Reitstar Beerbaum kommt nach Wien

Reitstar Beerbaum kommt nach Wien
Ludger Beerbaum, einer der erfolgreichsten Springreiter aller Zeiten, kommt zur Global Champions Tour.

Noch nie zuvor waren so viele Reitstars in Österreich am Start. Die besten 30 der Welt werden ab 20. September auf dem Wiener Rathausplatz im Rahmen der Global Champions Tour mit ihren Pferden Hürden meistern, darunter sechs Medaillengewinner von London. Auch Olympiasieger Steve Guerdat aus der Schweiz ist dabei. Und Ludger Beerbaum, der Deutsche, der bereits vierfacher Olympiasieger ist. Im KURIER-Interview spricht der 49-Jährige über Wien, das deutsche Reitsport-Wunder, Hugo Simon und Doping bei Pferden.

KURIER: Was erwarten Sie von der Rathaus-Platz-Premiere?
Ludger Beerbaum:
Ich lasse mich überraschen, so was hab’ ich noch nie erlebt. Ich bin schon sehr gespannt auf die Atmosphäre.

Die Deutschen sind eine Weltmacht im Springreiten. Warum eigentlich?
Das liegt in erster Linie an der Quantität, in Deutschland leben 83 Millionen Menschen, in Österreich acht. Wir haben zehn Mal so viele Pferde. Aber klar, wir haben eine große Tradition und eine große Industrie, die dahintersteht.

Sie kommen aus einer Reiterfamilie, Bruder Markus ist ein Topreiter, Schwägerin Meredith Michaels-Beerbaum sehr erfolgreich. Pusht man sich gegenseitig?
Nein, ich zu meinem Teil bin mit mir und meinen Pferden beschäftigt. Jeder geht seinen eigenen Weg und Konkurrenz gibt es nicht nur in der eigenen Familie.

Sie sind vierfacher Olympiasieger. Gibt es dennoch einen Erfolg, der für Sie der schönste war?
Einerseits der Olympiasieg im Einzel im Jahr 1992, andererseits aber auch der Europameistertitel 1997 in Mannheim. Damals war Hugo Simon als haushoher Favorit angetreten, deshalb war mein Sieg besonders schön, weil ich ihn nicht erwartet habe.

Apropos: Hugo Simon springt auf dem Rathausplatz in einem Rahmenbewerb mit, mit mittlerweile 70 Jahren ...
Also ich bin in diesem Alter sicher nicht mehr unterwegs. Ich habe großen Respekt vor den Leistungen von Hugo Simon. Aber ich habe ihn vor Kurzem in Dortmund vom Pferd fliegen sehen, und ich habe mir gedacht, das wär’s jetzt. Es gibt keine biologische Altersgrenze, aber klar ist, dass du als Reiter eine gewisse Fitness mitbringen musst.

Auch das Pferd. 2004 wurde Ihre Goldmedaille mit der Mannschaft aufgrund einer unerlaubten Medikation bei Ihrem Pferd Goldfever aberkannt. Danach kritisierten Sie die schwammigen Doping-Gesetze im Pferde­sport ...
Ich meinte die Medikationen. Aber klar, es war damals nicht einfach, keiner wusste ganz genau, was erlaubt ist und was nicht. Heute herrscht hier eine klare Trennung zwischen therapeutisch eingesetzten Mitteln und leistungssteigernden Substanzen. Wir haben damals das verwendete Mittel nicht genannt, weil wir nicht wussten, dass es verboten war, es war aber keine leistungssteigernde Substanz. Nach heutigen Maßstäben wäre ich fünffacher Goldmedaillengewinner bei Olympia gewesen.

Heuer haben Sie auf Olympia verzichtet, weil Ihr Toppferd, die Stute Gotha nicht in Hochform war. Mit welchen Pferden kommen Sie?
Ich weiß es noch nicht ganz genau. Wahrscheinlich mit Chaman, auf dem ich vor Kurzem den Grand Prix in Münster gewonnen habe und Gotha. Aber ich entscheide kurzfristig, ich komme ja erst am Donnerstag.

Mr. Springreiten: Zwölf Mal Gold für Ludger Beerbaum
Ludger Beerbaum, geboren am 26. August 1963 in Detmold, begann mit acht Jahren zu reiten. Die Europameisterschaften der Jungen Reiter 1984 beendete er mit der Bronzemedaille sowohl im Mannschafts- als auch im Einzelwettbewerb. Beerbaum holte vier Mal Gold bei Olympischen Spielen, davon einmal Einzelgold (1992) und drei Mal Mannschaftsgold (1992, 1996 und 2000). Auch bei den Spielen 2004 in Athen hätte er mit der Mannschaft gewonnen, die Medaille wurde aber wergen unerlaubter Medikation seines Pferdes aberkannt. 1994 und 1998 holte er WM-Gold mit der Mannschaft, bei Europameisterschaften gab es sechs Mal Gold für den Deutschen (zwei Mal im Einzel). Beerbaum ist in zweiter Ehe verheiratet und hat drei Kinder.

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