Ein Norweger verhindert Hirscher-Triumph
Das ist wirklich ein Spaß, hier zu fahren“, sagte einer, der es wissen muss: Benjamin Raich hat das Schladminger Nightrace schon vier Mal gewonnen, sein 15. Antreten vor 45.000 Zuschauern am Fuße der Planai beendete der Altmeister am Dienstagabend an der 16. Stelle.
Henrik Kristoffersen hätte das mit dem Spaß sofort unterschrieben: Der 19-jährige Norweger, am vergangenen Freitag Zweiter beim Slalom von Kitzbühel, feierte seinen ersten Weltcupsieg. Und er trat damit den nächsten Beweis an, dass die 35.000-Einwohner-Stadt Lørenskog bei Oslo Heimat großer Söhne ist – bekanntester Sohn des Ortes ist (vorläufig noch) Aksel Lund Svindal.
Der hat wie noch alle Norweger zuvor das Nightrace nicht gewinnen können, Kristoffersen durfte damit eine doppelte Premiere bejubeln. „Er ist einfach ein brutal guter Skifahrer, mir taugt das, wenn die Leute technisch gut fahren und schnell sind“, lobte Marcel Hirscher, der Zweitplatzierte. „Heute bin ich sehr zufrieden“, sagte Kristoffersen, der bei Halbzeit noch Zweiter hinter Mario Matt war – doch der Tiroler fädelte ein und schied aus, und so konnte der Norweger den führenden Marcel Hirscher noch abfangen.
„Es war eine Superfahrt von mir“, bilanzierte der Gesamtweltcup-Titelverteidiger, „in den letzten Toren vor dem Ziel ist mir fast ein bissl die Kraft ausgegangen, dann sind die Fehler gekommen.“ In der Tat: Sieben Zehntelsekunden war Hirscher Mitte des zweiten Laufs vor Felix Neureuther gelegen, am Ende blieb ihm noch eine Hundertstel, was seinen deutschen Spezi wurmte.
Trotz Laufbestzeit in finalen Durchgang war der drittplatzierte Bayer nicht restlos zufrieden: „Ich hab’ das ganz gut erwischt – aber noch nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte.“
Abgeflogen
Mit anderen Vorstellungen war auch Junioren-Weltmeister Manuel Feller nach Schladming gekommen: Ihm war am olympischen Ticketschalter eine Leider-Nein-Karte ausgehändigt worden, doch der 21-Jährige konnte seinen achten Platz vom freitäglichen Slalom in Kitzbühel nicht bestätigen – er schied im ersten Lauf aus.
Noch weniger gut erging es Wolfgang Hörl: Der Salzburger wurde kurz vor dem Ziel ausgehoben, bei der Landung schlug er sich mit dem linken Knie gegen das Kinn, worauf sich sein Helm öffnete, im hohen Bogen davonflog und die Planai hinabkullerte. „Ich bin angeschlagen wie ein Boxer, der zu Boden gegangen ist. Ein bissl schwindlig ist mir“, sagte der 30-Jährige, der froh war, den obligatorischen Zahnschutz nicht vergessen zu haben. Gleichwohl musste er ins Spital, wo er an der Oberlippe genäht wurde und wo ihm eine Nacht im Krankenbett empfohlen wurde.
Ted Ligety hingegen bestätigte einmal mehr sich selbst: Sein Slalom sei ähnlich fragil wie feines Porzellan im Geschirrspüler, sagt der Amerikaner wieder und wieder – am Dienstagabend kamen wieder Scherben am Ende des Waschgangs heraus, der Amerikaner scheiterte nach bester Zwischenzeit bereits im ersten Durchgang.
Endstand | 1. Dg | Gesamt | Rückstand | ||
1 | Henrik Kristoffersen | NOR | 50,72 | 1:47,43 | |
2 | Marcel Hirscher | AUT | 50,79 | 1:47,61 | 0,18 |
3 | Felix Neureuther | GER | 51,30 | 1:47,62 | 0,19 |
4 | Fritz Dopfer | GER | 51,29 | 1:47,71 | 0,28 |
5 | Alexis Pinturault | FRA | 51,12 | 1:47,76 | 0,33 |
6 | Mattias Hargin | SWE | 50,73 | 1:48,38 | 0,95 |
7 | Manfred Mölgg | ITA | 51,27 | 1:48,99 | 1,56 |
8 | Markus Larsson | SWE | 51,94 | 1:49,15 | 1,72 |
9 | Steve Missillier | FRA | 52,22 | 1:49,27 | 1,84 |
10 | Reinfried Herbst | AUT | 51,66 | 1:49,30 | 1,87 |
11 | Jean-Baptiste Grange | FRA | 52,53 | 1:49,39 | 1,96 |
12 | Alexander Choroschilow | RUS | 52,53 | 1:49,69 | 2,26 |
13 | Giuliano Razzoli | ITA | 52,43 | 1:50,12 | 2,69 |
14 | Axel Baeck | SWE | 52,61 | 1:50,13 | 2,70 |
15 | Leif Kristian Haugen | NOR | 52,84 | 1:50,14 | 2,71 |
16 | Benjamin Raich | AUT | 52,59 | 1:50,25 | 2,82 |
17 | Manfred Pranger | AUT | 53,04 | 1:50,29 | 2,86 |
18 | Cristian Deville | ITA | 53,56 | 1:50,49 | 3,06 |
19 | Anton Lahdenperä | SWE | 53,24 | 1:50,58 | 3,15 |
21 | Jonathan Nordbotten | NOR | 53,60 | 1:50,80 | 3,37 |
22 | Ivica Kostelic | CRO | 52,63 | 1:50,85 | 3,42 |
23 | David Chodounsky | USA | 52,36 | 1:51,04 | 3,61 |
24 | Mitja Valencic | SLO | 52,58 | 1:51,16 | 3,73 |
25 | Akira Sasaki | JAP | 53,24 | 1:51,31 | 3,88 |
26 | Sebastian-Foss Solevaag | NOR | 53,42 | 1:52,45 | 5,02 |
27 | Riccardo Tonetti | ITA | 53,72 | 1:53,49 | 6,06 |
28 | Colby Granstrom | USA | 53,38 | 1:57,10 | 9,67 |
Ausgeschieden im 1. Durchgang u.a.: Manuel Feller, Wolfgang Hörl (beide AUT), Ted Ligety (USA), Stefano Gross (ITA), Julien Cousineau (CAN), Nicolas Thoule (FRA)
Disqualifiziert nach dem 1. Durchgang: Bode Miller (USA)
Ausgeschieden im 2. Durchgang: Mario Matt (AUT), Andre Myhrer (SWE), Patrick Thaler (ITA)
Der US-Star Ted Ligety ist zwar beim Nachtrennen in Schladming bereits im ersten Durchgang ausgeschieden, dafür punktet der Riesentorlauf-Spezialist auf anderer Ebene.
Der Warenhausriese J.C. Penney widmet Ligety, einem heißen Anwärter auf Olympia-Edelmetall, ein Video das sich wahrlich sehen lässt. Übrigens, das Original heißt "No Diggity", 1996 verhalf es der R&B-Truppe Blackstreet zum weltweiten Durchbruch.
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