Olympische Box-Premiere für Frauen

Olympische Box-Premiere für Frauen
Im Sommer dürfen erstmals Frauen bei den Olympischen Spielen boxen. Nicole Trimmel will dabei sein.

Der Boxclub Bounce im 16. Wiener Gemeindebezirk liegt unscheinbar in einem der schmucklosen Zinshäuser. Innen ist das Bounce frei von modischem Fitnesscenter-Brimborium. Der Klub ist sauber und funktional.

Vier junge Damen schlagen sich hier den Nachmittag um die Ohren, gehen dabei aber auf Distanz. Unter Anleitung von Bundestrainer Adolf Angrick arbeiten sie im Leistungszentrum Ost des Verbandes an der Koordination von Bein- und Armarbeit. Es ist schwül, der Schweiß fließt.

Nachdem sie diesen abgeduscht hat, kommt eine der Athletinnen gut gelaunt zum Gespräch. Eine Boxerin stellt man sich anders vor. Nicole Trimmel, 29, ist mit ihren 1,68 Metern zierlich, doch man merkt ihr eine Drahtigkeit an, besonders aber eine Entschlossenheit. Trimmel ist entschlossen, bei der Damen-WM in China ab 11. Mai die Qualifikation für die Olympischen Spiele zu schaffen. Dafür muss sie unter den ersten vier Europäerinnen landen.

Quereinsteigerin

Olympische Box-Premiere für Frauen

Sie war noch keine sechs Jahre alt, als Biko Botowamungu 1988 in Seoul in den Ring stieg. Und ihn schnell wieder verließ: Riddick Bowe hieß der Gegner, knockte ihn in Runde zwei aus, kam ins Finale und wurde vier Jahre später Profi-Weltmeister. Dennoch war es ein bisschen Boxgeschichte, die Botowamungu geschrieben hat. Er war der letzte Österreicher, der an einem olympischen Boxturnier teilgenommen hat.

Frau gegen Frau 24 Jahre später will Nicole Trimmel diese Durststrecke beenden. Frauen sind erstmals zugelassen. Trimmel zieht es als Quereinsteigerin nach London, denn eigentlich ist sie Kickboxerin und obendrein siebenfache Weltmeisterin.

Weil Kickboxen aber nicht olympisch ist, gab es im Dezember erste Gespräche mit dem Boxverband, um zumindest für ein halbes Jahr die Füße auf dem Boden und nur mehr die Fäuste fliegen zu lassen. " Olympia ist der einzige Grund für dieses Projekt", sagt Trimmel, die wieder zum Kickboxen zurückkehren wird: "Ich habe mich von klein auf für Kickboxen interessiert. Da geht es nicht darum, ob der Sport olympisch ist."

Alarmglocken

Olympische Box-Premiere für Frauen

Die Umstellung des Kampfstils ist ihr gut gelungen. "Der Fuß hat nie gezuckt. Allerdings haben im Kopf am Anfang die Alarmglocken geläutet, weil die Distanz im Boxen viel geringer ist. Da landen sonst schon die Kicks.“ Das Kickboxen hat aber auch Vorteile: "Man kann Dinge spüren, wenn man fast 300 Kämpfe gemacht hat."

Ihre Box-Kampfbilanz zeugt von ihrem Talent. Gleich die ersten beiden Turniere hat sie gewonnen, gegen die Schweizer Vize-Europameisterin musste sie die einzige Niederlage einstecken. Hat sie keine Angst vor Schmerzen im neuen Metier? "Nein. Je besser du bist, desto weniger kriegst du ab."

Was nach Olympia wird, weiß Trimmel noch nicht. Reizen würde sie ein zweiter Profi-Kampf. Im Kickboxen. Vornehmlich gegen Christine Theiss (unten), die schöne Ärztin, die in Deutschland den Sport ins Fernsehen gebracht hat. Nur eines ist sicher: Sie wird weiter in ihrem Zivilberuf arbeiten, im Sportreferat des Landes Burgenland, zusammen mit Ex-Fußball-Schiedsrichter Günter Benkö. Trimmel ist dort für das Projekt Urfit zuständig und geht auch in die Schulen, um den Kindern ihren Sport nahezubringen. Im ORF Burgenland fordert sie, wie auch Andreas Ivanschitz, die Menschen zu mehr Bewegung auf.

Weiterhin scheuen wird sie den Kampf Frau gegen Mann. Obwohl es Aufforderungen genug gegeben hat. "Ich habe Kickboxen privat noch nie anwenden müssen", auch wenn es auf dem Land – auch in ihrer Heimat Burgenland – genug Machos gibt. "`Hau her Kleine, schau, ob du mich umhauen kannst`, das habe ich schon öfters gehört." Aber: "Entweder dreh ich mich um und geh. Oder ich mach die Typen verbal fertig."

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