Thomas Muster: "Würde keine zwei Tage überleben"

Thomas Muster mit Alexander Antonitsch im Davis Cup im Jahr 1990.
Die Tennis-Legende spricht über Politik, die Erste Bank Open und den Daviscup.

Thomas Muster. Vor kurzem junge 50 geworden. Und wortgewandt wie eh und je. Dem KURIER erzählte der Turnierbotschafter einiges über "seine" Erste Bank Open und weniger erfreuliche Dinge.

KURIER: Was zeichnet das Turnier in Wien aus?

Thomas Muster: Das gesamte Paket. Erstens ist Wien eine tolle Stadt, zweitens hat das Stadthallen-Turnier große Tradition. Es ist gewissermaßen das Rolling-Stones-Konzert für Tennisfans. Aber einfacher wird es nicht

...Warum?

Weil die Politik die Sache nicht wirklich erleichtert. Wenn ich heute Firmenchef bin oder einen Konzern leite und ich kann nicht mehr Kunden einladen, weil das ein Anbahnungsgeschäft sein könnte, ist das für mich lächerlich. Sponsoren trauen sich oft auch nicht mehr, Entscheidungen zu treffen, weil sie um ihren Sessel Angst haben. Das ist politischer Wahnsinn.

Wie hat sich das Turnier verändert? Und welche Erinnerungen haben Sie selbst als Spieler an das Turnier?

Die Angebote rund ums Turnier sind besser geworden, die Side-Events mehr, heute ist für jeden etwas dabei. Ich habe gute Erinnerungen. Ich hatte nie den größten Druck in Wien, weil es nicht mein Belag war. Sicher hätte ich das Turnier gerne gewonnen, so habe ich drei Mal im Finale verloren. Wenngleich 1988 war es ein Schwachsinn gegen Horst Skoff anzutreten, weil ich krank war. Ich hatte damals nie die reale Chance, ihn schlagen zu können. Aber der damalige Turnierboss Leo-Günther Huemer hat mich damals angefleht, zu spielen.

Im Februar wird erstmals Daviscup auf zwei Gewinnsätze und über zwei Tage gespielt. Ein guter Schritt?

Vielleicht ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Aber da muss sich einiges ändern. Nichts halte ich von Daviscup-Turnieren. Der Bewerb lebt von Heim- und Auswärtsspielen. Aber, wenn man immer von einem Boom spricht: Der Daviscup gehört dazu. Und da müssen wir in Bestbesetzung in der Weltgruppe spielen. Auch Dominic Thiem muss da etwas tun, kann so sein Image noch mehr aufpolieren. Ich werde heute neben meinem French-Open-Sieg vor allem auf zwei Siege angesprochen. Auf jenen gegen Andre Agassi im Wiener Stadion 1990, und auf jenen gegen Michael Stich in Unterpremstätten vier Jahre später. Das hat alles zu einem Boom beigetragen.

Der österreichische Tennisverband durchlebt finanziell nicht die rosigsten Zeiten ...

Man wird sehen, wie das neue System der Sportförderung funktioniert. Aber ich sehe nicht ein, dass 50 bis 60 Millionen in den Skiverband fließen, während der zweitgrößte Verband im Förderranking die Nummer 14 ist. Warum fließen so wenig Finanzmittel aus der öffentlichen Hand in den Tennissport? Nicht nur beim Tennis gibt es Probleme. Wer immer neuer Sportminister wird, er muss sich mit der Sportinfrastruktur befassen. Dieser derzeitige Stand ist verbesserungswürdig. In der Südstadt wird jetzt wenigstens umgebaut, vorher hätte ich meinen Hund nicht hingeschickt. Und warum kann man bei uns nicht unpolitisch und gemeinsam bauen? Stattdessen bauen sich die Dachverbände irgendwelche Retorten. Aber es gibt ja viele politische Themen, wenn man eingreift, wo es wehtut. Das wird uns die neue Regierung hoffentlich zeigen.

Kann man sich Thomas Muster als Politiker vorstellen?

Ich würde keine zwei Tage in diesem Job überleben.

Abschließende Frage: Sie wollten ja vor ein paar Wochen keine Fragen zu Ihrem Geburtstag beantworten. Dürfen wir dennoch erfahren, wie Sie ihren 50. Geburtstag am 2. Oktober gefeiert haben?

Ich bin mit meiner Frau nach Italien gefahren, dort hat allerdings alles zu gehabt. Also sind wir wieder heimgefahren.

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