Traumfinale: Athletik gegen Ästhetik

Kämpfer Novak Djokoic trifft auf Edelspieler Roger Federer. Der kann Rekorde aufstellen.

Kein Dramaturg hätte es wohl besser hinbekommen: Die beiden besten Spieler stehen sich heute im Endspiel seit 15 Uhr (live Sky) Uhr auf dem Centre-Court des größten Turniers gegenüber. Roger Federer, die Nummer zwei, fordert mit Novak Djokovic die Nummer eins.

Wenn man die beiden Spieler vor allem bei ihren relativ klaren Semifinalsiegen gegen Andy Murray beziehungsweise Richard Gasquet gesehen hat, ist klar: Keiner der beiden ist Herausforderer, keiner der beiden Favorit. Geht es nach der Weltrangliste, ist Djokovic zu favorisieren, geht es nach den Karriere-Erfolgen, Roger Federer. Fix ist vor dem Finale: Es treffen zwei völlig unterschiedliche Charaktere aufeinander, die eines eint: alles für den Erfolg zu tun.

Titelsammler

Roger Federer peilt seinen 18. Grand-Slam-Titel an. Damit würde er nur seine eigene Bestmarke verbessern, längst ist er mit 17 Major-Titeln die Nummer eins, der Amerikaner Pete Sampras und der Spanier Rafael Nadal halten bei jeweils 14. Mit dem achten Triumph in Wimbledon würde er alleiniger Rekordmann sein. Weitere Federer-Schmankerln: Der 33-jährige Schweizer war 302 Wochen die Nummer eins, so lange wie kein anderer. Den Karriere-Slam (alle Majors zumindest ein Mal zu gewinnen) hat Federer seit 2009, als er auch die French Open gewonnen hat. Kurzum: Er hat bis auf Einzel-Gold bei Olympischen Spielen alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt.

Vergangenheit

Und doch hat Federer nicht nachgelassen. Er suchte sich mit 32 Jahren einen neuen Coach – und fand ihn im zweifachen schwedischen Wimbledon-Sieger Stefan Edberg. Federer, nicht nur Ästhet, sondern der technisch beste Spieler der Tennis-Geschichte, spielt wie einst sein Coach mehr Aufschlag-Volley und ist plötzlich wieder die Nummer zwei.

Kopfsache

Auf der anderen Seite steht Novak Djokovic, 28 Jahre und immerhin auch schon achtfacher Sieger eines Grand-Slam-Turniers und zweifacher Wimbledon-Champ. Insgesamt gewann er 53 Turniere und stand auch bereits 154 Wochen an der Spitze der Weltrangliste (er wird es unabhängig vom Finale auch am Montag tun). Er ist der mental stärkste Spieler im Feld – und der physisch stärkste, die wenigsten Fünf-Satz-Partien verliert der Serbe. Dafür ist auch sein Tiroler Fitnesstrainer Gebhard Gritsch verantwortlich. Boris Becker gibt als Coach wichtige Tipps.

Ex-Profi Stefan Koubek drückt seinem Freund Federer die Daumen, weiß aber: "Je länger das Spiel dauert, desto größer die Chance, dass Djokovic gewinnt. Aber Roger ist so stark wie lange nicht und kann es schnell gewinnen."

Auch Österreich könnte sich über einen Wimbledon-Sieger freuen. Heute trifft der Wiener Alexander Peya an der Seite der Ungarin Timea Babos im Mixed-Endspiel auf zwei bekannte Gesichter: Eines gehört der ehemaligen Ranglisten-Besten im Einzel, Martina Hingis, das andere der indischen Doppel-Legende Leander Paes.

Für Peya ist es das zweite Major-Endspiel, 2013 verlor er mit dem Brasilianer Bruno Soares bei den US Open das Doppel-Finale. Für Peya und Babos geht es um einen Siegerscheck in Höhe von umgerechnet rund 140.000 Euro (wird geteilt). Aber vor allem um die Ehre.

„Auch, wenn es im Mixed ist, allein der Titel Wimbledonsieg ist eine Auszeichnung“, sagt sein Trainer Michael Oberleitner. Jürgen Melzer siegte 2011 in Wimbledon im Mixed mit seiner heutigen Gattin Iveta Benesova.

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