Stams: Diskussionsverbot, aber keine Maulkörbe

Skigymnasium Stams
Das Land Tirol installiert eine externe Kommission. Ein Pädagoge wurde suspendiert.

Der Winter ist normalerweise eine beschauliche Zeit im Skigymnasium Stams. Sobald Schnee liegt, schwärmen die jungen Sporttalente aus zu ihren Wettkämpfen und Trainingskursen. Von Dezember bis März wirkt die Schule mitunter wie verwaist.

In diesem Jahr ist es mit der Stamser Beschaulichkeit freilich dahin. Seit zweieinhalb Wochen, seit Nicola Werdenigg mit ihren Erzählungen die Missbrauchsaffäre ins Rollen gebracht hat, haben die Verantwortlichen im berühmten Skigymnasium Erklärungsbedarf. Es gibt Anrufe besorgter Eltern, es gibt Diskussionen unter den Lehrern und Schülern, es gibt einige offene Fragen und Erklärungsbedarf.

Anweisung des Ministeriums

Aus diesem Anlass hatte der KURIER eine Gesprächsrunde mit dem Schuldirektor, dem Sportlichen Leiter und dem Cheferzieher des Skigymnasiums fixiert. Dabei wollten die Verantwortlichen in Stams über die aktuellen Herausforderungen der Zusammenarbeit mit Jugendlichen sprechen, aber auch über die präventiven Maßnahmen, die sie setzen.

Doch dazu sollte es nicht kommen. Der Interviewtermin wurde kurzfristig abgesagt, auf Anweisung des Bildungsministeriums, wie es aus Stams heißt. Man wolle, dass in dieser Angelegenheit keine weiteren Informationen an die Öffentlichkeit geraten, so die Auskunft.

Nachfrage beim Ministerium, ob den Stamser Verantwortlichen tatsächlich von oberster Stelle ein Maulkorb auferlegt wurde. "Info- und Diskussionsveranstaltungen in einer Bundesschule wird es zu Ermittlungen in einer strafrechtlich relevanten Causa nicht geben", heißt es aus dem Büro von Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SP). Maulkörbe für Bundesbedienstete wolle man aber nicht ausgeteilt haben, betont man. Jedem stehe es frei, sich zu äußern.

Aussage von Werdenigg

Während aus dem Skigymnasium Stams von offizieller Seite bis auf weiteres keine Statements zu hören sind, sprach Nicola Werdenigg am Dienstag Klartext. Die 59-jährige Zillertalerin machte in Innsbruck ihre Aussage vor der Staatsanwaltschaft. Dabei nahm sie zu einem Vorfall aus dem Jahre 2005 Stellung, der sich beim Skiverband zugetragen haben soll.

Allmählich beschäftigen sich mit der Missbrauchs-Causa die Gerichte. In Tirol wurde inzwischen ein hochrangiger Pädagoge, der in den 1990er-Jahren in der Skihauptschule Neustift tätig war, vorübergehend suspendiert. Dazu installierte die Tiroler Landesregierung eine externe und unabhängige Kommission mit VertreterInnen aus der Justiz, der Sportuniversität und den Pädagogischen Hochschulen zur Aufklärung der Vorwürfe.

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