So fieberte die Welt mit Felix Baumgartner

So fieberte die Welt mit Felix Baumgartner
Nicht nur Hunderte Millionen Zuschauer vor dem Fernseher mussten Nerven beweisen, angespannt fieberten auch Mutter Eva, Vater Felix sen., Bruder Gerald und Freundin Nicole mit dem Extremsportler mit.

Mutter Eva Baumgartner war von Anfang an optimistisch gewesen. Der Name Felix kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "vom Glück begünstigt". "Felix wurde an einem Sonntag geboren. Er ist ein Sonntagskind. Am Sonntag wird es klappen."

Die Wetterprognose war gut gewesen, Stratos-Meteorologe Don Day hatte in den vergangenen Tagen viel Optimismus verströmt. Doch dann, am Sonntag, bekommen die Zuschauern in aller Welt das gewohnte Bild aus Roswell, New Mexiko, zu sehen: Warten und auf den Wind schauen. "Wir haben gute Bedingungen auf dem Boden, aber zu viel Wind in einer Höhe von 240 Meter", erläutert Don Day – und das ist genau die kritische Höhe an der Spitze des aufgeblasenen Ballons.

Also wird der Start zuerst von 6 Uhr Ortszeit auf 7.30 Uhr verschoben, später auf acht Uhr, schließlich auf zehn Uhr. Team und Beobachter fragen sich: Droht dem Projekt erneut ein Schicksal wie am Dienstag? Doch diesmal hat Felix Baumgartner Glück, der Wind lässt schließlich nach.

Bereits kurz vor fünf Uhr Ortszeit wird der Ballon bei noch stockdunkler Nacht ausgerollt. Die Crew trägt Baumwollhandschuhe, um die 0,002 Zentimeter dünne Hülle nicht zu beschädigen.

Baumgartner ist da schon seit zwei Stunden wach; er hat zuvor Fleisch mit Reis und viel Wasser zu sich genommen. Um 5.10 Uhr steigt er in den Raumanzug. Zur Vorbereitung muss der 43-Jährige reinen Sauerstoff einatmen, um den Stickstoff aus seiner Blutbahn zu eliminieren, der sich in extremer Höhe gefährlich ausdehnt – und schläft dabei ein. "Der Felix ist total entspannt", erzählt Vater Felix Baumgartner senior.

Als die Sonne gegen sieben Uhr über Roswell aufgeht, verlässt der Salzburger seinen Trailer und besteigt die 1,3 Tonnen schwere Kapsel. Dort bringt Baumgartner gerade die Kontrollsysteme in Position, als der Countdown wieder gestoppt wird: Starker Wind in 240 Metern Höhe verzögert den Start.

Bilderbuchstart

Mehr als eine Stunde sitzt der 43-Jährige in der Kapsel, als endlich mit der Befüllung des Ballons mit Helium begonnen wird. "All systems go" – nun gibt es kein Zurück mehr: Der einmal gefüllte Ballon kann kein zweites Mal verwendet werden. Doch diesmal hält das Wetter. Um 9.30 Uhr ist der Ballon vollständig gefüllt – und bleibt kerzengerade stehen. Mit dreieinhalbstündiger Verspätung hebt der größte bemannte Ballon der Geschichte gegen 9.30 Uhr Ortszeit (18.30 Uhr MEZ) unter dem Applaus des Stratos-Teams ab.

Mit einer Geschwindigkeit von 300 Meter pro Minute steigt Baumgartner in die Stratosphäre auf. Mühelos überwindet der Ballon die gefährlichen ersten 600 Meter. Weder der Fallschirm der Kapsel und des Ballons noch der Fallschirm von Baumgartner könnten hier bei Turbulenzen rechtzeitig geöffnet werden. "Ich glaub` es ist nicht nur mir ein Stein vom Herzen gefallen, sondern allen hier", sagt der Bruder des Sportlers, Gerald Baumgartner. Er und Mutter Eva haben Tränen in den Augen. "Ist doch logisch, wenn der Bruder in den Himmel fliegt", sagt Gerald.

Auf der Air Base in Roswell fiebert auch Nicole Öttl mit ihrem Freund Felix Baumgartner mit. "So richtig freuen kann ich mich erst, wenn er wieder da ist."

Nach einer Stunde Fahrt überschreitet der Ballon die sogenannte Armstrong-Linie in einer Höhe von 19.200 Meter. Ohne Schutzanzug würden ab jetzt Baumgartners Körperflüssigkeiten verdampfen. Baumgartner wirkt ruhig, während der Ballon weiter auf knapp 26.000 Meter steigt. In dieser Höhe sind normalerweise noch hochfliegende Flugzeuge unterwegs – doch nicht an diesem Sonntag: Über Roswell im Südwesten der USA war für das Stratos-Projekt der Flugverkehr gesperrt.

 

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