Tour de France: Vierter Sieg für Froome

Santé: Champagner für Mister Froome
Der Brite gewann auch dank seines starken Teams - und das dieses Mal ohne einen Etappensieg.

Auch ohne Etappensieg hat sich Christopher Froome erneut zum Triumphator der Tour de France aufgeschwungen. Mit 32 Jahren feierte der in Nairobi geborene britische Radstar seinen vierten Gesamtsieg. Den verdankte er vor allem seiner Stärke im Zeitfahren und seinem überlegenen Team Sky. Obwohl mit dem Australier Richie Porte der vermeintlich härteste Konkurrent verletzt ausschied, war Froomes Vorsprung von 54 Sekunden beim dritten Erfolg in Serie der bisher knappste. Froome, der bis Sonntag noch ohne Saisonsieg dastand, sah seine Erwartungen bestätigt. „Das war meine engste Tour“, meinte er. Froome hatte seinem Ex-Teamkollegen Rigoberto Urán (Kolumbien) im Auftaktzeitfahren in Düsseldorf 51 Sekunden und dem Vorjahreszweiten Romain Bardet (Frankreich) 39 Sekunden abgenommen.

Diesen Vorsprung verwaltete er in den Bergen souverän. Ein Etappensieg blieb ihm dort im Gegensatz zu früheren Jahren allerdings versagt - Froome verlor sogar Zeit auf seine schärfsten Rivalen. Doch eine kleine Schwäche bei der Bergankunft in Peyragudes kostete ihn nur für zwei Tage das Gelbe Trikot (Fabio Aru, der es übernahm, laborierte im Finish an einer Verkühlung), und die kritische Phase nach einem Defekt überstand er dank seines Teams, das sich in den drei Wochen für den Chef aufopferte.
Auch der Spanier Mikel Landa, der bis zum Schluss selbst um einen Podestplatz fuhr, zeigte sich loyal. Sky gewann denn auch die Teamwertung. „Im Fußball kaufen die besten Teams die besten Spieler. Im Radsport ist es ähnlich. So funktioniert der Profisport“, erklärte Froome.

Froome blieben Anfeindungen wie in der Vergangenheit diesmal erspart. Keine Verdächtigungen von TV-Kommentatoren, keine Fragen nach Doping bei den Pressekonferenzen - und auch die Fans verhielten sich größtenteils fair.
Die gellenden Pfiffe im Stade Velodrome von Marseille beim entscheidenden Zeitfahren am Samstag, bei dem er seinen Vorsprung gegenüber Uran auf 54 Sekunden und Bardet auf 2:20 Minuten ausbaute, quittierte er locker. „Ein französischer Fahrer war beim Start 23 Sekunden hinter mir. Wir fahren im Herzen von Marseille und kommen in einem Fußball-Stadion ins Ziel. Ich werde ihnen vergeben“, sagte Froome generös.
Nun ist der schmale Brite, der bei 1,86 Meter Körpergröße keine 70 Kilo wiegt, den erfolgreichsten Tour-Teilnehmern nahegekommen. Nur ein Erfolg trennt ihn von den Fünffach-Siegern Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Bernard Hinault und Miguel Indurain. „Es ist eine große Ehre, im gleichen Atemzug mit den Größten der Tour-Geschichte genannt zu werden. Ich habe großen Respekt vor ihnen“, sagte Froome.

Der Tour-Dominator der vergangenen Jahre - 2014 war er nach Stürzen früh ausgeschieden - spürt aber auch die Konkurrenz im Nacken. „Es wird nicht leichter“, bekannte Froome am Abend vor dem rauschenden Finale auf den Champs-Elysées.
Derartige Erfolge im wichtigsten Rennen hätte er nie erwartet, sagte Froome. 2006 war er bei der WM in Salzburg für Kenia startend im U-23-Zeitfahren noch gestürzt, seit 2007 fährt er mit britischer Lizenz und 2008 bestritt er bei der Tour seine erste von bisher 14 dreiwöchigen Rundfahrten.

Im Jahr 2012 war Froome als stärkerer Fahrer hinter dem Chef Bradley Wiggins Zweiter geworden, danach begann seine Ära: „Der erste Sieg war massiv. Wiederzukommen und ein zweites Mal zu gewinnen, hat noch mehr gezählt. Es dann ein zweites Mal hintereinander zu schaffen, hat mir den großen Drive gegeben. Ich habe niemals zu träumen gewagt, Merckx, Anquetil oder Indurain so nahe zu kommen.“
Mit 60 Tagen im Gelben Trikot schloss der Familienvater am Sonntag in der „ewigen“ Bestenliste der Tour zum drittplatzierten Indurain auf. Vor ihm liegen nur noch Bernard Hinault mit 75 und Eddy Merckx mit 96 Tagen.

Den letzten Tagessieg bei der 104. Tour de France feierte nach 103 Kilometern von Montgeron nach Paris schließlich der Niederländer Dylan Groenewegen vom Team LottoNL-Jumbo, der sich im Massensprint auf den Champs-Élysées vor dem Deutschen André Greipel (Lotto-Soudal) und den Norweger Edvald Boasson Hagen (Dimension Data) durchsetzte. Danach begann die große Abschlussparty.

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