Caps-Manager Kalla: "Es ist schön, wenn Dinge aufgehen"

Manager Franz Kalla (re.) mit Präsident Hans Schmid und Serge Aubin (li.)
Das Interview über geglückte Personalentscheidungen, Probleme mit den Fans und das Potenzial des Klubs.

So souverän wie derzeit waren die Vienna Capitals seit ihrer Klubgründung im Jahr 2001 noch nie. Und das, obwohl es nach der vergangenen Saison weder einen Trainer, Co-Trainer oder sportlichen Leiter gab. Vor dem Freitag-Spiel bei Fehervar spricht Manager Franz Kalla über über den aktuellen Erfolgslauf und die Zukunft des Vereins.

KURIER: Verspüren Sie Genugtuung, wenn Sie die Capitals auf Platz 1 sehen?

Franz Kalla: Genugtuung wäre eine völlig falsche Emotion. Die Tabelle ist nur ein erfreulicher Zwischenstand. Natürlich ist es schön, wenn Dinge aufgehen, die man unter schwierigen Bedingungen entschieden hat. Wir haben aber noch nichts erreicht, außer dass das Arbeiten angenehmer ist.

Wie ist die Entscheidungsfindung im Frühjahr abgelaufen?

Es gab nicht viele Leute, mit denen ich mich beraten konnte. Bei den österreichischen Spielern habe ich gemeinsam mit Hans Schmid entschieden. Und Spielern wie Jamie Fraser haben wir gesagt, dass sie auf den Trainer warten sollen. Von den anderen haben wir uns relativ schnell getrennt.

Und dann kam der Glücksfall, dass im Mai Hamburg die Lizenz zurückgab und Serge Aubin auf den Markt kam ...

Natürlich. Aber wir haben uns von der Öffentlichkeit nicht unter Druck setzen lassen und einen Kompromisskandidaten genommen. Wir hatten zwei Trainer zu Interviews in Wien und insgesamt 70 Bewerbungen. Wir hatten klare Vorstellungen. Bei Aubin hat es von Anfang an gepasst. Du musst für den Erfolg sehr hart arbeiten, und das tut er definitiv.

Wie würden Sie Ihr Eishockey-Wissen auf einer Skala von eins bis zehn bewerten, als Sie 2008 zu den Capitals gekommen sind – und jetzt?

Da muss man differenzieren. Es geht ja nicht um das Spiel oder die Regeln, sondern um das, was sich im Umfeld abspielt. Der Riesenunterschied zu damals ist, dass ich heute viel besser vernetzt bin. Du brauchst in Österreich und international gute Kontakte. Ich habe jetzt auch Zugang zu den Top-Klubs in Europa und Kontakte nach Nordamerika.

Also keine Bewertung auf der Skala?

Die Skala drückt etwas Falsches aus. Der Unterschied ist, dass ich in schwierigen Situationen gelassener bin. Besser bin ich sicher geworden, denn sonst wäre ich nach neun Jahre der Falsche.

Die Capitals hatten nach dem Hallenausbau im Jahr 2011 einen Zuschauerschnitt von 5100. Heuer liegt er bei 3800. Zieht Eishockey nicht mehr?

Eishockey ist immer noch sehr attraktiv. Leute, die zum ersten oder zweiten Mal kommen, sind begeistert. Es gibt mehrere Gründe für den Rückgang. In ganz Europa – auch im Fußball – gehen die Zuschauerzahlen zurück. Da sehe ich wirtschaftliche Gründe dahinter. Die Leute haben weniger Geld. Ein weiterer Punkt ist der Konkurrent Fußball. Wir haben mehrmals gleichzeitig mit Europa-League-Spielen von Rapid und Austria gespielt. Natürlich haben wir auch mehr TV-Spiele.

Liegt es nicht auch an der Preiserhöhung und dem Konflikt mit den Fanklubs, die das Abo nicht mehr günstiger bekommen?

Bis auf zwei Fanklubs haben alle den Protest beendet. Ich war bei fast allen und habe mich den Fragen gestellt. Jetzt gibt es eine Arbeitsgruppe, aus der spezielle Angebote wie das Halbzeit-Abo oder Caps-Five (30 Prozent Rabatt auf fünf Spiele, Anmerkung) entstanden sind. Aber man merkt schon auch, dass es eine Philosophiefrage ist. Der Fan ist ein zahlender Gast. Und den Stammkunden versuchst du Zuckerln zu geben. Aber es gibt auch gewisse Grenzen.

Wie meinen Sie das?

Fans sind so wichtig für den Verein. Als Fan sollte man aber auch nicht versuchen, gegen den Verein zu arbeiten. Kritik ist immer willkommen, es geht aber nicht um das Was, sondern um das Wie. Ist es gerechtfertigt, dass ein Fan sagt, er kommt nur dann, wenn seine Forderungen erfüllt werden? Wenn das so ist, dann müssen wir auf diesen Fan verzichten.

Gibt es das Thema Open Air noch? Bei der Eröffnung des Allianz-Stadions wurde kommuniziert, dass es Gespräche gibt.

Es stimmt. Es gibt Gespräche. Die Idee ist seit Jahren in meinem Kopf. Wir arbeiten daran, mehr kann ich dazu noch nicht sagen.

Sie haben ein vorbildliches Trainingszentrum für den Nachwuchs und eine Schule in der Halle gebaut. Wie viel Geld wurde investiert, und ist damit die Forderung von Präsident Hans Schmid nach jährlich zwei neuen Eigenbauspielern im Profikader erfüllbar?

Caps-Manager Kalla: "Es ist schön, wenn Dinge aufgehen"
honorarfrei, Trainingszentrum Vienna Capitals
Wir haben die Gewichtheber mitgenommen und daher eine Förderung von der Stadt bekommen. Die Hälfte der 170.000 Euro haben wir selbst aufgebracht. Das Ziel von zwei Spielern ist ambitioniert. Aber es gibt schon jetzt keine andere Mannschaft, die in den letzten Jahren acht Eigenbauspieler zu Stammspielern gemacht hat. Und da sind noch nicht jene dabei, die es nicht oder noch nicht geschafft haben. Das Trainingszentrum wird unsere Lebensader. Jetzt müssen wir mit einem Farmteam den Sprung vom Nachwuchs in die EBEL kleiner machen. Es bringt nichts, wenn unsere U 20 gegen Linz mit 15:0 gewinnt. Wir arbeiten da bereits wieder an einer neuen Idee.

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