Eishockey-WM: Österreich ist nach dem 11:0 erstklassig

Österreich nach dem 11:0
Im alles entscheidenden Spiel um den Aufstieg fertigte Österreich Polen mit 11:0 ab.

In beeindruckender Manier hat Österreichs Eishockey-Nationalteam nach zwei Jahren Zweitklassigkeit die Rückkehr unter die besten 16 Mannschaften geschafft. Das ÖEHV-Team deklassierte am Freitag bei der WM der Division 1A in Kiew im abschließenden Spiel Polen mit 11:0 (3:0,4:0,4:0) und schaffte damit den Aufstieg in die A-WM 2018 (4. bis 20. Mai) in Dänemark (Kopenhagen und Herning).

Österreich war als Tabellenführer in den Schlusstag gegangen und machte mit den Polen, die vor der Partie auch noch die Chance auf den Aufstieg hatten, kurzen Prozess. Nach 10:02 Minuten war die Auswahl von Teamchef Roger Bader durch Tore von Martin Ulmer (2.), Brian Lebler (8.), der einen Hattrick erzielte, und Fabio Hofer (11.) mit 3:0 vorangelegen und feierte schließlich den höchsten Sieg gegen Polen seit 91 Jahren, seit einem 13:1 im Jahr 1926.

Kapitän Thomas Raffl (Sprunggelenk) und Verteidiger Stefan Ulmer (Finger) bissen sich wie schon am Vortag beim 5:0 gegen Südkorea trotz Schmerzen durch. Stürmer Patrick Spannring musste so wie Verteidiger Layne Viveiros wegen einer Rippenverletzung passen.

Ulmer traf zum 1:0

Auch dezimiert kamen die Österreicher im Gegensatz zum Vorjahr, als man nicht zuletzt aufgrund eines 0:1 gegen Polen den Aufstieg verspielte, nie in Gefahr. Nach 104 Sekunden erzielte Martin Ulmer mit seinem ersten Turniertor die Führung, die beiden Linz-Stürmer Lebler und Hofer sorgten für einen beruhigenden Vorsprung nach dem ersten Drittel.

Die Polen wechselten in der ersten Pause ihren Torhüter und hatten danach ihre beste Phase. Doch Raffl im Powerplay (29.) und Lukas Haudum (30.) mit einem Doppelpack innerhalb von 31 Sekunden beendeten deren letzten Hoffnungen.

Leichtes Spiel

Die Österreicher hatten danach leichtes Spiel. Konstantin Komarek steuerte seine Turniertore Nummer drei (36.) und vier (40.) bei und wurde mit vier Toren und fünf Assists zum rot-weiß-roten Topscorer in Kiew. Steve Strong (47.), Haudum (49.) und Lebler (50., 56.) machten das Ergebnis zweistellig. Zuletzt gelang das vor sieben Jahren beim 13:0 gegen Serbien in Tilburg.

Torhüter Bernhard Starkbaum parierte in der 40. Minute einen Penalty von Damian Kapica und feierte schließlich sein drittes „shutout“ (Spiel ohne Gegentor) hintereinander. Insgesamt bekam der Wiener 233:37 Minuten lang kein Tor.

Damit kehrt Österreich zwei Jahre nach dem Abstieg 2015 in Prag in die A-Gruppe zurück. Der zweite Aufsteiger steht erst nach der Partie Südkorea - Ukraine (19.30) fest. Die Asiaten würden mit einem Sieg erstmals in die Eliteklasse aufsteigen.

Im Abendspiel setzte sich Südkorea gegen Absteiger Ukraine mit 2:1 nach dem Penaltyschießen durch und sicherte sich somit den zweiten Aufstiegsplatz. Südkorea, das seit Jahren eine Mannschaft für die Olympischen Heimspiele 2018 in Pyeongchang aufbaut und in Kiew fünf eingebürgerte Nordamerikaner dabei hatte, untermauerte die großen Fortschritte der vergangenen Monate. Bis zu dieser WM war Rang fünf bei einer B-WM das beste Resultat.

Kasachstan hat vergeblich auf ukrainische Schützenhilfe gewartet und beendete das Turnier bei Punktgleichheit mit Südkorea aufgrund des verlorenen direkten Duells nur auf Rang drei. Damit haben mit Kasachstan und Ungarn beide A-WM-Absteiger aus dem Vorjahr den sofortigen Wiederaufstieg verpasst.

WM der Division 1A in Kiew

Polen - Österreich Endstand 0:11 (0:3, 0:4, 0:4).
Kiew, Sportpalast, 1.500.
Tore: M. Ulmer (2.), Lebler (8., 50., 56.), Hofer (11.), Raffl (29./PP), Haudum (30., 49.), Komarek (36., 40.), Strong (47.). Strafminuten: 6 bzw. 6.
Österreich: Starkbaum - S. Ulmer, Kirchschläger; Schumnig, Heinrich; Schlacher, Strong; Duller - Ganahl, Hundertpfund, Lebler; Hofer, Komarek, Th. Raffl; Woger, Rauchenwald, Haudum; M. Ulmer, Obrist

Ehrungen

Die beiden Österreicher Bernhard Starkbaum und Dominique Heinrich sind am Freitag bei der Eishockey-WM der Division 1A in Kiew ausgezeichnet worden. Starkbaum wurde zum besten Torhüter des Turniers gewählt, Heinrich zum besten Verteidiger. Als bester Stürmer wurde Nigel Dawes von Kasachstan geehrt.

Starkbaum überzeugte mit einer Fangquote von 97,08 Prozent und drei „shutouts“ (Spiele ohne Gegentor). Heinrich erzielte zwei Tore und drei Assists und war die Nummer eins in der Plus/Minus-Wertung (bei Toren bzw. Gegentoren auf dem Eis).

Von den Journalisten wurde Österreichs Kapitän Thomas Raffl zum MVP (wertvollster Spieler) gewählt. Im Media-All-Star-Team finden sich neben Raffl auch Starkbaum, Heinrich und Konstantin Komarek.

Teamchef Roger Bader sagte erleichtert: „Mein Ziel war nicht nur der Aufstieg, ich wollte den Turniersieg. Das haben wir geschafft. Heute ist uns alles gelungen. Das war wohl wie bei Deutschland gegen Brasilien im Halbfinale der Fußball-WM 2014.“

Thomas Raffl sagte: „Ich bin sehr stolz auf alle. Wir sind von Spiel zu Spiel stärker geworden und haben gezeigt, dass wir eine gute Turniermannschaft sind.“

Fabio Hofer ergänzte: „Und jetzt wollen wir längere Zeit oben bleiben.“

Gernot Mittendorfer (Verbandspräsident Österreich): „Sensationell, Hut ab. Mir hat die Einstellung gefallen. Es war eine kontinuierliche Steigerung von Spiel zu Spiel. Die konditionelle Verfassung war wirklich gut, im vierten Spiel 5:0 zu gewinnen und heute noch so eine überzeugende Leistung. Die Burschen sind mit Herz und Seele dabei.
Wir sind im Vorjahr erstmals nicht gleich wieder aufgestiegen. Das Ziel muss jetzt sein, nicht mehr abzusteigen. Mit Teamchef Bader haben wir schon eine mündliche Vereinbarung, er hatte nur vor der WM keinen Kopf dafür. ́“

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