Stecher bekommt von Fischer den blauen Brief

Die Ski-Firma wird den 35-Jährigen nach der WM nicht mehr ausrüsten: "Wir sind enttäuscht vom ihm".

Mario Stecher ist ein Mann der klaren Worte. Was er sich denkt, da sagt er. Wie er sich fühlt, das gibt er preis. „Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich mir nicht mehr den Mund verbieten lasse“, meint der 35-jährige Nordische Kombinierer, der sich mit seinen Statements freilich nicht nur Freunde macht.

Am Dienstag hatte Mario Stecher vor laufenden Kameras seine Ski-Firma Fischer attackiert („wir Kombinierer sind dort nur irgendeine Nummer, das ist extrem traurig“). Am Mittwoch bekam der Rebell nun die Rechnung präsentiert und von Fischer den Laufpass. Der Oldie darf nur noch am Donnerstag (Großschanze) und am Samstag (Teamsprint) das Material verwenden, danach verzichtet die Ski-Firma aus dem Innviertel auf die Dienste des dienstältesten und höchst erfolgreichen österreichischen Kombinierers.

Verärgerung

„So etwas spielt man nicht über die Medien, sondern man setzt sich gemeinsam an einen Tisch“, erklärt Gerhard Urain, der verärgerte Rennsportleiter von Fischer. „Ich weiß nicht, was Mario geritten hat. Wir haben für ihn ein Sonderprogramm gemacht und vor der Weltmeisterschaft zehn Paar Skier ausgeliefert, mit denen die Betreuer zufrieden waren.“

Stecher hatte moniert, dass er keine perfekten Langlaufskier für kalte Bedingungen bekomme. Die Nordische Kombination gelte innerhalb des Unternehmens nicht viel, die Langläufer würden klar bevorzugt.

Nicht nur für Rennsportleiter Gerhard Urain kam Stechers harsche Kritik überraschend. Immerhin war das gescholtene Material gut genug, um eine Silbermedaille zu gewinnen. „Nur dank unserer guten Kontakte zum ÖSV kann er die Skier bei der WM noch benützen, sonst hätten wir sie gleich abgezogen“, sagt Urain.

Bedürfnis

Mario Stecher selbst reagierte gelassen auf den blauen Brief seiner nunmehr ehemaligen Ski-Firma. Er habe schon mit dieser Entscheidung gerechnet und sie auch ganz bewusst in Kauf genommen, erklärte er im Interview mit Ö3. „Ich wollte meine Kollegen und meine Serviceleute beschützen, die machen wirklich eine super Arbeit, aber wenn das Material nicht passt, dann hat man keine Chance. Mir war es ein Anliegen, das loszuwerden.“

Stecher wartet nun auf Angebote anderer Skifirmen. „Es gibt natürlich einen Plan B, über den habe ich mir aber noch nicht wirklich Gedanken gemacht. Ich bin aber überzeugt, dass es Material für mich geben wird. Natürlich ist das wieder mit Arbeit verbunden, aber die habe ich sowieso“, sagte der Steirer, der sich im Frühjahr einer Knie-Operation unterziehen muss. „Im Herbst greife ich dann wieder an.“

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