Olympia in Wien: Pro und Contra
28 Sportarten haben derzeit bei Sommerspielen Olympia-Status, an 16 Wettkampftagen werden mehr als 300 Medaillenentscheidungen fallen. Ähnlich wird es bei den Spielen 2028 sein. Die Wiener entscheiden in der Volksbefragung vom 7. bis 9. März, ob sich die Bundeshauptstadt um eine Bewerbung bemühen soll. In der Folge eine Einschätzung dazu von Funktionären und Trainern aus den in Österreich betroffenen Fachverbänden.
Dabei nehmen viele der Befragten Stellung, inwieweit Wien für ein solches Großereignis sport-infrastrukturell bereit wäre bzw. welche Sportstätten zu errichten bzw. adaptieren wären. Auch beziehen sie sich auf die Bedeutung einer Bewerbung für den jeweiligen Fachverband bzw. den österreichischen Sport im allgemeinen. In Klammer nach den Sportarten ist jeweils die Anzahl der in London 2012 durchgeführten Bewerbe angeführt.
BADMINTON (5/Herren und Damen jeweils Einzel, Doppel, dazu Mixed) - ÖBV (Präsident Harald Starl):
"Badminton in Wien hat derzeit infrastrukturmäßig nichts zu bieten. Unser nationales Leistungszentrum in Wien ist in einem kommerziellen Center untergebracht. Olympia wäre gut, wenn dadurch Sportstätten entstehen. Es wäre ein toller Impuls für den Sport generell. Nach so einer Ski-WM ist die Euphorie für so ein Ereignis sicher da."
BASKETBALL (2 - Männer und Frauen) - ÖBV (Sportdirektor Robert Langer):
BOGENSCHIEßEN (4/je 2 Herren und Damen) - OEBSV (Präsidentin Trudy Medwed):
"Bogenschießen wäre bei Olympia in Wien sicher durchführbar. Wir brauchen nur einen Platzbedarf von 90 bis 110 Meter und für 36 Scheiben. Dafür müsste man einen Standort finden. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es an einem historischen Platz in Wien stattfindet mit dementsprechend schöner Kulisse im Hintergrund. Für unseren Sport würde eine Bewerbung sicher Impulse bringen."
BOXEN (13/10 Männer, 3 Frauen) - ÖBV (Bundestrainer Adolf Angrick):
FECHTEN (10/5 Herren, 5 Damen) - ÖFV (Generalsekretär Marco Haderer):
"So ein Großereignis im eigenen Land ist immer begrüßenswert. Infrastrukturell denke ich, würden wir schon einige Gebäude dafür brauchen. Sportlich würde es dem Fechten 100-prozentig Impulse bringen."
"Bei der Infrastruktur ist mit Philosophie und Fantasie etwas zu machen. Wien ist es gewohnt, internationale Großereignisse zu haben. Jede internationale Großveranstaltung ist eine Riesengeschichte. Und ich bin ein Verfechter, wenn es dem Fußball hilft. Die internationalen Sympathien für Wien sind sicher gegeben. Wir hören das immer wieder. Die Infrastruktur mit Flughafen und U-Bahnen ist gut, das ist bekannt. Ich glaube, dass die Grundstimmung positiv ist. Die Entscheidung könnte auch emotional getragen sein - von den jüngsten Erfolgen bei der Ski-WM."
GEWICHTHEBEN (15/8 Männer, 7 Frauen) - ÖGV (Präsident Gerhard Peya):
"Es gibt derzeit keine Halle, in der wir Gewichtheben bei Olympia austragen könnten. Der Zustand für Gewichtheben in Wien ist vielmehr untragbar, uns laufen die letzten Athleten davon. Zuletzt wurde einem kleinen Verein von der Stadt Wien auch noch das Vereinslokal weggenommen. Ich würde für Olympia in Wien sein, aber mir fehlt der Glaube. Wir brauchen eine Halle für 5.000 bis 7.000 Zuschauer. Sportlich würde es uns viel bringen, Matthias Steiner wird auch noch 2028 eine Zugnummer sein."
GOLF (2016 neu im Programm) - ÖGV (Sportdirektor Niki Zitny):
HANDBALL (2 - Männer und Frauen) - ÖHB (Generalsekretär Martin Hausleitner):
HOCKEY (2 - Männer und Frauen) - ÖHV (Präsident Walter Kapounek):
"Man müsste investieren, wir bräuchten ein Riesen-Hockeystadion. In London hatte es ein Fassungsvermögen von 15.000. Aber es ist auch ein zweites, kleineres Stadion notwendig - für das Training. Im aktuellen Hockey-Stadion im Wiener Prater wären mit Zusatztribünen vielleicht 4.000 bis 5.000 Zuschauer möglich. Ich könnte mir das dort schon vorstellen, aber man müsste es natürlich viel größer anlegen. Auch dort, wo jetzt daneben die Tennisplätze sind. Wichtig ist, dass so ein Stadion eine gute Nachnutzung braucht. Für den Sport und den Hockey-Sport wäre Olympia in Wien gut. Ich sehe die Auswirkungen einer Bewerbung ähnlich wie in der Diskussion über die täglichen Turnstunde. Das würde dem Sport Impulse geben. Machbar ist es. Wichtig ist der politische Wille und der Rückhalt in der Bevölkerung. Das wäre extrem positiv für den Sport."
JUDO (14/je 7 Männer und Frauen) - ÖJV (Generalsekretär Paul Fiala):
KANU (16/12 Flachwasser, 4 Wildwasser) - ÖKV (Präsident Walter Aumayr):
"Für die Kanubewerbe gibt es infrastrukturell kein Problem. Die Wildwasser-Anlage an der Neuen Donau ist im Bau und wird heuer fertig sein. Sie entspricht internationalem Standard, nächstes Jahr werden wir dort die EM haben. Mit dem dortigen Ruderzentrum wird das ein Wassersportzentrum, in dem auch die Kanu-Flachwasserbewerbe stattfinden würden. Es wäre ein Traum, wenn wir Olympia in Wien hätten. Es ist ein Traum."
LEICHTATHLETIK (47/Männer 24, Frauen 23) - ÖLV (Präsident Ralph Vallon):
MODERNER FÜNFKAMPF (2 - Herren und Damen) - ÖFMF (Präsident Alexander Peirits):
"Ideal für den Modernen Fünfkampf ist die Militärakademie Wiener Neustadt. Wir haben hier schon länger keine großen internationalen Wettkämpfe gehabt, da Wiener Neustadt dafür zu wenig Hotelbetten bietet. Aber bei Olympia würde das anders aussehen. Man könnte Fechten und Schwimmen in Wien austragen und das Reiten und den Combined Bewerb in Wiener Neustadt."
PFERDESPORT (6 - je 2 Springreiten, Dressur, Vielseitigkeit) - OEPS (Präsidentin Elisabeth Max-Theurer):
"Infrastrukturell wäre mit der Anlage im Magna Racino in Ebreichsdorf alles da. Mit einer WM hat es zwar nicht geklappt, da schon die Bewerbung mit 500.000 Euro zu teuer war. Das ist unser Jahresbudget. Aber ich sehe einen Zuschlag für Wien als nicht realistisch. Die Vergabe ist sehr stark von verschiedenen Regionen geprägt und auch oft politisch bestimmt."
RINGEN (derzeit starker Wackelkandidat; 18/14 Männer, 4 Frauen) - ÖRSV (Anton Marchl, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, Leistungstrainer):
"Wir Ringer haben schon in London mit Judo eine Halle geteilt, das könnte ich mir auch für Wien vorstellen. Wir brauchen nur drei Matten und Platz für 7.000 bis 10.000 Zuschauer. Die Judo-EM 2010 war im Dusika-Stadion, dort sollte auch Olympia möglich sein. Das ist das wenigste Problem."
RADSPORT (18/je 9 Männer und Frauen; Straße, Bahn, Mountainbike, BMX) - ÖRV (Generalsekretär Rudolf Massak):
RUDERN (14 - 8 Männer, 6 Frauen) - ÖRV (Präsident Helmar Hasenöhrl):
RUGBY (2016 neu im Programm) - ÖRV (Generalsekretärin Alexandra Langer-Hansel):
"Für uns ist es eine ziemlich rasante Entwicklung. Erst vor sechs, sieben Jahren sind wir in die BSO gekommen, 2016 sind wir jetzt schon olympisch. Vieles ist für uns neu. Schon allein zu Liga-Spielen in den großen Rugby-Ländern kommen zig-tausende Zuschauer, damit ist natürlich auch bei Olympia zu rechnen. Es kann ein Fußballstadion sein, nur müssen die im Rugby erforderlichen internationalen Bedingungen wie die Ausmaße gegeben sein. Im Vergleich mit Ländern wie Frankreich und England ist der Stellenwert von Rugby in Österreich sehr unbedeutend. Wir müssen unsere Matches in Wien auf der Hohen Warte spielen. Eine Olympia-Bewerbung könnte uns da natürlich helfen."
SCHIEßEN (15 - 9 Männer, 6 Frauen) - Österreichischer Schützenbund ÖSB (Generalsekretär Florian Neururer):
"Ich würde einer solchen Bewerbung positiv gegenüberstehen. Aber es gibt keine Schießstätte in Österreich, die nur annähernd der der London-Spiele entspricht. Die kann auch temporär sein, wenn es gut funktioniert. Eine abgespeckte Version davon könnten wir in Österreich danach gut brauchen. Der Gedanke an Olympische Spiele belebt jedenfalls."
Austria Sportschützen Fachverband ASF (Wurfscheibe-Bundestrainer Josef Hanakamp):
"Unsere Anlage in Leobersdorf ist auch für olympische Bewerbe geeignet, sie hat vier Stände. Klar müsste man noch bauliche Maßnahmen durchführen, aber das ist nicht so schlimm. 2028 wäre dann wahrscheinlich auch eine neue Wurfmaschine nötig. Olympia in Wien wäre ein Wahnsinn."
SCHWIMMEN (46/22 Herren, 24 Damen; Becken-Schwimmen, 10 km Freiwasser, Wasserspringen, Synchronschwimmen) - OSV (Generalsekretär Thomas Gangel):
SEGELN (10/6 Herren, 4 Damen, Programm wechselnd) - OeSV (Präsident Herbert Houf):
"Organisatorisch könnte Wien so eine Veranstaltung sicher abhalten. Für Segeln bietet sich von der Größe und dem Wind her der Neusiedlersee an. Die Frage aber ist, wie sieht das olympische Segelprogramm 2028 aus? Der Neusiedlersee ist nicht für alle Klassen möglich. Auch der Attersee wäre grundsätzlich geeignet. Um die Segelbewerbe im benachbarten Ausland zu veranstalten, würde es eine internationale Zusammenarbeit brauchen. Eine theoretische Kooperation wäre da möglich, wir wären dann dort aber nur Gast. So eine Großveranstaltung wäre eine Triebfeder für die Infrastruktur. Allerdings wäre der Nutzen für unseren Verband nicht übertrieben groß, da wir auch dann 90 Prozent unserer Vorbereitung am Meer absolvieren würden. Denn dort werden auch die Wettkämpfe ausgetragen."
TAEKWONDO (8/je 4 Männer und Frauen) - ÖTDV (Generalsekretär Martin Danler):
"Wir haben als Verband in Wien nicht so viel Einblick, da wir in Tirol stationiert sind. Aber ich denke, dass es schon möglich sein sollte, Taekwondo etwa in einer Halle wie dem Dusika-Stadion durchzuführen. Eine gemeinsame Halle für die Kampfsportarten wäre aber auch denkbar. Für unseren Verband hätte eine Bewerbung langfristig sicher positive Auswirkungen."
TENNIS (5/je 2 Herren und Damen, dazu Mixed) - ÖTV (Generalsekretär Peter Teuschl):
"Für ein olympisches Tennisturnier fehlt die Infrastruktur in Wien komplett. Man muss auch bedenken, dass es in London für die Paralympics noch eine eigene Tennisanlage gegeben hat. Kaum vorstellbar, wie große die Bedeutung von Olympia in Wien wäre. Wichtig ist die Nachhaltigkeit, es muss ein Großteil der Sitzplätze temporärer Natur sein. Es darf jedenfalls kein fertiges Stadion sein, dass dann nach den Spielen vor sich hinrottet. Das wäre fahrlässig."
TISCHTENNIS (4/Herren und Damen jeweils Einzel, Mannschaft) - ÖTTV (Sportkoordinator Fritz Svoboda):
"Die Werner Schlager Academy gemeinsam mit dem Multiversum wäre als Welttrainingszentrum für das Sportliche natürlich ausreichend, aber von der Zuschauerkapazität nicht. Da braucht man unter 8.000 bis 9.000 Leuten gar nicht rechnen. Wir stoßen da heuer mit der EM schon an die Grenzen, die Kapazität von 3.000 Zuschauern sollte aber reichen. Für Olympia müsste man in eine andere Halle gehen. Von der Organisation her wäre das wegen der geringeren Teilnehmerzahl viel leichter zu organisieren als die EM. Und dann stellt sich die Frage der Nachnutzung."
TRIATHLON (2 - Herren und Damen) - ÖTRV (Generalsekretär Herwig Grabner):
"Die Donauinsel ist für den Schwimmteil gut geeignet, schon alleine von der Wasserqualität her. International üblich ist eine Wechselzone, das könnte vielleicht ein kleines Problem sein. Mit der Radstrecke könnte man in die Stadt am Prater vorbei, ich könnte mir da eine 6-km-Schleife vorstellen. Auch die Verkehrsanbindung wäre mit der U-Bahn sehr gut. Ohne riesigen finanziellen Aufwand wäre auch die Zuschauerfrage zu lösen, sicher müsste man aber ein mobile Tribüne aufstellen."
TURNEN (18/(je 9 Herren und Damen; Kunstturnen, Trampolin, Rhythmische Gymnastik) - ÖFT (Generalsekretär Robert Labner):
"Wenn es gelänge, Olympia nach Wien zu holen, wäre es schon schön. Das würde die Stadt ordentlich verändern. Aber es gibt aktuell in Wien keine Sportanlagen, die olympia-tauglich sind. Und ich bin etwas skeptisch, ob wir das auf die Beine stellen können. Wir würden zumindest ein Riesenstadion brauchen und zur Stadthalle noch eine Multifunktionshalle. Dann noch eine Tennisanlage. Das Dusika-Stadion ist für Olympia nicht geeignet. Aber persönlich und natürlich für den Turnsport würde ich mich freuen, wenn es klappt."
VOLLEYBALL (4 - Herren und Damen, Halle und Beach ) - ÖVV (Präsident Peter Kleinmann) :
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