Prothesenathlet Rehm gibt vor EM Rätsel auf
Mit Interesse verfolgt auch der österreichische Leichtathletikverband die Entwicklung im Fall des deutschen Weitspringers Markus Rehm. Der Prothesenathlet hatte am Samstag in Ulm mit 8,24 m als Sieger der deutschen Meisterschaften die Norm für die EM in Zürich geschafft. Nun soll der Weltverband IAAF über ein Antreten entscheiden, der Europaverband (EAA) hat die Causa weitergereicht.
Abzuklären gilt nun, ob die Prothese - Rehm wurde nach einem Wakeboard-Unfall vor elf Jahren der rechte Unterschenkel amputiert - einen Wettbewerbsvorteil im sportlichen Vergleich mit Nichtgehandicapten bringt. Die Karbon-Stelze ist ein paar Zentimeter länger als das gesunde Bein. In Ulm wurden biomechanische Messungen des Anlaufs und des Absprungs vorgenommen. Vorher ein Gutachten einzuholen, war verabsäumt worden, weshalb die Zeit nun drängt.
Kein Vergleich mit Pistorius
Nicht vergleichbar ist der Fall Rehm mit jenem von Oscar Pistorius. Der südafrikanische 400-m-Läufer (derzeit mit einem Mordprozess konfrontiert und nicht aktiv) hatte sich vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) das Startrecht bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen erstritten. Auch sonst gibt es einen entscheidenden Unterschied, sagte ÖLV-Sportdirektor Hannes Gruber zur APA.
"Ich glaube, dass man eine Differenzierung machen muss, wenn man Rehm mit Pistorius vergleicht. Es geht darum, ist es eine zyklische Sportart wie Laufen, also Sprint oder Langstrecke, wo du eine Prothese hast, oder ist es ein Sprungbewerb, wo du sozusagen das Prothesenbein als Sprungbein verwendest. Ein Vergleich wäre also nicht korrekt und ich glaube, das wird auch nicht so gemacht und deswegen rauchen jetzt die Köpfe. Da werden sicher mehrere Expertenmeinungen einzuholen sein, um zu klären, lassen wir ihn jetzt in Zürich zu oder nicht." Sollte sich herausstellen, dass Rehm keinen Vorteil hat, fände es Gruber "absolut okay", dass er bei der EM dabei ist.
Verzicht auf rechtliche Schritte
In Österreich dürfen Prothesenläufer bei Leichtathletik-Staatsmeisterschaften antreten, werden allerdings außerhalb der Wertung geführt. "Was anderes stand bis jetzt noch nicht zur Diskussion", sagte Gruber. Behindertensportler ohne Prothese werden hingegen offiziell gewertet, vor einem Jahr in Feldkirch-Giesingen holte der zweifache Paralympics-Sieger Günther Matzinger (fehlender rechter Unterarm) über 800 m den Titel.
Rehm will bei Nichtnominierung übrigens auf rechtliche Schritte verzichten. "Ich habe keine große Lust, die EM-Teilnahme einzuklagen", erklärte der 25-jährige gegenüber der dpa. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) wird am Mittwoch das EM-Aufgebot bekanntgeben.
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