in der Heimat frenetisch gefeiert worden. "Weltmeister der Herzen" nannte die Zeitung Blick das Team von Trainer Sean Simpson in einer WM-Gratisausgabe. "Ihr bringt Silber heim. Wir ziehen den Helm", schrieb das Blatt und verlieh dem Team den Namen "Eisheilige".

Die Enttäuschung über das 1:5 im Finale gegen Schweden am Sonntagabend war in der Alpenrepublik zwar groß, hielt aber nur kurze Zeit an. Dann besannen sich Schweizer Fans des überraschenden WM-Durchmarsches der Auswahl mit neun Siegen bis ins Finale. Damit bescherte die "Nati" der Schweiz das erst zweite WM-Silber nach 1935. Zugleich war es die erste Medaille seit 1953 - damals gab es Bronze.

Der Vater des Erfolgs, Coach Simpson, stand noch vor einem Jahr vor dem Rauswurf. Nun bezeichnete selbst Regierungschef Ueli Maurer den Trainer als "Glücksfall für die Mannschaft". Simpson würdigte das Team als "Vorbild für den Nachwuchs und jede Mannschaft im Land". Es sei eine harte Aufgabe gewesen, in Stockholm gegen Schweden ein WM-Finale zu bestreiten. "Und wir waren in diesem Spiel nicht gut genug, ganz einfach. Aber wir sind stolz auf diese Medaille. Wir müssen stolz sein, auch wenn die Niederlage im Finale weh tut", meinte er.

Kapitän Matthias Seger sagte: "Übers Ganze gesehen ist es ein unglaublicher Erfolg, den wir hier erreicht haben. Wir können extrem stolz sein, und es war großartig, wie diese Jungs füreinander gekämpft haben."

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SWEDEN ICE HOCKEY WORLD CHAMPIONSHIPS
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Switzerland's Hollenstein is checked by Sweden's L
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Sweden's Sedin celebrates his goal against Switzer
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Sweden's team supporters cheer during their 2013 I
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Supporters of Switzerland's team cheer during thei
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SWEDEN ICE HOCKEY WORLD CHAMPIONSHIPS
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Sweden's Eriksson celebrates his goal against Swit

Leere Blicke

Unmittelbar nach Spielende sprachen die Gesichter der Schweizer Spieler bei der Siegerehrung aber Bände. Die Blicke waren leer, die Enttäuschung stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Das klare Resultat gab die wahren Kräfteverhältnisse nicht ganz wieder. "Das Spiel hätte auch auf unsere Seite kippen können", sagte Verteidiger Philippe Furrer. "Das macht das Ganze so extrem frustrierend." Sie seien in der eigenen Zone zu wenig nahe an den Gegnern gestanden, das hätten sie schlechter gemacht als in den Spielen zuvor. "Vorne haben wir jedoch genügend Chancen kreiert."

Dass den Schweden die Revanche für die 2:3-Niederlage im ersten Vorrundenspiel gelang, lag in erster Linie an den Sedin-Zwillingen. Die beiden Superstars der Vancouver Canucks verstehen sich auf dem Eis blind und waren kaum vom Puck zu trennen. Henrik Sedin steuerte die Tore zum 2:1 (12.) und 5:1 (57./ins leere Tor) bei und bereitete das 4:1 von Loui Eriksson (56.) vor. Damit hat er in vier WM-Spielen neun Scorerpunkte (4 Tore/5 Assists) erzielt. "Es ist unglaublich, wie die beiden Brüder Eishockey spielen können", zollte Furrer den beiden Respekt.

Torhüter Martin Gerber sprach davon, dass seine Mannschaft den Spielplan zwischenzeitlich aus den Augen verloren habe. "Wir haben eine Zeit lang den Fokus verloren. Nach dem Ausgleich hatten wir nicht mehr die Ruhe, die wir vorher gehabt hatten. Es wäre mehr möglich gewesen."

Stolz

Von einer verpassten Chance sprach auch Simon Bodenmann: "Man hat vielleicht einmal im Leben die Möglichkeit, in einem WM-Finale zu stehen." Und Nino Niederreiter, der das Eis mit einer Minus-4-Bilanz verlassen hatte, sagte: "Momentan bin ich leer, und es ist schwierig, sich über die Silbermedaille zu freuen".

Diametral anders als bei den Spielern war die Stimmungslage bei den zahlreichen Schweizer Fans in Stockholm. Diese waren trotz der Finalniederlage hoch zufrieden und verließen singend die Halle. In der Tat stellt die zweite WM-Silbermedaille den größten Erfolg im Schweizer Eishockey dar. Das werden auch die Spieler in den nächsten Tagen so sehen. "Im Großen und Ganzen ist es ein unglaublicher Erfolg, den wir als Mannschaft erreicht haben", sagte Seger, der seine 15. WM bestritten hat. "Wir können extrem stolz sein auf uns. Es ist großartig, wie sich die Jungs durch das Turnier durchgekämpft haben."

Schweden hat im Finale der 77. Eishockey-Weltmeisterschaft den Sensationslauf der Schweiz gestoppt. Das "Tre Kronor"-Team gewann am Sonntag das Endspiel im Globen von Stockholm mit 5:1 (2:1,0:0,3:0) und holte damit ihr neuntes WM-Gold, ihr erstes seit 2006. Die Bronzemedaille ging an die USA durch ein 3:2 nach Penaltyschießen gegen Finnland.

Die Schweiz ging im Finale durch Roman Josi in Führung (5.), noch im Startdrittel drehten aber Erik Gustafsson (9.) und Henrik Sedin im Powerplay (12.) das Spiel. Im Schlussdrittel fixierten Simon Hjalmarsson (48.), Loui Eriksson (56.) und Henrik Sedin ins leere Tor (57.) den Endstand.

Das Dreikronenteam beendete damit den 27 Jahre währenden "Heimfluch". Schweden ist der erste WM-Gastgeber seit der Sowjetunion 1986 in Moskau, der mit den eigenen Fans die Goldmedaille feiern konnte. Für die Schweiz war die zweite Silbermedaille nach jener 1935 in Davos dennoch der größte Erfolg ihrer Eishockey-Geschichte und die erste WM-Medaille seit Bronze 1953.

Gute, alte schwedische Defensive

Die Eidgenossen war mit neun Siegen aus neun Spielen überraschend ins Endspiel gekommen und nahmen zunächst auch im Finale das Spiel in die Hand. Josi belohnte das couragierte Spiel und schloss in der 5. Minute ein Solo erfolgreich ab. Für den offensivstarken NHL-Verteidiger der Nashville Predators war es bereits der neunte Scorerpunkt (4 Tore, 5 Assists). Er war damit die Nummer eins unter den Abwehrspielern dieser WM und wurde zum MVP (wertvollster Spieler) des Turniers gewählt.

Mit der ersten großen Chance gelang den Schweden aber der Ausgleich durch Gustafsson (9.). Drei Minuten später profitierte das Team von Pär Marts einmal mehr von seiner Stärke im Überzahlspiel, Henrik Sedin erzielte im Powerplay das 2:1 (12.). Der Vorsprung brachte zunehmend Sicherheit ins Spiel der Schweden, die mit ihrem bekannt starken Defensivspiel den Schweizern kaum Chancen ließen.

Entscheidung

Im Schlussdrittel machte der Außenseiter aber wieder Druck, doch ein Scheibenverlust von Julien Vauclair eröffnete den Schweden die Chance zum dritten Treffer. Gabriel Landeskog, Kapitän von Colorado Avalanche, scheiterte noch an Torhüter Martin Gerber, Hjalmarsson stocherte den Puck aber über die Linie (48.). Damit war die Partie entschieden.

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