Protest im Sport: Große Gesten auf großer Bühne

Colin Kaepernick (M) nutzt, wie viele vor ihm, den Sport als Plattform für politischen Protest.
Ein großer Teil der NFL ist momentan im Protest gegen die Aussagen von Donald Trump geeint. Sport bot in der Geschichte oft eine Plattform für politischen Protest.

Im American Football geht eine Welle des Protests gegen US-Präsident Donald Trump um. Die Form des politischen Statements, bei der Spieler während der Nationalhymne knien, wurde 2016 von Colin Kaepernick, der damals noch für die San Francisco 49ers spielte, ins Leben gerufen. Kaepernick protestierte mit dieser Geste gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt in den USA.

Weil Trump bei einer Rede dazu aufgefordert hat, die Spieler zu entlassen, die bei der Nationalhymne knien, hat sich der Protest jetzt vor allem gegen ihn gerichtet und sich auf einen großen Teil der NFL und sogar auf andere Sportligen wie die NBA ausgebreitet.

Dass Sportler Großveranstaltungen verwenden, um politische Botschaften an die Öffentlichkeit richten, ist keine neue Entwicklung. Sportevents wurden in der Geschichte oft politisch aufgeladen. Vor allem die Olympischen Spiele werden oft als Plattform genutzt, um vor möglichst großem Publikum politische Botschaften zu vermitteln.

Ein wichtiges Beispiel für Sport als politisches Instrument sind die Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Adolf Hitlers Regime wollte vor internationalem Publikum die sportliche Überlegenheit des eigenen Volkes demonstrieren. Der Afroamerikaner Jesse Owens stellte die deutschen Athleten mit vier Goldmedaillen aber in den Schatten.

Auch wenn es sich hier nicht um eine expliziten Protest handelte, hatte Owens, der wegen des offen propagierten Rassismus der Nationalsozialisten ursprünglich nicht bei den Spielen antreten wollte, mit seinem überragenden Sieg ein symbolisches Zeichen gesetzt, dessen Bedeutung über den Sport hinausging.

Rassentrennung in den USA

In den USA wurde im Sport ab den 60er Jahren, in der Zeit der Bürgerrechtsbewegung, oft gegen Rassismus gegenüber der schwarzen Bevölkerung protestiert. Der Boxer Cassius Clay sorgte für Aufsehen, als er zum Islam konvertierte, sich in Muhammad Ali umbenannte und den Kriegsdienst in Vietnam verweigerte. Durch seine immense Berühmtheit und seine vehemente Verweigerungshaltung wurde Ali zu einer Ikone des politischen Protests von Afroamerikanern.

1968 ging ein Bild von den Olympischen Spielen in Mexiko um die Welt. Tommie Smith und John Carlos, die im 200-Meter-Lauf Gold und Bronze gewonnen hatten, streckten bei der Siegerehrung die mit einem schwarzen Handschuh bekleidete Faust in den Himmel. Diese Geste war als Protest gegen die Rassendiskriminierung in den USA gemeint. Beide Sportler wurden daraufhin suspendiert.

Ein ähnlicher Protest ereignete sich bei den Olympischen Spielen in München 1972, als Vince Matthews und Wayne Collett, die Gold und Silber im 400-Meter-Lauf gewonnen hatten, bei der Verleihung der Medaillen der US-Flagge den Rücken kehrten.

Protest gegen die Apartheid

Ein großes Politikum im internationalen Sport wurde ab 1948 Südafrika. In diesem Jahr begann die Zeit der Apartheid, in der die schwarze Bevölkerung des Landes systematisch ausgegrenzt und diskriminiert wurde. Diese Entwicklung hatte international schwere Konsequenzen. Es wurden Sanktionen gegen Südafrika verhängt, unter anderem auch in der Sportwelt.

Südafrika wurde 1964 von den Olympischen Spielen ausgeschlossen. 1976 wurde auch die südafrikanische Fußball-Nationalmannschaft aus der FIFA verbannt.

Im Jahr 1976 boykottierten auch mehrere afrikanische Teams die Olympischen Spiele in Montreal, weil Neuseeland zuvor durch ein Rugby-Match mit Südafrika den Sportbann gebrochen hatte und trotz der Proteste der afrikanischen Staaten an den Spielen teilnehmen durfte.

Reizfaktor Kalter Krieg

Politische Konflikte zwischen Staaten kommen oft bei sportlichen Wettbewerben zum Vorschein. Ein Beispiel dafür ist der Konflikt zwischen den USA und der Sowjetunion im Kalten Krieg. Dessen Auswirkungen auf die Sportwelt wurden in den 80er Jahren besonders spürbar.

1980 boykottierten die USA und etwa 40 andere Staaten die Olympischen Spiele in Moskau aus Protest gegen den Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan im Jahr davor. Die Sowjetunion reagierte ihrerseits auf solche Aktionen mit dem Boykott der Spiele in Los Angeles 1984.

Sportfans als Demonstranten

Es sind heute auch oft Fans und Zuschauer, die Sportveranstaltungen für politische Demonstrationen verwenden. Die Olympischen Spiele 2008 in Peking waren wegen der aggressiven Tibet-Politik Chinas besonders kontrovers. Der Fackellauf in Paris wurde mehrmals von Demonstranten unterbrochen.

Im Arabischen Frühling spielte der Sport auch eine Rolle. Bei der Revolution in Ägypten 2011 taten sich besonders die Mitglieder des Fußball-Fanklubs "Ultras Ahlawy" hervor. Die Anhänger des Fußballklubs al Ahly Kairo standen an vorderster Front bei der Besetzung des Tahir-Platzes und verteidigten die anderen Demonstranten vor den Angriffen von Unterstützern des Mubarak-Regimes. Der hartnäckige Widerstand durch die Protestbewegung war ausschlaggebend für den Sturz des Regimes.

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