Biathlon-WM: Ein glänzender Schlusspunkt

Simon Eder krönte seine WM mit Bronze zum Abschluss.
Die Biathlon-WM in Hochfilzen bot Höhe- und Tiefpunkte gleichermaßen - ein Rückblick.

Die Meisterschützen sind gekürt, die Trophäen vergeben, der letzte Schuss ist gefallen: Die Biathlon-WM in Hochfilzen im Rückspiegel.

Die Glanzmomente

Simon Eder
"Bronze bei einer Heim-WM ist viel schöner als Gold woanders." Simon Eder stellte klar, was für einen Stellenwert der dritte Platz im Massenstart-Rennen für ihn hat. Der 33-Jährige kommt aus Saalfelden unweit von Hochfilzen, und er hat gestern eine Medaille gewonnen, mit der er bis vor Kurzem selbst nicht einmal gerechnet hatte. Wochenlang hatte Eder mit den Folgen einer Grippe zu kämpfen und daher sämtliche Jänner-Rennen verpasst. "Ich war mir nicht sicher, ob es sich ausgeht", erklärt der Routinier, der sich gestern freilich in alter Stärke und als Meisterschütze präsentierte. Mit 20 Volltreffern legte Eder den Grundstein für seine zweite Einzel-Medaille. Dass er in der letzten Runde noch vom Deutschen Simon Schempp und dem Norweger Johannes Bø überholt wurde, konnte er leicht verkraften. "Ich habe Bronze gewonnen, und nicht Gold verloren."

Fan-Ansturm
Der Ballermann lag in den vergangenen zehn Tagen in Tirol. 143.700 Fans inszenierten ein stimmungsvolles Schützenfest, das selbst den einstigen Biathlon-Muffel Peter Schröcksnadel begeisterte. "Die Atmosphäre ist mit der Ski-WM in St.Moritz nicht zu vergleichen."

Laura Dahlmeier
Für die Deutsche gingen einem in Hochfilzen die Superlative aus. Biathlon-Königin ist noch eine maßlose Untertreibung für die 23-Jährige, die nach dieser WM wohl einen neuen Trophäenschrank benötigt. Noch nie zuvor konnte eine Biathletin bei einer WM fünf Goldmedaillen gewinnen. Im Massenstartrennen stellte Dahlmeier erneut ihre Ausnahmestellung unter Beweis. Nur im Sprint musste sie der Tschechin Gabriela Koukalová den Vortritt lassen.

Die Amerikaner
Die ganze Welt kennt die amerikanischen Revolverhelden von Buffalo Bill bis Wyatt Earp, die US-Biathleten waren bislang nur den wenigsten ein Begriff. In Hochfilzen sorgte Lowell Bailey (20 km) für den ersten WM-Titel eines amerikanischen Biathleten. Dazu kam eine weitere Silbermedaille durch Susan Dunklee im Massenstart.

Familienglück
Siegerehrungen sind für Ole Einar Bjørndalen (58 Medaillen bei WM und Olympia) und Darja Domratschewa (11) längst Biathlon-Business as usual. Die Medaillen von Hochfilzen haben für die beiden aber einen besonderen Glanz. Der Norweger und die Weißrussin sind ein Paar und seit wenigen Monaten stolze Eltern, in der Verfolgung gewannen Domratschewa (Silber) und Bjørn- dalen (Bronze) binnen weniger Stunden Medaillen.

Die Enttäuschungen

Hymnen-Panne
Die Siegerehrung der Herren-Staffel sorgte für Misstöne. Für die erfolgreichen Russen wurde das "Patriotische Lied" gespielt, das zwischen dem Ende der Sowjetunion 1990 und 2000 die Hymne Russlands war. Die vier Russen wussten sich freilich zu helfen: Sie stimmten selbst die richtige Hymne an.

Zähl-Fauxpas
Diese WM hat wieder einmal gezeigt: Es gibt nichts, was es im Biathlon nicht gibt. Julia Schwaiger sorgte in der Damen-Staffel für ein Hoppala, das selbst langjährige Biathleten in dieser Form noch nie gesehen hatten. Die 21-Jährige feuerte beim Nachladen vier statt der erlaubten drei Zusatzpatronen ab, die ÖSV- Staffel wurde aus dem Rennen genommen.

Lisa Theresa Hauser
Der Auftritt im Massenstart-Rennen (Rang 25) war bezeichnend für die Performance der Tirolerin bei ihrer Heim-WM. Die Lokalmatadorin, eigentlich die Treffsicherheit in Person, schoss ständig über das Ziel hinaus und blieb weit hinter den Erwartungen. "Ich habe keine Erklärung", sagt Hauser.

Störfeuer
Es wurde während dieser WM viel über den Haussegen im ÖSV-Team diskutiert. Dass einige Athleten (Simon Eder, Dunja Zdouc, Hauser) in einer privaten Trainingsgruppe, der Biathlonschmiede, trainieren,sorgt immer wieder für Irritationen und birgt Zündstoff. Bei der WM wurden die Störfeuer auch über die Medien abgefeuert. "Wir haben trotz der Nebengeräusche die Ruhe bewahrt", sagt ÖSV-Direktor Gandler.

Die Norweger
Erstmals seit 18 Jahren blieb die Biathlon-Großmacht bei einer WM ohne Goldmedaille.

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