Wimbledon: Ofner schafft die nächste Sensation

Sebastian Ofner kam aus dem Nichts und avancierte zum Helden.
Der Steirer wirft Jack Sock, die Nummer 18 der Welt, aus dem Bewerb. Thiem besiegt den Franzosen Gilles Simon in vier Sätzen.

Österreichs Herren-Tennis erlebt eine Hochblüte. Und dies ausgerechnet im Mekka des Tennis-Sports.

Teil 1

Es vergeht kaum ein Monat, in dem Dominic Thiem nicht für eine persönliche Premiere sorgt. Die jüngste: Der 23-Jährige schlug Gilles Simon in einem guten Rasen-Match 5:7, 6:4, 6:2, 6:4 und steht erstmals in der 3. Runde von Wimbledon.

Wimbledon: Ofner schafft die nächste Sensation
Tennis - Wimbledon - London, Britain - July 6, 2017 Austria’s Dominic Thiem in action during his second round match against France’s Gilles Simon REUTERS/Tony O'Brien
Es war ein Spiel zweier unterschiedlicher Spiel-Philosophien. Auf der einen Seite der 32-jährige Franzose, der die Bälle mit viel Gefühl und hoher Genauigkeit ins Feld schiebt, auf der anderen Seite der beste Österreicher, der mit harten Schlägen zeigt, dass er es auch mit Rasenspezialisten aller Art aufnehmen kann. Und außerdem: Thiem zählt zu den besten Aufschlägern (mit Kraft und Schnitt) auf der Tour, was ja auf Rasen kein Nachteil ist. Dazu hat er sein Netzspiel verfeinert und den Return verbessert.

Im ersten Satz nutzte Simon seine Chancen, gewann besagten Satz auch dank schöner Netzbälle. "Es war schon ziemlich offen, ich habe zu viele Breakbälle verhaut, war aber keineswegs down." Im zweiten zeigte Thiem nämlich, warum er seit einem Jahr Mitglied im erlesenen Kreis der Top Ten steht und Simon seit zwei Jahren nicht mehr (derzeit Nummer 36). Ein Break reichte dem Lichtenwörther. Simon kam in der Folge mit dem Power-Tennis des Niederösterreichers immer weniger zurecht, Thiem gewann letztlich auch als fitterer Spieler. "Es war alles andere als einfach", sagt selbst Trainer Günter Bresnik. der Thiem in London mit Physio Alex Stober und Touringcoach Gary Muller betreut. "Aber wie er vor allem im dritten und vierten Satz gespielt hat, war beeindruckend. Er hat sehr gut serviert und returniert, super Volleys gespielt und sich von hinten gut bewegt und zügig gespielt."

In Runde drei wartet eine leichtere Aufgabe. Den US-Mann Jared Donaldson (Nummer 67) hat Thiem heuer ín Madrid ziemlich klar geschlagen.

Teil 2

Mit Dominic Thiem durfte allerorts gerechnet werden. Doch was sich am Abend auf Court 6 abspielte, wird selbst von der internationalen Tennisszene als Riesenüberraschung bezeichnet. Der 21-jährige Steirer Sebastian Ofner, der noch nie in einem Hauptbewerb bei einem ATP-Turnier stand, schickte die Nummer 18 der Welt nach Hause.

Ofner rang den Amerikaner Jack Sock in einem dramatischen Match mit 6:3, 6:4, 3:6, 2:6 und 6:2 nieder. "Wahnsinn. Ich kann es selbst noch nicht fassen", sagte der Steirer, "der sich wie im siebenten Himmel fühlt."

Vor allem der Hintergrund lässt Raum zum Staunen. Erst vor zwei Jahren, nach bestandener Matura, konzentrierte sich voll auf das Profi-Tennis. Nun gilt er als Vorzeigebeispiel einer Zusammenarbeit zwischen der Bresnik-Akademie und dem Tennisverband. Thiem-Vater Wolfgang trainiert Ofner seit kurzer zeit ebenso wie die ÖTV-Coaches Florian Pernhaupt und Andreas Fasching, der in London mit von der Partie ist. Und jetzt darf ihr Schützling Deutschlands Nummer eins, Alexander Zverev, fordern.

Dominic Thiem - Gilles Simon* 5:7, 6:4, 6:2, 6:4

* = 1. Aufschlag im 4. Satz

4. Satz:

  • 6:4 - Das war's, Thiem gewinnt in vier Sätzen!
  • 5:4 - Simon verlängert das Match nochmals.
  • 5:3 - Thiem holt sich das 8. Game im 4. Satz und erhöht somit den Druck auf seinen Gegenüber.
  • 4:3 - Simon verkürzt mit einem Zu-Null-Aufschlagspiel.
  • 4:2 - Thiem kann das Break bestätigen, auch mit ein wenig Glück bei zwei Challenges.
  • 3:2 - Das erste Break in diesem Satz ist da und das geht auf das Konto von Dominic Thiem.
  • 2:2 - Obwohl Thiem derzeit nicht sein bestes Tennis zeigt, gewinnt ihm der Spielgewinn.
  • 1:2 - Simon gibt nur einen Punkt ab.
  • 1:1 - Thiem schafft mit einiger Mühe den Ausgleich.
  • 0:1 - Simon eröffnet den 4. Satz mit einem recht ungefährdeten Spielgewinn.

3. Satz:

  • 6:2 - Thiem nutzt seinen zweiten Satzball!
  • 5:2 - Beim Franzosen häufen sich die Fehler, er ist inzwischen bei 19 Unforced Errors angelangt. Thiem macht das 2. Break in diesem Satz.
  • 4:2 - Thiem baut seine Führung aus, hält seinen Gegner auf Distanz.
  • 3:2 - Pech für Thiem, als sein Netzroller in die eigene Hälfte fällt. Simon bleibt dran.
  • 3:1 - Der Österreicher behält seinen Vorsprung.
  • 2:1 - Thiem holt das Break. Sein Kontrahent hat sichtlich eine Schwächephase durchzustehen.
  • 1:1 - Simon lässt nach dem verlorenen Spiel die Emotionen heraus. Haben wir soweit auch nicht gesehen.
  • 0:1 - Mit einem Zu-Null-Game reagiert der Franzose auf den Satzverlust.

2. Satz:

  • 6:4 - Thiem schafft den Satzausgleich! Es geht also von vorne los.
  • 5:4 - Simon verhindert den Satzverlust, in dem er den Breakball abwehrt. Es war bereits der 10., den Thiem nicht nutzen konnte.
  • 5:3 - Thiem gewinnt das achte Aufschlagspiel im 2. Satz zu Null.
  • 4:3 - Simon tut sich schwer, doch kann er verkürzen.
  • 4:2 - Thiem wackelt kurz, kann sich nach 15:30 noch fangen.
  • 3:2 - Na endlich, möchte man sagen. Thiem schafft das Break, Simon ermöglicht es mit einem unerzwungenen Fehler beim Angriff am Netz.
  • 2:2 - Thiem hat einen Zahn zugelegt, seine Aktionen wirken zwingender.
  • 1:2 - Auch Simon ist souverän, lässt nichts anbrennen.
  • 1:1 - Zu Null gewinnt Thiem dieses Spiel, das tut seinem Selbstvertrauen gut.
  • 0:1 - Wie schon im ersten Satz, nutzt Thiem seine Chancen nicht. Einen Breakball lässt er liegen und hadert mit sich.

1. Satz:

  • 1:0 - Gleich das erste Aufschlagspiel deutet an, dass das ein langes Match werden könnte. Nach acht Minuten und vier Breakbällen für Thiem stellt Simon auf 1:0.
  • 1:1 - Mit einem Ass schließt Thiem sein erstes Aufschlagspiel ab.
  • 1:2 - Schon wieder drei Breakbälle für Thiem. Schon wieder lässt er sie alle liegen.
  • 1:3 - Im Gegensatz zu Thiem nutzt Simon seine erste Breakgelegenheit.
  • 1:4 - Simon baut seine Führung aus, sein Gegner ist ein wenig aus dem Match heraus.
  • 2:4 - Thiem verkürzt, ein Break muss er aber noch wettmachen.
  • 3:4 - Na also, geht doch. Thiem schafft das Re-Break. Der Niederösterreicher verwertet den ersten von seinen bislang acht Breakbällen.
  • 4:4 - Das Match ist ausgeglichen.
  • 4:5 - Nach 40 Minuten Spielzeit muss Thiem gegen den Satzverlust servieren.
  • 5:5 - Es wurde kurz brenzlig, Simon führte 30:15, doch Thiem fing sich noch und gewann sein Aufschlagspiel.
  • 5:6 - Simon gewinnt sein Aufschlagspiel zu Null und setzt seinen Gegenüber erneut unter Druck.
  • 5:7 - Simon erkämpft sich drei Breakbälle, nutzt den zweiten und sichert sich den Satzgewinn. Es ist der Statistik zufolge ein sehr ausgeglichenes Match, mit leichten Vorteilen für den 32-jährigen Franzosen.

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