Hahnenkamm-Bilanz: Kein Heimsieg, 84.000 Zuschauer
Ohne Heimsieg ist am Sonntag die von insgesamt 84.000 Zuschauern live besuchte 75. Auflage der Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel zu Ende gegangen. Dominik Paris (Super-G), Alexis Pinturault (Kombi), Kjetil Jansrud (Abfahrt) und Mattias Hargin (Slalom) hießen die großen Sieger der ersten Ausgabe, an der das neue "Original-Programm" erstmals termingerecht abgewickelt wurde.
2014 hatte Kitzbühel nach der Abkehr von der "klassischen" Kombination diesen Bewerb erstmals mit Super-G und Kombi-Slalom durchgeführt, wetterbedingt aber an einem Sonntag. 2015 ging diese Variante wie vorgesehen erstmals am Freitag über die Bühne. Prompt war dies neben der wetterbedingten Halbierung der Abfahrt einer der großen Diskussionspunkte der Hahnenkammrennen 2015.
"Die weiße Weste ist sich nicht ganz ausgegangen", sprach OK-Chef und K.S.C.-Präsident Michael Huber zunächst die Verkürzung der Abfahrt an. Der Klassiker auf der Streif musste nach zwei problemlosen Trainings wegen Nebels um die Hälfte auf 1.633 Meter verkürzt werden und wird mit einer Siegerzeit von nur 58,16 Sekunden als kürzeste Weltcup-Abfahrt in die Geschichte eingehen. Normalerweise liegt hier die Endzeit knapp unter zwei Minuten.
"Ich danke allen Teams für ihr Verständnis. Die Verkürzung war unsere einzige Chance, ein Rennen zu haben und alle haben mitgespielt. The show must go on", erklärte Chef-Renndirektor Markus Waldner, warum man die Abfahrt durchgezogen hatte, obwohl diese laut Reglement eine zu geringe Höhendifferenz aufgewiesen hatte. "In solchen Fällen kann die Jury auch ex lege entscheiden", erklärte Huber.
Rekord-Ereignis
Denn in Kitzbühel geht es um viel. Laut Huber wurden weltweit 130 Stunden live übertragen und in 54 Ländern mit 16 Sprachen an die 450 Millionen Haushalte erreicht. "Auch diesbezüglich seien die 75. Hahnenkammrennen ein Rekord-Ereignis gewesen." Von den 84.000 Live-Besuchern sahen 18.000 Super-G und Kombi, 45.000 die Abfahrt und 21.000 den Slalom.
Wie die 50. Hahnenkamm-Auflage im Jahr 1990, als wegen Schneemangels die Sprint-Abfahrten ihrer Premiere feierten, war auch die 75. Ausgabe ein gewisser Erneuerungs-Moment. Peter Obernauer, der das Amt 2007 von Toni Sailer übernommen hatte, trat zum letzten Mal als Rennleiter auf. Neuer Rennleiter ist ab 2016 der Extremskifahrer Axel Naglich. Huber versprach: "Die 76. Ausgabe der Hahnenkamm-Rennen wird wieder interessant."
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Der Schlussakt: Slalom am Ganslernhang
Der Schwede Mattias Hargin hat den Slalom in Kitzbühel gewonnen und sich somit den ersten Weltcupsieg gesichert. Der 29-Jährige verwies Weltmeister und Topfavorit Marcel Hirscher, der nach dem ersten Durchgang in Führung gelegen war, auf den zweiten Platz. Der Deutsche Felix Neureuther machte im finalen Durchgang Plätze gut, fuhr vom fünften auf den dritten Rang.
Hirscher verließ Kitz mit zwei zweiten Plätzen (Kombination und Slalom) und satten 160 Weltcup-Punkten. "Ich bin sehr dankbar, es war ein super Wochenende", meinte der Salzburger, der vom Hargin-Lauf in höchsten Tönen schwärmte: "Das war einer der besten Slalomläufe, die ich jemals gesehen habe."
Hirscher, der nach dem ersten Durchgang führte, sei eben im Mittelteil nicht so kompromisslos wie der spätere Sieger unterwegs gewesen. "Mattias hat über die Wellen brutal Tempo gemacht, diese Eier hatte ich heute nicht", gestand Hirscher. Neureuther verpasste seinen dritten Sieg im Kitz-Slalom nach 2010 und 2014, sah in Hargin aber ebenfalls einen mehr als verdienten Sieger. "Marcel und ich haben ein wenig zu viel taktiert. Mattias wollte den Sieg am meisten und hat ihn deshalb auch verdient", erklärte der Deutsche.
Im Gesamtweltcup führt der Salzburger nun mit 162 Punkten vor dem Norweger Kjetil Jansrud. In der Slalom-Wertung liegt der ÖSV-Superstar 24 Zähler hinter Neureuther auf Platz zwei.
Versprechen
Am Samstagabend hatten sich Hirscher und Neureuther im ORF-Studio zu einem gemeinsamen Versprechen hinreißen lassen. Demnach werde man das Duo eines Tages auch als Abfahrer auf der Streif in Kitz sehen. Doch bereits am Sonntag kündigte Hirscher an: "Irgendeinen Weg finden wir schon, um aus dieser Sache rauszukommen."
Endstand des Kitzbühel-Slaloms: | |||
1. | Mattias Hargin | SWE | 1:43,10 |
2. | Marcel Hirscher | AUT | 1:43,59 |
3. | Felix Neureuther | GER | 1:43,73 |
4. | Giuliano Razzoli | ITA | 1:43,87 |
5. | Fritz Dopfer | GER | 1:43,92 |
6. | Alexander Choroschilow | RUS | 1:44,14 |
7. | Henrik Kristoffersen | NOR | 1:44,23 |
8. | Stefano Gross | ITA | 1:44,42 |
9. | Alexis Pinturault | FRA | 1:44,54 |
10. | Markus Larsson | SWE | 1:44,59 |
11. | Julien Lizeroux | FRA | 1:44,69 |
12. | Mario Matt | AUT | 1:44,76 |
13. | André Myhrer | SWE | 1:44,78 |
14. | Linus Strasser | GER | 1:44,88 |
15. | Patrick Thaler | ITA | 1:44,98 |
16. | Sebastian-Foss Solevaag | NOR | 1:45,15 |
17. | Daniel Yule | SUI | 1:45,19 |
18. | Ivica Kostelic | CRO | 1:45,28 |
19. | Benjamin Raich | AUT | 1:45,42 |
20. | Jonathan Nordbotten | NOR | 1:45,43 |
21. | Jean-Baptiste Grange | FRA | 1:45,49 |
22. | Ramon Zenhäusern | SUI | 1:45,56 |
23. | Reto Schmidiger | SUI | 1:45,58 |
24. | Jens Byggmark | SWE | 1:45,63 |
25. | Victor Muffat Jeandet | FRA | 1:45,73 |
26. | David Chodounsky | USA | 1:45,86 |
27. | Cristian Deville | ITA | 1:46,01 |
. | Reinfried Herbst | AUT | 1:46,01 |
Out: Luca Ärni (SUI), Dave Ryding (GBR)
Stand nach dem ersten Durchgang
1. | Marcel Hirscher | AUT | 52,38 |
2. | Alexander Khoroshilov | RUS | 52,57 |
3. | Mattias Hargin | SWE | 52,80 |
4. | Fritz Dopfer | GER | 52,88 |
5. | Felix Neureuther | GER | 52,89 |
6. | Stefano Gross | ITA | 53,17 |
7. | Giuliano Razzoli | ITA | 53,36 |
8. | Markus Larsson | SWE | 53,46 |
9. | André Myhrer | SWE | 53,69 |
10. | Linus Strasser | GER | 53,91 |
11. | Henrik Kristoffersen | NOR | 53,93 |
12. | Patrick Thaler | ITA | 54,01 |
13. | David Chodounsky | USA | 54,03 |
14. | Julien Lizeroux | FRA | 54,13 |
15. | Alexis Pinturault | FRA | 54,25 |
16. | Daniel Yule | SUI | 54,33 |
17. | Reinfried Herbst | AUT | 54,34 |
18. | Mario Matt | AUT | 54,39 |
19. | Jens Byggmark | SWE | 54,46 |
20. | Benjamin Raich | AUT | 54,48 |
21. | Sebastian-Foss Solevaag | NOR | 54,55 |
22. | Dave Ryding | GBR | 54,57 |
23. | Victor Muffat Jeandet | FRA | 54,58 |
24. | Cristian Deville | ITA | 54,62 |
25. | Luca Ärni | SUI | 54,72 |
. | Jean-Baptiste Grange | FRA | 54,72 |
27. | Ramon Zenhäusern | SUI | 54,79 |
28. | Reto Schmidiger | SUI | 54,80 |
29. | Ivica Kostelic | CRO | 54,93 |
30. | Jonathan Nordbotten | NOR | 55,03 |
Out: Steve Missillier (FRA)
Dominik Paris ist der "Preisgeld-König" der 75. Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel. Mit dem Sieg im Super-G und Platz zwei in der Abfahrt war der Südtiroler nicht nur sportlich, sondern mit insgesamt 88.500 Euro brutto auch beim Verdienen die Nummer eins. Dahinter folgte Abfahrtssieger Kjetil Jansrud (NOR) mit 79.590 Euro, Platz drei sicherte sich Slalom-Gewinner Mattias Hargin (SWE) mit 75.000.
Erfolgreichster Österreicher in Kitzbühel war Marcel Hirscher. Mit den zweiten Plätzen in Kombination (22.500 Euro) und Slalom (35.000) kam der Salzburger auf insgesamt 57.500 Euro vor Steuern. Insgesamt wurde 2015 in Kitzbühel ein Rekord-Preisgeld von 626.200 Euro verteilt.
Preisgeld-Liste | |||
1. | Dominik Paris | ITA | 106.000 |
2. | Kjetil Jansrud | NOR | 95.850 |
3. | Mattias Hargin | SWE | 90.000 |
4. | Marcel Hirscher | AUT | 69.000 |
5. | Alexis Pinturault | FRA | 59.000 |
6. | Matthias Mayer | AUT | 33.400 |
7. | Georg Streitberger | AUT | 26.500 |
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