Ruben Schöbitz: Auf den Spuren von Ali

Ruben Schöbitz holte 2015 den österreichischen Titel im Halbschwergewicht.
Der Wiener Ruben Schöbitz boxt für ein Studio in Miami, in dem einst die Größten trainierten.

Irgendwie ein Heiligtum für Boxer, eine Kultstätte für Herren der Ringe. Und es erinnert einiges an ihn, an den großen Ali.

Die Wände des Fifth Street Gym, eines ehrwürdigen Boxstudios in Miami, haben viel zu erzählen. Muhammad Ali bereitete sich in der Hochblüte des Boxsports hier auf Kämpfe vor, die bereits Legendenstatus erreichten. Auch Sugar Ray Leonard ist auf Bildern zu sehen. Die Aura der amerikanischen Helden ist noch Jahre danach überall spürbar.

Mittendrin ein Österreicher. Ein Wiener. Ruben Schöbitz hat soeben einen Profivertrag bei Trainer Donato de Martiis unterschrieben, der ihm zehn Kämpfe in den nächsten drei Jahren sichert. De Martiis ist Trainer im Fifth Street Gym, dessen Besitzer Dino Spencer einst mit Ali-Coach Angelo Dundee arbeitete. Auch De Martiis kannte alle Größen des Boxsports – und nun erkannte er das Talent des 23-jährigen Wieners.

Ruben Schöbitz: Auf den Spuren von Ali
Ruben Schöbitz
Raus in die weite Welt wollte er, weg aus Europa, nicht nur dem Lockruf des Geldes folgend. "In Amerika kannst du eher den Durchbruch schaffen", sagt Vater Dietmar Schöbitz. In Österreich boxte sich sein Sohn durch, trat 2015 für das Wiener Box-Studio Bounce bei den Staatsmeisterschaften an und holte den Titel im Halbschwergewicht – mit gebrochenem Rückenwirbel. Angst um den Sohn hat Schöbitz sen. nicht: "Wenn ich sage ,boxe nicht‘, würde er es trotzdem tun. Deswegen unterstütze ich ihn, wo ich nur kann."

Miami ist nur das Ziel einer langen Reise. Schöbitz wuchs in Peru und Panama auf. Und wurde geeicht. Während in Österreich die Sieben-, Achtjährigen wohlbehütet in der Volksschule gelehrt werden, besuchte er anfangs eine Dschungelschule in Panama. Nicht das Einzige, worüber er heute noch den Kopf schüttelt. "Wir hatten keinen Strom, und meine ersten Boxkämpfe sah ich, indem wir die Autobatterie verwendeten, um Strom für den Fernseher zu haben."

Kick & Boxen

Als Jugendlicher kam er nach Österreich zurück, spielte im Nachwuchs bei der Admira, wo er kurze Zeit als Kollege von Teamspieler Marcel Sabitzer auf Probe mitkickte.

Seine neue Reise begann bei Benny Checa, dem Trainer, der einst auch Roberto Duran zum Weltmeister in vier Gewichtsklassen gemacht hatte. "Duran ist ein großes Vorbild für mich, nicht nur, weil er auch aus Panama kommt", sagt Schöbitz stolz über "Mano de Piedra" (Steinerne Hand). Floyd Mayweather liebt er ebenso. Sein erster Profikampf geht im Mai in Miami über die Bühne. "Hier habe ich ganz starke Sparringpartner, jetzt starte ich voll durch." Ali ist Zeuge.

Zwei Mittelgewichtler dominierten zuletzt die Profi-Szene in Österreich. Gogi Knežević (36) war unter anderem Weltmeister der Verbände Professional Box Union und Global Boxing Union. Österreichs größte Hoffnung Marcos Nader (25) beendete nach seinem Verlust des EU-Gürtels (2014) vorerst seine Profi-Karriere. Es folgten eine verpasste Olympia-Qualifikation und eine hartnäckige Ellbogenverletzung. "Mittlerweile geht es wieder, ich will aber nichts überstürzen", sagt der Wiener.

Zwei Kollegen aus dem Boxstudio Bounce könnten aber für Nader noch in den Flieger nach Rio aufspringen. Gute Chancen hat der 1,94 Meter große Schwergewichtler Stefan Nikolic, der in Schweden aufwuchs und in Wien die HTL absolvierte. Der 21-Jährige schlug zuletzt in einem Top-Fight um die Staatsmeisterschaft den erst 18-Jährigen Aleksandar Mraovic vom Gym 23. Vorbilder? "Muhammad Ali, aber auch Evander Holyfield." Auch Howig Grigorjan hofft auf ein Ticket, der Dritte im Bunde ist Edin Avdić, der für den BC Innsbruck kämpft.

Die ersten Qualifikationskämpfe gibt es im April.

Mit 38 Jahren mitten in der Weltspitze: Nicole Wesner ist seit Dezember 2014 Weltmeisterin im Leichtgewicht. Eine Karriere wie aus dem Bilderbuch. Vor knapp zehn Jahren gab sie in Deutschland ihren Job als Wirtschaftsmanagerin auf, kam nach Österreich und suchte eine Abwechslung.

"Yoga war mir zu langweilig, beim Boxen war es Liebe auf den ersten Schlag", erinnert sich Wesner, die danach eifrig an ihrer Leidenschaft arbeitete. Zunächst im Bounce, jetzt trainiert sie abwechselnd im Wiener Gym 23, einem der größten Kampfsportzentren weltweit (dort arbeitet sie auch als Personal Coach), und unmittelbar vor den Kämpfen in Berlin bei Profi-Coach Steven Küchler.

Ruben Schöbitz: Auf den Spuren von Ali
Nicole Wesner
Im Vorjahr der Höhepunkt: Wesner wurde von der World Boxing Federation als "Female Fighter of the Year" geehrt. "Ich freue mich sehr darüber, aber ich weiß, dass bei mir noch viel Luft nach oben ist. Mein letzter Kampf hat mir gute Impulse gegeben."

Österreich hat noch ein zweites heißes Eisen im Ring: Die 25-jährige Eva Voraberger wird am 30. April ihren WM-Gürtel im Superfliegengewicht gegen die Mexikanerin Esmeralda Moreno im Admiral Dome in Wien-Favoriten verteidigen. Diesen damals vakanten Titel hatte sich die Steirerin Ende September mit ihrem Sieg in Wiener Neustadt erstmals gesichert.

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