Russland mit knapp 270 Sportlern in Rio

Alexander Schukow, Präsident des ROC, dürfen 270 russische Sportler in Rio teilnehmen.
Die Russen gehen trotz Tauglichkeits-Check des IOC mit einem stattlichen Team an den Start.

Einen Tag vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro haben knapp 80 russische Sportler in sieben Disziplinen die Starterlaubnis erhalten. Nach dem Tauglichkeits-Check durch das IOC und den CAS kann der flächenmäßig größte Staat der Erde mit einem noch immer stattlichen Team an den Start gehen starten. An die 270 Athleten werden es aus laut russischen Informationen sein.

Russische Athleten in den Sportarten Boxen, Judo, Schießen, Tennis, Handball und Volleyball erhielten als erste die Starterlaubnis. Laut Alexander Schukow, dem Präsidenten des Russischen Olympischen Komitees (ROC), dürften insgesamt rund 270 Sportler an den Spielen teilnehmen. Das gehe aus Dokumenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hervor, die an die russische Delegation übermittelt wurden, sagte er der Nachrichtenagentur Tass.

Wackelkandidaten werden bestätigt

Auch die beiden Wackelkandidaten im Schwimmen, Wladimir Morosow und Nikita Lobinzew, wurden von der unabhängigen IOC-Kommission durchgewunken. Der Schwimm-Weltverband FINA hatte beide Athleten zunächst für Rio gesperrt. Nachdem allerdings der Internationale Sportgerichtshof (CAS) die Entscheidung am Mittwoch revidiert hatte, gab auch das Dreier-Gremium des IOC grünes Licht.

Ugur Erdener (TUR), Claudia Bokel (GER) und Juan Antonio Samaranch jr. (ESP) hatten eine wahre Herkulesarbeit zu bewältigen, mussten sie doch bis Freitag bei allen russischen Athleten eine Einzelfallprüfung durchführen. Bei den kniffligen Fällen waren die CAS-Richter gefragt - wie etwa bei der Schwimmerin Julia Jefimowa, dem wohl brisantesten Fall beim Prüf-Marathon. Ein endgültiges Urteil diesbezüglich ist noch ausständig.

Einfacher war es da in anderen Sportarten. Dass alle elf russischen Judoka teilnehmen werden, dürfte Putin besonders freuen. Schon der Judo-Weltverband (IJF) hatte den Athleten grünes Licht gegeben, was nicht wirklich überraschte. IJF-Präsident Marius Vizer unterhält beste Kontakte zum russischen Staatschef, der früher selbst auf der Matte gestanden war und Ehrenpräsident des Weltverbandes ist.

Weitspringerin einzige Leichtathletin

Im Boxen sind elf, im Schießen 21 und im Tennis acht russische Sportler dabei. Auch das 17-köpfige Frauen-Handball-Team wurde komplett zugelassen, ebenso wie die Teams im Volleyball und im Beachvolleyball. Auch Golferin Maria Wertschenowa darf beim Olympia-Comeback ihrer Sportart nach 112 Jahren mitwirken.

Sogar der russische Kanufahrer Andrej Krajtor wurde zugelassen, was das russische NOK sogar vor Probleme stellte. Nach der Sperre durch den Kanu-Weltverband war bereits Ersatzmann Iwan Schtyl nominiert worden. Dieser soll auch starten. Bestätigt wurde auch Weitspringerin Darja Klischina, die vom Weltverband als einzige Leichtathletin dem Komplett-Ausschluss entkam. Klischina lebt in Florida und konnte so nachweisen, dass sie hinreichend kontrolliert worden war.

Für den Druck, praktisch in letzter Minute über die Olympia-Starts der Russen entscheiden zu müssen, hat das IOC selbst gesorgt. Die Welt-Anti-Doping-Agentur hatte dem russischen Olympia-Team den Ärger durch den hochbrisanten McLaren-Report eingebrockt und sogar einen Komplett-Ausschluss gefordert. Das lehnte das IOC aber ab und gab die Entscheidungskompetenz an die Einzelverbände weiter.

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