Tennis-Schiedsrichter unter Manipulationsverdacht

Symbolbild
Still und heimlich hat der Internationale Tennis-Verband 2015 zwei Schiedsrichter gesperrt.

Der Tennissport kommt im Manipulationsskandal nicht zur Ruhe. Unmittelbar vor Beginn der Australian Open hatten BBC und BuzzFeed mit Enthüllungen für Aufsehen gesorgt, wonach Weltklasse-Tennisspieler in Spielabsprachen involviert gewesen sein sollen.

Jetzt ist es der britische Guardian, der brisante Details an die Öffentlichkeit bringt. Diesmal im Fokus: die Schiedsrichter.

Abseits der Öffentlichkeit

Der Internationale Tennisverband (ITF) hat im Verlauf des vergangenen Jahres in aller Stille zwei Schiedsrichter wegen Korruptionsversuchen gesperrt, gegen vier weitere läuft eine Untersuchung. Die ITF bestätigte den Guardian-Bericht.

Der Kasache Kirill Parfenow wurde im Februar 2015 lebenslang gesperrt, weil er einen Offiziellen kontaktiert hatte, mit dem Ziel, Ergebnisse zu manipulieren.

Der Kroate Denis Pitner sitzt seit vergangenem August eine einjährige Sperre ab. Er hatte Informationen zum Formstand eines Spielers weitergegeben und sich regelmäßig bei einem Online-Wettanbieter eingeloggt. Gemäß Guardian spielten sich die Ereignisse auf der Future-Tour ab. Es handelt sich dabei - nach der ATP World Tour und der Challenger Tour - um die niedrigste Kategorie im Profi-Tennisport. Die ITF machte diesbezüglich keine Angaben.

Gegen vier weitere Schiedsrichter laufen derzeit Ermittlungen. Ihnen wird teilweise vorgeworfen, die aktuellen Spielstände mit Verspätung in das System eingetragen zu haben. Diesen Zeitraum sollen Komplizen dazu genutzt haben, auf den bereits gespielten Punkt - und in Kenntnis des Ausganges - Wetten abzuschließen.

Lukrativer Deal

2012 hat die ITF einen äußerst lukrativen Fünf-Jahres-Vertrag im Wert von 70 Millionen Pfund mit dem Daten-Unternehmen "Sportradar" abgeschlossen. Dadurch hatten Wettanbieter die Möglichkeit, Live-Wetten von "kleineren" Tennis-Spielen überall auf der Welt anzubieten. Ein Paradies für Wettbetrüger.

Die Schiedsrichter müssen seither nach jedem Punkt den aktuellen Spielstand in ein offizielles Tablet eingeben. "Sportradar" liefert diesen Spielstand dann umgehend an Buchmacher und Wettanbieter überall auf der Welt. Speziell die Live-Wetten, bei denen während eines laufenden Spieles auf einzelne Punkte oder Ereignisse gewettet werden kann, erfreuen sich großer Beliebtheit.

Laut Guardian hätten Schiedsrichter die Eingabe des Spielstandes teilweise um bis zu 60 Sekunden verzögert - und ihren Komplizen den Spielstand zuvor per SMS bzw. Textnachricht zukommen lassen.

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