Segelhoffnung für Olympia 2012

Segelhoffnung für Olympia 2012
Nico Delle-Karth, Medaillentipp in London 2012, über die Favoritenrolle, seinen Partner und die Popularität eines Seglers.

Zwei Mal Gold bei Olmpia in Sydney 2000, (Hagara/Steinacher, Sieber), Gold (Hagara/Steinacher) und Silber (Geritzer) in Athen 2004, keine Medaille in Peking 2008.

Doch Österreichs erfolgreichstes Sommersport-Team hat sich von diesem kleinen Durchhänger erholt. Nico Delle-Karth und Niko Resch (49er) sind als Nummer eins der Weltrangliste Österreichs heißeste Medaillenanwärter, Andreas Geritzer (Laser) ist ebenfalls auf Kurs, der bereits 46-jährige Ex-Weltmeister Hans Spitzauer und sein Vorschoter Adi Lützlbauer (Starboot) sind zu einem Geheimtipp geworden.

Dazu kommen als Außenseiter noch Florian Raudaschl (Finn), Matthias Schmid und Florian Reichstädter (470er) und die erst 16-jährige Lara Vadlau, die mit Abstand beste Nachwuchsseglerin der Welt. Im äußerst kniffligen olympischen Segelrevier vor Weymouth in Südengland finden von 3. bis 13. August die Pre-Olympics für die Sommerspiele 2012 in London statt.

Der 27-jährige Nico Delle-Karth aus Rum in Tirol spricht über seine bisher größte Herausforderung.

KURIER: Seit genau einem Jahr sind Sie die Nummer eins der Weltrangliste. Wie halten Sie das durch?
Nico Delle-Karth: Wir könnten sogar schon länger dort stehen. Aber Verletzungen haben uns gebremst: Ein Bandscheibenvorfall bei meinem Vorschoter, eine Innenbandverletzung bei mir. Jetzt sind wir zwei Saisonen durchgehend gesund.

Sie sitzen seit zwölf Jahren mit Niko Resch im selben Boot. Geht man sich da nicht irgendwann auf die Nerven?
Oh ja, wir gehen einander immer wieder furchtbar auf die Nerven. Früher war's noch schlimmer. Da hatten wir weniger Geld und haben auch noch im Doppelbett schlafen müssen.

Und wie kommt man trotzdem miteinander aus?
Professionell denken, damit die Arbeit nicht leidet. Du musst dir immer darüber klar sein, warum du da bist: Die Liebe zum Segeln verbindet.

Teamgeist ist ja auch für den Sportdirektor des Segelverbandes, Georg Fundak, das wichtigste Schlagwort.
Es ist sehr angenehm, wenn man Leidensgenossen hat wie Andi Geritzer oder Schmid/Reichstädter. Als reines Zweier-Team würde man durchdrehen.

Von allen österreichischen Seglern stehen Sie am meisten unter Druck: drei Mal bei Olympia, Vizeweltmeister, zwei EM-Bronzemedaillen, zwei Mal Gesamt-Weltcup-Sieger, Nummer 1 der Welt.
Das ist gut so. Wir wollen unbedingt eine Medaille. Man darf sich nur nicht verrückt machen lassen. Aber es dreht sich alles um Olympia und Weymouth. Wir sind dort ja schon fast zu Hause.

Seit Sonntag sind Sie im Londoner Olympia-Revier 2012. Die Bedingungen sollen sehr unberechenbar sein ...

Das kann man so sagen: Gezeiten, Strömungen, alle Windrichtungen und Windstärken, Wellen. Perfekt, wenn es im Schnitt um 15 Grad wärmer wäre.

Wenn man sozusagen Marktführer einer Branche ist: Was kann man überhaupt noch verbessern?
Bei der EM hatten wir beim Start Probleme. Die müssen wir in den Griff kriegen. Außerdem testen wir gerade zwei Masten. Und jeder Tag dort auf dem Wasser verringert die vielen Unbekannten des Reviers.

Entscheidend für Olympia ist nicht Weymouth, sondern die WM im Dezember vor Freemantle in Australien.
Ja, ein Starkwind-Revier - ganz andere Baustelle.

Die physische Belastung im 49er ist enorm. Worauf kommt es an?
Du stehst immer unter Spannung, stehst stundenlang auf Zehenspitzen im Trapez, brauchst eine sehr hohe Grundlagenausdauer, gutes Gleichgewichtsgefühl, Schnelligkeit, Spritzigkeit und ausreichend Maximalkraft. Mit fünf Mal Training pro Woche geht das.

Wie populär ist man als Segler in Österreich?
Im Segler-Kreis natürlich sehr, sonst eher nicht. Das ist gut so. Inzwischen denkt man wenigstens in Tirol beim Namen Delle-Karth erst ans Segeln und dann ans Bobfahren. (Vater Werner Delle-Karth war 1973 Vizeweltmeister im Viererbob; Anmerkung).

Welche Ergänzungssportarten betreiben Sie?
Ein bisserl Kitesurfen, ein bisserl Golf - mehr geht sich nicht aus.

Wer sind die schärfsten Medaillen-Rivalen?
Die Australier, Engländer, Spanier, Italiener, Franzosen - eigentlich die Hälfte des Feldes .

Und was machen Sie besser als Ihre Gegner?
Segeln. Spaß beiseite: Vielleicht können wir besser abschalten als andere. Weg vom Vollgas und zurücklehnen. Das beherrschen wir.

Kommentare