Segler Delle-Karth/Resch: "Medaillenchance ist da"
Nach einer Verletzung des Steuermanns im Herbst und einem Todesfall in seiner Familie verlor das Duo viel Zeit in der Vorbereitung, gibt sich aber nun fit und topmotiviert:
APA: Sie haben viel Trainingszeit vor Weymouth verbracht, was gibt es über das Revier zu sagen?
Delle Karth: "Die Wetterverhältnisse zum Segeln sind ideal, weil jeden Tag Wind geht. Wir hatten kaum einen Tag Ausfall und die Hälfte der Zeit Starkwind. Aber da wir schon bei genügend Großveranstaltungen gewesen sind, wissen wir, dass bei den Spielen sicher alles anders sein wird. In England hast eine halbe Stunde strahlend blau und du denkst dir, wow, heute ist ein super Tag, und dann schüttet es. Und mit dem Wind ist es genauso."
Resch: "Wahrscheinlich haben wir Sonnenschein und keinen Wind. Aber wir sind auf alles vorbereitet und haben alles trainiert."
APA: Wie viel von der ausgefallenen Segelzeit wegen Verletzung und Todesfall haben Sie aufholen können?
Resch: "Von der Zeit her haben wir überhaupt nichts aufholen können, aber wir haben nun ein gutes Training gehabt. Vom Potenzial her sind wir wieder da, wo wir sein wollen. Im Training zuletzt waren wir mit den Schweden und Dänen, die Dritte bei der WM waren, auf Augenhöhe und teilweise sogar besser. Das stimmt uns sehr positiv. Es ist halt bei viel Wind noch ein bisserl eine Kopfsache, dass wir das wirklich rausbekommen, dass wir nicht kentern gehen. Daran arbeiten wir. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das im Griff haben."
APA: Sie sitzen seit vielen Jahren in einem Boot, kennen einander gut. Inwiefern war die Aufarbeitung des Schicksalsschlages ein Thema?
Delle Karth: "Es wird alles im Team aufgearbeitet. Wir haben den ganzen Tag beruflich miteinander zu tun, stehen zusammen auf, frühstücken miteinander, essen gemeinsam zu Abend, da bekommt man alles Private natürlich auch mit. Wir haben viel miteinander durchgemacht und nun was ganz Neues im Team durchgestanden. Ich bin irrsinnig froh, dass Niko so Rücksicht genommen hat, so viel auf mich eingegangen ist und mir auch die Zeit gegeben hat. Er hat gewartet, dass ich wieder anfange. Das letzte Trainingsmonat in England hat uns irrsinnig gut getan, die Stimmung war perfekt."
Resch: "Ich habe inzwischen geschaut, dass das Ganze am Laufen ist. Aus Miami ist ein Container zurückgekommen, die Sachen aus Spanien. Ich wollte, dass wir wieder Vollgas geben können, wenn Nico retour ist. So schlimm dieser Schicksalsschlag war, aber mir kommt vor, dass wir jetzt total fokussiert und zielgerichtet arbeiten. Mir kommt vor, dass das jetzt wesentlich besser ist, als bei den letzten Spielen. Wir haben eine unterstützende Stimmung im Team."
APA: Sehen Sie sich nach wie vor als Medaillenanwärter?
Delle Karth: "Wir verspüren nicht den Druck, dass die Nation erwartet, dass wir die Medaille für Österreich holen. Im Segelteam gibt es auch andere Medaillenhoffnungen, wir stehen nicht allein auf weiter Flur. Wir sind nach wie vor im erweiterten Favoritenkreis, das sind aber zehn andere Teams auch. Wir wissen, dass die Chance da ist. Aber wir stehen nicht da, wie wenn wir die letzten drei Weltcups und bei der WM gewonnen hätten, so dass es natürlich wäre, eine Medaille zu holen. Wir müssen unser Bestes geben und über uns hinauswachsen. Es wäre vermessen zu sagen, wir sind jetzt genau da, wo wir sein wollen. Die Zeit, die wir nicht segeln konnten, können wir vielleicht im nächsten Winter aufholen. Das bringt uns für die Spiele nichts mehr. Unsere Konkurrenz weiß, dass wir eine sehr gute Serie hinlegen können und dann ganz vorne stehen können. Aber wir wissen auch genau, wo wir stehen. Wir geben unser Bestes und schauen, was passiert."
APA: Wie geht es Ihnen körperlich nach der langen Saison?
Resch: "Alles in Ordnung. Natürlich zehrt es und in den Pausen vom Wasser machen wir Bootsarbeit, aber wir hatten keine gröberen Ausfälle. Wir haben in den vergangenen zwei Jahren im Olympiazentrum Innsbruck kontinuierlich gut gearbeitet, so dass wir die langen Trainingslager gut durchstehen können. Wir waren vor den Spielen ein paar Tage daheim, haben nur locker trainiert und regeneriert. Wir sind heiß aufs Segeln."
Delle Karth: "Wir hatten die Saison so geplant, dass wir jetzt frisch sind. Wir sind sehr gut eingestellt. Am Körperlichen wird es nicht scheitern, wir sind beide gesundheitlich in Ordnung."
(Das Gespräch führte Birgit Egarter/APA)
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