O’Sullivan holt vierten WM-Titel

O’Sullivan holt vierten WM-Titel
Enfant terrible, Exzentriker und Entertainer – das ist die Bandbreite von Snooker-Champion Ronnie O’Sullivan.

Seine Musik ist Programm. "Let me entertain you" tönt aus den Lautsprechern, wenn Ronnie O’Sullivan eine Snooker-Arena betritt. Der 36-jährige Engländer unterhielt wie kein Zweiter in den vergangenen 17 Tagen.

Mit einem 18:11-Sieg über Allister Carter kürte sich O’Sullivan in Sheffield zum vierten Mal zum Weltmeister in der populären Billard-Disziplin.

"Ich wollte den Menschen zeigen, wozu ich fähig bin", sagte O’Sullivan. In den ersten drei Runden der WM eliminierte er drei Ex-Weltmeister – jeweils ohne Mühe.

Verehrt & Verflucht

Als talentiertester Snooker-Spieler der Geschichte wird O’Sullivan verehrt, als Exzentriker und launische Diva verflucht. Die Übergänge zwischen Genie und Wahnsinn waren lange Jahre fließend. Mal forderte er eine chinesische Reporterin zum Oralsex auf, mal beendete er eine Partie frühzeitig und ohne Handschlag, mal verspottete er das träge Spiel seiner Gegner. Kugeln, die ihm nicht zu Gesicht standen, zeigte er oftmals den Mittelfinger.

Aber wehe, er beweist – wie zuletzt in Sheffield – einmal perfekte Tischmanieren: Dann ist es um die Kugeln und die Gegner geschehen, dann zeigt O’Sullivan die aufreizendsten Stöße in der Snooker-Welt: mutig, kompromisslos, präzise.

"So einen außergewöhnlichen Snooker-Spieler wird es nie wieder geben", glaubt Christof Fichtner. Der Chef der Austrian Snooker Open in Wels (16. bis 20. Mai) machte vor zwei Jahren Bekanntschaft mit dem Star. O’Sullivan war das Zugpferd einer Exhibition. Über 2000 Leute waren vor allem wegen ihm gekommen.

Fichtner: "Wir haben eine Stretchlimousine zum Flughafen geschickt, wussten aber nicht, ob er wirklich im Flieger ist."

Er war es. Und er begeisterte das Welser Publikum und gewann den Show-Bewerb. "Ich weiß nicht, ob er diesen Sport liebt, eigentlich geht ihm alles zu langsam", sagt Fichtner, "ich glaube, er liebt es, zu unterhalten."

 

Austrian Open

Unterhaltung ist auch ab 16. Mai in Wels garantiert. Das Teilnehmerfeld der Austrian Open ist so hochkarätig besetzt wie noch nie. Zwar fehlt O’Sullivan (er gönnt sich eine sechsmonatige Auszeit), dennoch stoßen in der Rotax-Halle vier Ex-Weltmeister (Higgins, Ebdon, Williams, Doherty) an.

Gespannt darf man auf Judd Trump sein: Der WM-Finalist von 2011 gilt als legitimer Nachfolger von O’Sullivan. Trumps Spiel ist noch riskanter, sein Lebensstil protzig. "In den USA würden sie Sportler wie uns lieben", sagt O’Sullivan. "Dort sieht man uns gerne scheitern."

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