Ein Duo stiehlt die Ski-Show

Alles dreht sich um Vonn und Höfl-Riesch. Für Österreichs Damen bleibt kein Platz im Rampenlicht.

Nur gut, dass die Natur bei Maria Höfl-Riesch nicht mit den Zentimetern gespart hat. Die überragende Skiläuferin des letzten Winters wäre sonst womöglich völlig unter gegangen in all dem Trubel um ihre Person. Höfl-Riesch, die First Lady des Weltcups, reckte ihre stolzen 1,82, um irgendwie dem Ansturm im Festsaal der Freizeitarena Sölden Herr zu werden.

Sie war praktisch umzingelt von Kameras, ein Dutzend bunter Mikrofone versperrte den Blick auf ihr Gesicht, rund um sie blitzte und knipste es in einer Tour. Wie bei einem Platzregen prasselten die Fragen auf sie ein. Von allen Seiten. "Maria, wie ist jetzt das Verhältnis mit Lindsey Vonn?" Von rechts: "Maria, habt ihr beide euch ausgesprochen?" Aus dem Hintergrund: "Maria, seid ihr wieder Freundinnen?"

Fragestunde

Einige Meter daneben der gleiche Zinnober, das nächste Knäuel aus Kameras, Mikrofonen und Reportern. Von Lindsey Vonn, der Frau im zweiten Mittelpunkt des Interesses, ist nur mehr eine graue Wollmütze zu erspähen. Auch sie wird belagert, auch sie wird mit Fragen bombardiert. "Lindsey, verträgst du dich wieder mit Maria?" Und so weiter, und immer wieder ...

Als gäbe es vor dem ersten Rennen des Winters tatsächlich kein brennenderes Thema als die zwischenmenschlichen Befindlichkeiten zweier Erz-Freundinnen.

Ruhefaktor

Als wenig später freilich die österreichischen Ski-Damen aufmarschieren, alle in Reih und Glied, alle adrett in der offiziellen ÖSV-Robe, geht es vergleichsweise gesittet zu. Ohne Gedränge, ohne Halligalli, ohne aufdringliche Fragen nach dem Privatleben oder dem Après-Ski. Eigentlich sollten ja sie es sein, die beim Heimrennen im Rampenlicht stehen, die Lokalmatadore aus Österreich, doch in Sölden dreht sich vor dem Riesentorlauf der Damen (9.45 bzw 12.45 Uhr, live in ORF 1, KURIER.at-Ticker) fast alles nur um Maria Höfl-Riesch und Lindsey Vonn.

Ungerecht? Vielleicht. Unverständlich? Mitnichten. Für mehr Euphorie und eine größere Erwartungshaltung war die vergangene Riesentorlauf-Weltcupsaison schlicht zu mittelmäßig (ein Podestplatz). "Wir hatten einen Durchhänger", gesteht auch Damen-Cheftrainer Herbert Mandl ein.

Ein kleines Zwischentief, das sich über die Sommerpause noch nicht ganz verzogen hat: "Ich erwarte mir jedenfalls keinen Sieg", erklärt Mandl. Zu groß ist die Dichte im Riesentorlauf, zu unsicher noch der Leistungslevel der Leistungsträgerinnen: Die ehemalige Sölden-Siegerin, Niki Hosp (2003), ist nach ihrer schweren Knieverletzung noch nicht wieder die Alte; die letzte österreichische Sölden-Siegerin, Kathrin Zettel (2008) ist nach chronischen Rücken- und Kniebeschwerden noch nicht wieder die Alte. Und eine mögliche zukünftige Sölden-Siegerin, Europacup-Gewinnerin Jessica Depauli, ist konditionell noch nicht auf Weltcup-Niveau angekommen. "Im Riesentorlauf hat sie noch Aufholbedarf", sagt Mandl.

Der Cheftrainer hat ganz oben auf seiner Liste der Sieganwärterinnen einen bekannten Namen stehen: Lindsey Vonn. Die Amerikanerin präsentierte sich im Training überaus stark, während sich Görgl, Fenninger und Kolleginnen zwar geschlossen gut, aber "ohne starke Ausreisser nach vorne" zeigten.

Aberglaube

Was aber nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen sein muss. Im vergangenen Jahr hatte Herbert Mandl vor dem Auftakt ein sehr gutes Gefühl. Das Resultat war weniger gut (Zettel wurde als beste Siebente.)

Außerdem gibt es im österreichischen Team ja noch Elisabeth Görgl. Die lebensfrohe Steirerin hat schon einmal bewiesen, dass sie weiß, wie man anderen die Schau stiehlt. Als in Garmisch-Partenkirchen alle Augen auf Lokalmatadorin Maria Riesch gerichtet waren, sorgte Görgl für die große Überraschung.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund

  • Kommentar

Kommentare