Die Mutprobe von Bormio

Nichts für Otto Normalskiprofi: Nur die Tapfersten wagen sich auf die Stelvio.

Skirennläufer dürfen keine Morgenmuffel sein. Im Sommer beginnt die Auffahrt zum Gletschertraining oft schon um fünf Uhr. Und für die österreichischen Slalomspezialisten ist heuer auch zwischen Weihnachten und Neujahr nicht viel später Tagwache. So sind ab Donnerstag WM-Tests unter Regie von ÖSV-Slalomcoach Mike Pircher auf dem Zielhang der Schladminger Planai unter Flutlicht schon um 6.45 Uhr angesetzt, ehe die Urlaubsgäste Vorrang haben. Am 17. Februar wird dort um Medaillen gecarvt.

Im Gegensatz zu den Torlauf-Herren können die Damen (auf dem Semmering) und die Abfahrer (in Bormio) noch im alten Jahr Weltcup-Punkte erobern und sich für das WM-Team empfehlen.

Tauwetter

Trotz der frühlingshaften Temperaturen sollte es schon ab Donnerstag auf einer regulären Piste Stelvio im Training für das Bormio-Rennen am Samstag heiß hergehen.

Die Stelvio verlangt den Rennläufern nicht nur exzellente Kurventechnik, sondern auch viel Mut ab, weil die Lichtverhältnisse Ende Dezember (anders als im März) in Bormio überaus heikel sind. Die Gefahren, die auf der steilen Piste lauern, sind ein Mitgrund für das im Vergleich zu anderen Abfahrten alle Winter wieder auffallend kleine Starterfeld.

Selbst Topstars machen um Bormio nicht allein wegen des Termins, sondern auch wegen der Verletzungsgefahr einen Bogen. So zieht auch Riesenslalom-Dominator Ted Ligety einen US-Heimaturlaub der Teilnahme in Bormio (Provinz Sondrio) vor. Auch Allrounder Benjamin Raich meidet, obwohl er in Bormio 2005 erfolgreichste WM-Medaillensammler war, im Gegensatz zum Hahnenkamm-Abenteuer die letzte Abfahrt des Jahres 2012.

Marcel Hirscher indes hatte Bormio erst gar nie eingeplant. Der in Hochform befindliche Weltcup-Titelverteidiger wird ebenso wie Ligety beim Parallelslalom in München am 1.Jänner wieder in den Skizirkus zurückkehren, sofern die Wetterlage das Städtederby in der bayrischen Metropole überhaupt zulässt.

Tempobolzer

In Abwesenheit von Ligety und Hirscher will der Skandinavier Aksel Lund Svindal das Rennen in Bormio nützen, um seine Weltcup-Führung auszubauen. Nach einem Weihnachtsurlaub in Norwegen blieb Svindal (er hat seinen Zweitwohnsitz in Innsbruck) an seinem 30.Geburtstag wenig Zeit, um sich auf der kurvenreiche Anreise nach Bormio ausgiebig feiern zu lassen.

Norweger galten jahrelang als seltene Gäste in Bormio. So hatten Kjetil Andre Aamodt und Lasse Kjus die (so oft von Österreichern dominierte) letzte Abfahrt des Jahres meist ausgelassen, um körperlich gestärkt im Jänner zu dominieren. Svindal und seine aufstrebender Team- und Head-Markenkollege Kjetil Jansrud sind nicht nur größer, sondern auch robuster als ihre ehemaligen Vorbilder.

Für den Top-Athleten Jansrud bedeutet Bormio Neuland. Auch der ÖSV-Hoffnungsträger Florian Scheiber aus dem Ötztal rast zum ersten Mal über die Stelvio, während Max Franz nach seiner Gehirnerschütterung noch schonungsbedürftig ist.

Chefcoach Mathias Berthold verspricht eine Steigerung von Klaus Kröll und Co. Die Gröden-Pleite habe nicht dem Können des ÖSV-Teams entsprochen. Aber dass ein Niederländer schneller war als alle Österreicher, sei natürlich "eine Steilvorlage für die Medien" gewesen.

Damen

28. Dezember: RTL, Semmering
29. Dezember: Slalom, Semmer.
4. Jänner: Slalom, Zagreb
12. Jänner: Abfahrt, St. Anton
13. Jänner: Super-G, St. Anton
15. Jänner: Slalom, Flachau
19. Jänner: Abfahrt, Cortina
20. Jänner: Super-G, Cortina
26. Jänner: Riesentorlauf, Marburg
27. Jänner: Slalom, Marburg

Herren

29. Dezember: Abfahrt, Bormio
6. Jänner: Slalom, Zagreb
12. Jänner: RTL, Adelboden
13. Jänner: Slalom, Adelboden
18. Jänner: Superkombi, Wengen
19. Jänner: Abfahrt, Wengen
20. Jänner: Slalom, Wengen
25. Jänner: Super-G, Kitzbühel
26. Jänner: Abfahrt, Kitzbühel
27. Jänner: Slalom, Kitzbühel

Kommentare