Der Wilde Hilde

Der Wilde Hilde
Der Spaßvogel würde auch gute Figur in einer Geisterbahn abgeben.

Falls gerade irgendwo in einer Geisterbahn ein Posten frei sein sollte – Tom Hilde, 24, könnte auf der Stelle einspringen. Der Winter ist für den norwegischen Skispringer nach seinem Wirbelbruch ja gelaufen, aber als Geist oder Ungeheuer würde Hilde im Moment durchaus gute Haltungsnoten bekommen.

Tom Hilde sieht derzeit, man muss das einfach so sagen, richtig zum Fürchten aus. Das rechte Auge blutunterlaufen, die Nase eine offene Fleischwunde, Blutspuren auch auf Stirn und am Kinn, kurzum: Hildes Gesicht ist ein einziger Bluterguss, dazu macht er einen Buckel und zieht ein Bein hinterher. Als wäre er einem der Klitschkos über den Weg gelaufen.

Jeder hätte es verstanden, wenn sich der Norweger mit seinem ramponierten Gesicht irgendwohin verkrochen hätte, alle hätten es nachvollziehen können, wenn er nach seinem schweren Sturz von Oberstdorf einen Abflug gemacht hätte Aber was macht Tom Hilde? Er zeigt sich in Garmisch demonstrativ in der Öffentlichkeit und präsentiert sich als Spaßvogel. Ja, mehr noch: Der 24-Jährige ("ch bin nicht auf Droge") macht sich sogar über sich lustig.

Keine Kritik

Keine Kritik an die Jury, die den Auftaktbewerb in Oberstdorf bei widrigen Bedingungen durchgeboxt hatte, kein Hadern mit dem tiefen Schnee bei der Landung. "Ich hätte eigentlich genug Erfahrung, um so einen Sprung sicher zu landen", meint Hilde, "das ist wie bei einem Fußballspieler, der einen Elfmeter verschießt und sich dabei den Rücken bricht."

Eineinhalb Stunden hielt Hilde durch, er beantwortete geduldig Fragen, posierte für Erinnerungsfotos, ohne dabei den Eindruck zu erwecken, Mitleid erhaschen zu wollen. "So ein Wirbelbruch hört sich ja schlimmer an, als es ist", sagte Hilde, ehe er dann doch einen Abflug machte. Mit einem Grinsen.

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