Der Wald ist Thiems Kraftkammer

Dominic Thiem trifft heute in Kitzbühel auf den Tschechen Jiri Vesely.
Der 20-jährige Niederösterreicher setzt weiter auf Extremsportler Sepp Resnik.

"Er ist schon ziemlich fertig", sagt Sepp Resnik, wechselt während des Gesprächs sein Shirt und zeigt seinen wohltrainierten und tätowierten 60-jährigen Körper. "Es wird Zeit, dass Dominic eine Pause bekommt."

Der Extremsportler ist seit einem Jahr für Dominic Thiems Kondition mitverantwortlich und kennt den Körper seines Schützlings. "Fast wie meinen eigenen."

Freilich war er auch Augenzeuge bei Thiems 7:6-3:6-7:5-Erstrundensieg gegen den Brasilianer João Souza. "Ich bin in der Vorbereitungsphase und bei den Turnieren in Österreich dabei", sagt Resnik. Nachsatz: "Leider kommen wir aufgrund des dichten Turnierplans kaum zum Aufbau", weiß der pensionierte Bundesheer-Offizier. Resnik selbst hätte sich ja schon wieder manches einfallen lassen. "Vergangene Woche wollte er unbedingt in Gstaad spielen. Geplant gewesen wären eigentlich drei Tage im Wald und drei Tagen einspielen auf Kitzbühel."

Mit Wald meint Resnik Baumstämme schleppen, in Bächen kriechen und sonstige Dinge, die bei anderen Sportlern nicht unbedingt auf der Tagesordnung stehen. "Die Natur ist das beste Fitness-Studio", sagt Resnik immer. Auch wenn der gemeine Sportler schläft. "Oft hab’ ich in der Nacht geglaubt, ich steh’ im Wald. Aber ich war wirklich dort", sagt Thiem schmunzelnd.

Habt Acht!

Das sind die harten Mühlen des Lebens. Eine andere wartet im Herbst auf den 20-Jährigen: "Dominic muss ab 1. Oktober für zwei Wochen zum Bundesheer, dann geht’s sofort zur Vorbereitung nach Teneriffa. Das habe ich geregelt", sagt Resnik. Das Hotel auf der Kanaren-Insel könnte dieses Mal ein anderes sein. Im Vorjahr löste er eine Wette ein und sprang in einen Ententeich. Die Hotelleitung hatte keine große Freude damit. Resnik macht ja nur die grobe Arbeit, Haupttrainer ist seit mehr als einem Jahrzehnt Günter Bresnik. Der Niederösterreicher hat aber mit dem Letten Ernests Gulbis einen weiteren Schützling, den er kurzzeitig auch in die Top Ten brachte. Gestern flog Bresnik nach Kanada, wo der Lette nächste Woche aufschlägt.

Heute trifft Thiem in Kitzbühel auf einen jungen Mann, den er aus alten Zeiten kennt: Der Tscheche Jiri Vesely ist zwei Monate älter und war bei den Junioren Erster – vor Thiem. Hauptsache, die Vorbereitung klappt. Gestern trainierte Thiem mit seinem Vater Wolfgang in Oberndorf. Freilich war Sepp Resnik auch dabei.

Dominic Thiem zählt zu den größten Hoffnungen – nicht nur in Österreich. Welche Spieler werden auf längere Sicht seine Hauptkonkurrenten sein, wenn Rafael Nadal (28), Novak Djokovic, Andy Murray (27) und Roger Federer (bald 33) nicht mehr offiziell aufschlagen? Nick Kyrgios, 19-jähriger Australier griechischer Abstammung, marschierte in Wimbledon nach einem Sieg über Nadal ins Viertelfinale ein. Für Thiem-Coach Günter Bresnik ist aber Kyrgios’ Landsmann Thanasi Kokkinakis (18) „noch vielseitiger, er kann groß rauskommen.“ Das gilt auch für den erst 17-jährigen Deutschen Alexander Zverev, zuletzt Semifinalist in Hamburg und auch in Kitzbühel im Einsatz. Der Bulgare Grigor Dimitrow hat wie der lettische Bresnik-Schützling Ernests Gulbis und der Kanadier Milos Raonic den Durchbruch so gut wie geschafft und ist bzw. war schon Top Ten.

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