Tennis-Show-Court Österreich

Tennis-Show-Court Österreich
Den heimischen Turnieren gehen die internationalen Topspieler aus - Lokalhelden und Attraktionen retten aber das Geschäft.

Pete Sampras, Boris Becker, Andre Agassi, Serena Williams schauten vorbei. Und einige mehr. Die Weltstars des Tennissports wurden in Österreich von den Turnierdirektoren verwöhnt und revanchierten sich mit tollen Darbietungen und ausverkauften Stadien und Hallen.

Die Zeiten sind vorbei, die teuren Luxusgüter nicht mehr leistbar. Bleiben den vier großen Turnieren auf österreichischem Boden nur heimische Vorzeigeprodukte und Attraktionen rund ums eigentliche Geschehen.

Peter-Michael Reichel steht seit langer Zeit für das Produkt Damenturniere in Österreich. Seit 1987 ist er Eigentümer des Linzer und seit 2007 des Bad Gasteiner Tennisturniers. Der Oberösterreicher setzt auf seine Beziehungen (schließlich ist er auch Europa-Vertreter bei der Spielerinnen-Gemeinschaft WTA), starke Sponsoren (Nürnberger Versicherung, Generali und VOEST) und vor allem auf heimische Kräfte. "Es war ein Glücksfall, dass wir zwei österreichische Viertelfinalisten gestellt haben und Patricia Mayr-Achleitner im Finale sehen konnten", sagt Reichel, der das Turnier als "klein, aber fein" beschreibt.

Aufbauphase

Zirka 10.000 Zuschauer sind heuer nach Bad Gastein gekommen, um 2000 mehr als im Vorjahr. Weltstars vermisste man nach der kurzfristigen Absage von Wimbledon-Siegerin Petra Kvitova im Kurort. Reichel weiß, warum: "Der Sommer-Termin ist nicht der beste, zumal zu dieser Zeit die Vorbereitung auf die Hartplatz-Turnier in Übersee startet."

Im Oktober soll wie im Vorjahr die fesche Serbin Ana Ivanovic Zuschauer nach Linz bringen. Auf Attraktionen abseits des Platzes verzichtet Reichel auch dort. "Es gibt Überlegungen, dass Chris Evert einmal eine Exhibition spielt, prinzipiell geht es bei einem Turnier um den Sport."

Neustart

Da denkt der neue Turnierdirektor von Kitzbühel (Sponsor: Bet-at-home) ganz anders. "Der Zuschauer muss sich wohlfühlen, das ganze Rahmenprogramm ist darauf aufgebaut", sagt Alexander Antonitsch, der auf Nebeneffekte setzt. Rund um die Uhr wird für Unterhaltung gesorgt, ein ausgewählter Hobbyspieler darf mit Stefan Koubek im Doppel-Bewerb antreten.

Und dann hat man ja im Hauptbewerb (ab 1. August) noch Thomas Muster. "Ohne Muster gäbe es in Kitzbühel den Centrecourt nicht, er lockt heute noch die Massen an", sagt Antonitsch. Gegenwärtige Weltstars im Tennissport sind hingegen nicht mehr leistbar. "Es gibt nur ganz wenige Ticketseller. Ferrer ist die Nummer 6 der Welt und würde auch keinen Zuschauer mehr bringen", sagt Antonitsch, der nach der Jürgen Melzers Absage auf den Wahl-Tiroler Andreas Haider-Maurer setzt.

Tradition

Herwig Straka und Edwin Weindorfer von der Agentur "e/motion Management GmbH" sind Spezialisten auf diesem Gebiet und betreuen drei Turniere. Das ATP-Turnier in Stuttgart, das diese Woche gespielt wurde, das Challenger in Salzburg (November) und Ende Oktober das Traditionsturnier in Wien, das heuer erstmals Erste-Bank-Open heißt. In Salzburg wurde 2009 zum Geschlechterkampf Sybille Bammer gegen Thomas Muster geladen, in Wien wird seit jeher ein Showprogramm abseits der Courts angeboten. "Der Tag in der Stadthalle soll zum Erlebnis werden unabhängig davon, wer spielt", sagt Straka, betont aber: "Im Mittelpunkt stehen die sportlichen Entscheidungen."

Muster wird auch in Wien wieder auftauchen, auch die heimischen Topkräfte Jürgen Melzer und Andreas Haider-Maurer, die 2010 das Finale bestritten, haben bereits zugesagt. Aber auch Superstar Novak Djokovic war ein Thema. Straka: "Er hat uns jedoch im Frühjahr abgesagt."

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

Kommentare