Das Ende der Austro-Kanadier

Das Ende der Austro-Kanadier
Österreichs Nationalteam tritt bei der B-WM in Ljubljana erstmals seit 1981 ohne eingebürgerte Nordamerikaner an.

Im Jahr 1961 wurde dem Kanadier Adelbert St. John ein österreichischer Pass ausgestellt: Damit begann im österreichischen Eishockey eine Ära die vor allem die Zeit ab den 80ern prägen sollte und bei der B-WM in Ljubljana (15.-21. April) zu Ende gehen wird: Jene der sogenannten Austro-Kanadier.

So richtig los ging es bei der C-WM 1981 in China mit Jeff Geiger und Rick Cunningham. Sie waren Kanadier mit österreichischen Vorfahren, die vom Salzburger Werhan zur Verstärkung geholt wurden. In den Vereinen, aber vor allem im Team erfüllten die Profis aus dem Mutterland des Eishockey ihre Aufgabe und trugen viel zum sportlichen Aufschwung der Nationalmannschaft bei. In China verließ Österreich endgültig die dritte Leistungsstufe, in Klagenfurt 1992 stieg die ÖEHV-Auswahl erstmals seit der Dreiteilung der WM in A-, B- und C-Gruppe in die Elite auf.

Bis zu sieben Austro-Kanadier bildeten in der Vergangenheit das Gerüst des Nationalteams. In den vergangenen Jahren waren sie meist nur noch Mitläufer, lange Jahre aber waren sie Leistungsträger.

Torhüter Brian Stankiewicz etwa war in 125 Länderspielen und zehn WM-Turnieren Rückhalt des Teams und ist damit "Rekord-Austro". Ed Lebler ist mit 69 Toren in 111 Spielen zweitbester Torschütze in der Geschichte der österreichischen Nationalmannschaft. Nur Rudi König (105 Tore) hat mehr Tore als Lebler erzielt

Entwicklungshelfer

Das Ende der Austro-Kanadier

 Die Austros waren vieldiskutierte Entwicklungshelfer in Sachen Eishockey und der Jugend Vorbild. "Österreich hat von den Austros viel profitiert. Im Spiel, von der Sprache, von Kontakten. Sie haben viel bewegt, hätten aber vielleicht noch mehr helfen können. Leider haben viele nicht die Chance bekommen", sagte einst Verbandskapitän Mion. Sie hätten vor allem zur Ausbildung des Nachwuchs` gewonnen werden sollen.

Seit der Jahrtausendwende ging die Hilfe aus Nordamerika allerdings zurück. Seither waren nur einmal (2006) mehr als drei Austros bei einer WM mit dabei, im Vorjahr nur noch Verteidiger Werenka. Rechtlich hat sich in Österreich seit den 90er-Jahren nichts geändert, der internationale Eishockey-Verband IIHF hat dem raschen Nationenwechsel allerdings seit Jahren einen kleinen Riegel vorgeschoben.

Demnach müssen Spieler, die die Nationalität gewechselt oder eine zusätzliche angenommen haben, mindestens zwei Jahre ununterbrochen bei einem Verein ihrer neuen Heimat spielen, ehe sie für die Nationalmannschaft spielberechtigt sind. Hat ein Spieler für seine alte Heimat bereits an einem WM- oder Olympiaturnier (oder auch nur an der Qualifikation dafür) teilgenommen, verlängert sich diese Wartezeit auf vier Jahre.

Österreicher auf Zeit

Sie waren Österreicher auf Zeit, nur wenige blieben im Land. St. John, der erste Austro, heiratete in Kärnten die Schwester des ehemaligen Teamspielers Sepp Puschnig. St. John starb im Dezember 2009 im Alter von 78 Jahren in Klagenfurt. Gary Venner blieb in Wien und gibt seit Jahren einen kompetenten TV-Experten.

Greg Holst war jahrelang Trainer in Österreich und zuletzt beim Südtiroler Klub Ritten. Sein Sohn Taylor stürmt für die Vienna Capitals. Mike Stewart war in der vergangenen Saison Trainer beim VSV, Mark Szücs Co-Trainer von Rob Daum bei Meister Black Wings Linz. Rick Nasheim war bis 2010 Co-Trainer in Linz und ist seither Co-Trainer in Ingolstadt.

   Und natürlich Manny Viveiros. Der 46-Jährige aus St. Albert absolvierte 21 Länderspiele und die Heim-WM 2005 für Österreich. Nun soll er als Teamchef den Neuaufbau schaffen. Viveiros wurde im vergangenen Jahr mit einem Dreijahresvertrag ausgestattet und geht mit einer stark verjüngten Mannschaft in die B-WM ab Sonntag in Ljubljana. Ausgerechnet der erste Austro-Kanadier als Teamchef hat die Ära der Austros zumindest vorerst beendet.

Mehr zum Thema

  • Analyse

  • Hauptartikel

Kommentare