Thiem-Coach Bresnik: "Seine Leistung ist beeindruckend"

Dominic Thiem steht bei den French Open im Viertelfinale. Sein Trainer ist beeindruckt.

Sein Schützling hat mit dem Erreichen des Viertelfinales bei den French Open am Mittwoch seinen bisher größten Triumph gefeiert. Günter Bresnik, der Dominic Thiem seit 14 Jahren betreut, dokumentierte seine Freude auf dem Court 2 in Roland Garros mit einem lauten Schrei. Thiem steht nun unmittelbar vor dem Einzug in die Top Ten und hat auch gegen David Goffin Chancen auf das Halbfinale (13 Uhr, Liveticker auf kurier.at, live ORF Sport +).

Im Gespräch mit der Austria Presse Agentur gleich nach dem Match sprach Bresnik über die Erleichterung, die großartige Saison Thiems, den bevorstehenden Einzug in die Top Ten und den Stellenwert, der dieser Erfolg auch für ihn persönlich hat.

Ihr Schützling hat soeben den größten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Wie groß ist Ihre Erleichterung, dass Dominic diese Hürde auch genommen hat?

Günter Bresnik: "Die ist sehr groß, weil das ein Gegner ist, den kein Mensch kennt. Der leicht unterschätzt wird, der äußerst unangenehm ist und der Dominic in den ersten zwei Sätzen das Leben sehr schwer gemacht hat. Ich bin beeindruckt von Dominics Seite, wie er heute rausgekommen ist. Er stellte innerhalb von 20 Minuten auf 5:0, hat taktisch größtenteils alles richtig gemacht und wenn man sich anschaut, wie viel glatter das noch hätte sein können, ist das beeindruckend."

Wie schwierig war es mit den vielen Regenunterbrechungen und am Dienstag bei Nieselregen mit den ganz schweren, weil nassen Bällen?

"Ich glaube, die hätten nicht mehr bei dem Nieselwetter gespielt, denn am Dienstag war es schon grenzwertig. Man muss unter allen Bedingungen spielen und das ist für beide gleich. Da hat mich einfach geärgert, wie er im zweiten Satz nach der Breakführung das Break quasi zurückgeschenkt hat. Das war der einzige Minuspunkt der gesamten Vorstellung. Aber was er heute (Anm.: am Mittwoch) abgeliefert hat, war sehr beeindruckend, zumal ich weiß, wie wichtig ihm dieses Viertelfinale ist. Er setzt sich selbst doch schon sehr unter Druck. Wenn er gegen Granollers verliert, kriegst du ihn drei Wochen aus seinem Schlafzimmer nicht raus."

Runde der letzten acht in Paris, das ist auch für Sie etwas Besonderes. Wie stufen Sie das für sich selbst ein?

"Dominic ist quasi die letzten zehn Jahre mein Tennis-Leben. Es ist sicherlich auch ein bisschen bewegend, wenn man einen Spieler beobachtet, der sein Ziel so konsequent und hartnäckig verfolgt hat wie er - und es auch erreicht. Sein Ziel ist halt noch ein bisserl höher, aber mit dem Erreichen des Viertelfinales als 22-Jähriger und die Art und Weise, wie er das gemacht hat, ist das schon sehr befriedigend."

Jetzt geht es gegen Goffin sogar um das French-Open-Halbfinale. Wie ist Ihre Einschätzung?

"Das ist eine sehr schwere Partie. Goffin ist ein alter Bekannter, die haben des Öfteren gegeneinander gespielt und sehr oft miteinander trainiert. Der ist mit uns auch zweimal auf Teneriffa gewesen und hat sich dort auf die Saison vorbereitet. Sie verstehen sich sehr gut. Er ist für mich sicher der Spieler, der heuer die besten Aussichten hat, in die ersten zehn zu kommen und wahrscheinlich sich sogar für das Masters zu qualifizieren."

Und wie stufen Sie Ihren eigenen Schützling jetzt ein?

"Für den Dominic ist momentan nichts mehr unmachbar. Das muss man auch sagen, auch wenn ich gerne tief staple. Aber er ist derzeit bei vielen Leuten, nicht nur von meiner Seite, sehr genau am Radar, und die sagen halt alle, dass er derzeit sicher zu den vier besten Sandplatz-Spielern auf der Welt zählt. Das ist ein großes Kompliment und ein schweres Erbe, um das zu beweisen, aber in den letzten Monaten steht er da nicht viel nach."

Die Top Ten sind in Griffweite, wenn er in das Halbfinale einzieht, steht es fest. Auch das wäre ja ein großer Meilenstein.

"Dominic sagt immer, er muss einstellig sein, zehn zählt für ihn noch nicht. Das ist sicher noch nicht garantiert. Für mich ist das natürlich ein schöner Erfolg, wenn man das irgendwie abgehakt hat, aber wesentlich ist, dass man sich dort dauerhaft festsetzt. Das ist ein Kriterium, das er bei weitem noch nicht erreicht hat. Aber wenn er so weiterspielt, würde es mich nicht wundern, wenn er sich dort zwischen 1 und 9 einzementieren kann."

Es geht ja schon am Donnerstag wieder weiter. Ist das bei einem Grand Slam in einem "best of five"-Match besonders schwierig, ohne einen Tag Pause?

"Nein, glaube ich nicht. Dominic brennt darauf, dass er spielt. Und heute war es mit 6:1,6:4 eine relative schnelle Partie (in der Fortsetzung, Anm.). Körperlich ist er in Topverfassung. Ich betone immer, wie intensiv er in den letzten Wochen trainiert hat, vor allem auch in der Woche vor Paris in Nizza."

Schon wieder acht Siege en suite, 40 Saison-Siege und 24 auf Sand. Ihn als "Sandprinz" zu bezeichnen, ist wohl keine Übertreibung mehr, oder?

"Ja, beeindruckender für mich ist, wie er gespielt hat. Er hat zwei relativ schwache Niederlagen, eine gegen Del Potro in Madrid, eine gegen Pella in Rio, aber alle anderen Niederlagen sind für mich alle akzeptabel. Die Leistung ist beeindruckend. Er hat mehr auf Sand gespielt als alle anderen, deshalb hat er auch eine höhere Gewinnrate, aber die Art und Weise wie er spielt: Wenn er mit der Vorhand Druck macht, da tun sich die Leute sehr, sehr schwer."

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