Ö-Tour: Ein Bergspezialist aus Afrika ist Sieg-Kandidat

Starker Mann: Daniel Teklehaimanot (28) vom Team Dimension Data
Daniel Teklehaimanot ist in seiner Heimat Eritrea ein Star - und er will mehr.

Am 9. Juni 2015 schrieb Daniel Teklehaimanot Radsport-Geschichte. Der Mann aus Eritrea eroberte auf der sechsten Etappe der Tour de France das Gepunktete Trikot. Damit war er der erste Afrikaner, der die Wertung der besten Bergfahrer anführte.

Ab kommenden Sonntag startet der 28-Jährige bei der 69. Österreich-Rundfahrt. Das Streckenprofil kommt dem Bergspezialisten entgegen. Teklehaimanot ist nämlich ein miserabler Zeitfahrer, und klassisches Zeitfahren gibt es bei der Ö-Tour heuer keines. Spätestens am Donnerstag wird er bei der Bergankunft am Kitzbüheler Horn die Karten aufdecken müssen. Tags darauf folgt die Glockner-Etappe.

In seiner Heimat ist Daniel Teklehaimanot ein Star. Er wird auf der Straße um Selfies gebeten, darauf angesprochen, was er da bei der Rundfahrt in Frankreich Außergewöhnliches geleistet hat. Trotz aller infrastruktureller Probleme hat der Radsport in Eritrea Tradition. Er ist ein Erbe der Kolonialzeit, als Italien das Land regierte.

Als Siebenjähriger saß Teklehaimanot erstmals auf einem Fahrrad, mit 13 begann er zu trainieren, mit 18 reiste er erstmals nach Lausanne zum Trainingszentrum des Radsport-Weltverbandes UCI, schreibt die SZ. „Seine Position auf dem Rad hat mir sofort gefallen“, sagte der dortige Trainer Michel Theze der L’Équipe. „Da musste man nichts mehr ändern.“

Heute fährt er für das Team Dimension Data aus Südafrika. Dieses setzt bei der Tour de France auf den britischen Sprinter Mark Cavendish, der zuvor lange verletzt war. Teklehaimanot, der sich Hoffnungen auf einen Tour-Start gemacht hatte, blieb der Start bei der Österreich-Rundfahrt.

Ausdauer-Künstler

In der Leichtathletik kommen die besten Ausdauerathleten seit Jahrzehnten aus Ostafrika, aus Äthiopien, Kenia und Eritrea. Natürlich ist der Konkurrenzkampf in diesen Ländern enorm, vor allem in der Leichtathletik. Doch unbestritten sind auch die Vorteile der Höhenlage und der körperlichen Voraussetzungen. So stammt etwa Teklehaimanot aus der 25.000-Einwohner-Stadt Debarwa. Sie liegt 1900 Meter über dem Meer – und damit 600 Meter höher als etwa St. Anton am Arlberg.

Dass Daniel Teklehaimanot in Form ist, bewies er bei der Tour de Suisse vor zwei Wochen. Dort war er fast täglich in Fluchtgruppen vertreten. Irgendwann soll er, oder ein anderer der vielen Radsportler aus Ostafrika, um die Gesamtwertung einer großen Rundfahrt mitfahren und sich einen ganz großen Namen machen.

Kommentare