US Open: Hellwach in der Stadt, die niemals schläft

Dominic Thiem fühlt sich in New York pudelwohl. Als Motivation dienen Freunde und Familie, aber auch ein US-Weltstar.

Das Rundum-Paket passt. Die Stimmung ist gut, Dominic Thiem geht frisch gestärkt in die US Open. Abgehakt sind die weniger erfreulichen Wochen, die Österreichs Ass bei den Vorbereitungsturnieren zubrachte. Als Mutmacher fungierte dabei auch ein Herr, der vier Mal die US Open gewinnen konnte. "Das hat mir nicht gefallen, wie Du zuletzt gespielt hast. Das kannst Du viel besser", sagte John McEnroe, der in New York wieder als TV-Experte arbeitet und den Lichtenwörther dieser Tage traf.

Freilich kann es Thiem besser. Drei Siege, drei Niederlagen ist keine berauschende Bilanz für die drei Hartplatz-Turniere, bei denen er in Schwung kommen sollte. Keine berauschende Bilanz für einen Spieler, der in Flushing Meadows als Nummer sechs gesetzt ist.

Höhepunkt

Thiem beruhigt. "Das ist hier ein Höhepunkt des Jahres, eines meiner Lieblingsturniere. Die Atmosphäre ist genial", sagt er. Vielleicht geht sich ja auch ein Auftritt im Arthur-Ashe-Stadium aus, der größten Tennisarena der Welt (rund 22.000 Zuschauer). "Das wäre ein Traum."

Auch die spielerischen Bedingungen behagen ihm. Damit meint der demnächst 24-Jährige vor allem die Bälle, die er in Cincinnati gar nicht mochte. "Hier passt alles." Das bestätigt auch Trainer Günter Bresnik, der vergangenen Samstag zu seinem Schützling gestoßen ist. "Dominic ist jetzt schon sehr lange auf Reisen, das merkt man, aber die Stimmung ist prinzipiell sehr gut."

US Open: Hellwach in der Stadt, die niemals schläft
A line judge walks past a Ò9/11/01Ó sign, stenciled on the Arthur Ashe Stadium court in remembrance for victims and heroes of 9/11 terrorist attacks, at the USTA Billie Jean King National Tennis Center in New York on September 11, 2016. / AFP PHOTO / Jewel SAMAD
Mitgeholfen hat auch die Tatsache, dass Thiems Vater Wolfgang sowie Freunde nachgekommen sind. Mittlerweile hat sich eine positive Spannung aufgebaut. Eine Spannung vor dem ersten Match, in dem der 18-jährige Australier Alex De Minaur wartet. "Ein unangenehmer Spieler, der geschickt verteidigen kann", sagt Bresnik. Aber natürlich sagt auch er, "dass man sich über diesen Los nicht beklagen darf." Ein Wild-Card-Spieler ist in den meisten Fällen ein dankbarer Auftaktgegner. De Minaur steht im Ranking nur auf Rang 187. Aber aufgepasst: Bei den Australien Open schlug er Gerald Melzer nach abgewehrtem Matchball.

Bewährungsprobe

Derselbe war , wie auch Wimbledon-Überraschung Sebastian Ofner, bereits nach der ersten Qualifikationsrunde Turniergeschichte. Dafür schlägt ab Montag Andreas Haider-Maurer im Hauptbewerb auf. Mittels geschütztem Ranking (Platz vor seiner Verletzungspause im Oktober 2015/um Rang 60). Ein Hammerlos blieb auch dem Waldviertler erspart, er darf sich mit Jewgenij Donskoj, der Nummer 100, messen. "Es wird schwierig, aber eine interessante Aufgabe", sagt Haider-Maurer. "Der spielt 90 Prozent des Jahres auf Hartplatz."

New York ist anders. War die Weltstadt immer schon. Auch im Tennis. Weil sie einen Vorreiter-Status besitzt. So war der Veranstalter, der amerikanische Tennisverband USTA, der erste unter den vier Majors, der vor elf Jahren das Hawk Eye eingeführt hatte. Mit wenigen Ausnahmen ist die Videotechnik bereits allerorts Standard.

Auch heuer gibt es eine Änderung. Was 2016 in Flushing Meadows getestet wurde, wird heuer bereits umgesetzt – die Shot Clock. In der bereits beendeten Qualifikation kam diese bereits zum Einsatz, nun auch in den Junioren-Bewerben. Die genauere Überprüfung der Zeitbeschränkung zwischen Ballwechseln könnte einer seit Jahren schwelenden Diskussion auf der Tour ein Ende bereiten. Bei Grand Slams und auf der Damen-Tour haben die Spieler und Spielerinnen 20 Sekunden Zeit zwischen zwei Ballwechseln, auf der Männertour 25 Sekunden – eigentlich. Denn die Umsetzung dieser Regel, die zu Verwarnungen und Punktabzügen führen kann, liegt einzig und allein im Ermessen des Schiedsrichters.

Die Shot oder Serve Clock misst nun die genaue Zeit, eine Überschreitung wird mit einer Verwarnung geahndet.

Noch auf das Gefühl und Geschick des Schiedsrichters angewiesen sind die Protagonisten im Hauptfeld. Das gilt freilich auch für zwei Stars, die seit Ewigkeiten mitmischen und dies heuer wieder ganz oben tun. Roger Federer hat nach den Triumphen bei den Australian Open und in Wimbledon mit 36 Jahren die Chance auf seinen sechsten US-Open-Titel. Und er kämpft mit dem wieder zur Nummer eins aufgestiegenen Rafael Nadal auch um den Tennis-Thron. Die beiden Herren sind die Topfavoriten. Auch, weil Titelverteidiger Stan Wawrinka sowie Novak Djokovic und Olympiasieger Andy Murray absagten.

Weibliches Gerangel

Bei den Damen können nicht weniger als acht Damen in zwei Wochen die Weltranglisten-Spitze, die derzeit die Tschechin Karolina Pliskova innehat, einnehmen. Nicht dazu zählt Angelique Kerber. Die Deutsche, derzeit nur noch Nummer sechs im Ranking, kann nicht einmal im Falle einer Titelverteidigung wieder die Nummer eins der Welt werden.

Jeweils 50,4 Millionen Dollar (42,7 Mio. €) bei Herren und Damen. Die Sieger erhalten jeweils 3,7 Mio. Dollar (3,1 Mio €)

Rekordsieger

(Profi-Ära, seit 1968)

Herren: J. Connors, P. Sampras (b. USA), R. Federer (SUI) je 5 Titel

Damen: C. Evert, S. Williams je 6

Herren: S. Wawrinka (SUI) – heuer verletzungsbedingt nicht dabei.

Damen: A. Kerber (GER).

TV-Präsenz

Täglich live Eurosport, Eurosport 2, ORF (voraus. Sport+) mit Österreicher-Spielen, eine Herren-Partie/Tag bis zum Ende.

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